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Interview mit Andreas Brandhorst zu „Der Riss“

Roman Schleifer plauderte mit Andreas Brandhorst über sein im Oktober 2024 erschienenes Buch »Der Riss«. Unter anderem erzählt Andreas Brandhorste, ob er sich mit seinem Büchern selbst therapiert und wie er damit umgehen würde, wenn wir in einer Simulation leben sollten.

Andreas, was hat dich zu dem Buch inspiriert?

»Der Riss« basiert auf einer Idee, mit der ich schon seit einigen Jahren spiele, aber konkret wurde sie durch eine Nachricht meiner Hacker-Freunde in Amsterdam. Bei Lesungen erzähle ich diese Geschichte, hier kann ich sie nicht wiedergeben, das würde den Rahmen dieses Interviews sprengen. Es lohnt sich also auch deshalb, eine meiner Lesungen zu besuchen! 🙂

Dem stimme ich zu, denn ich kenne die Geschichte. Und außerdem sind deine Lesungen äußerst unterhaltsam.
Apropos Leserunden … Wo kann man dich live erleben?

In meinen Social-Media-Kanälen und auf meiner Webseite weise ich immer wieder auf aktuelle Lesungen hin. In der unmittelbaren Zukunft sind keine geplant, weil ich die nächsten Wochen und Monate aller Wahrscheinlichkeit nach in meiner alten Heimat Italien verbringen werde. Der nächste konkrete Termin wäre der 9. Februar 2025. Dann lese ich im Kino Meppen aus »Der Riss«:
https://www.emsland.com/de/emsland/wlan/detail/Event/e_100894075/andreas-brandhorst—lesung

Wie lange brauchst du von der Idee bis zur Umsetzung? (Hintergrund der Andreas Eschbach braucht für manche Idee bis zu zwanzig Jahre, bis er sie umsetzt).

Das hängt ganz vom Thema ab. Manche Ideen müssen über einen längeren Zeitraum hinweg reifen, bevor sie »bereit« sind. Hinzu kommen dann noch, zumindest bei meinen Wissenschaftsthrillern, aufwendige Recherchen. Derzeit jongliere ich mit zwei Ideen für meinen nächsten großen Thriller, für den ich als Erscheinungstermin Herbst 2026 anpeile – der Hardcover-Roman für Herbst 2025 ist bereits fertig.

Was interessiert dich gerade an dem Thema von »Der Riss«?

Das Gedankenexperiment: Was würde es für uns bedeuten – welche Folgen ergäben sich für uns –, wenn wir tatsächlich in einer Simulation leben? Welche Auswirkungen hätte das auf Religion und Philosophie?

Du hast auf deiner Homepage 2023 geschrieben, dass »Der Riss« das Buch ist, zu dem am meisten recherchiert hast. Wo und wie hast du recherchiert? Und wieso war es so intensiv?

Ich habe mich eingehend mit Religion und Philosophie befasst (siehe auch die vorherige Frage), insbesondere auch mit den Parallelen in Hinblick auf einen künstlichen Ursprung unserer Welt und Vorstellungen von Vorherbestimmung und Fremdkontrolle. Hinzu kamen zahlreiche Recherchen im Bereich der Cyberkriminalität, wobei mir nicht nur meine Hacker-Freunde geholfen haben, sondern auch Kontakte bei der Polizei. Am Ende von »Der Riss« finden sich entsprechende Danksagungen. Wichtig waren auch »direkte Nachforschungen« – nennen wir sie mal so. 🙂 Es gibt nämlich tatsächlich wissenschaftliche Institute, in die viel Geld investiert wird und die der Frage nachgehen, ob wir in einer Simulation leben und wie wir das herausfinden könnten.

Was es nicht alles gibt …
In »Der Riss« zeichnest du ein düsteres Bild der Menschheit, das von Krieg und Niedergang der Zivilisation geprägt ist. Taiwan-Krieg, Krieg zwischen sieben Staaten in Afrika, Russland, das nach der Ukraine auch das Baltikum angegriffen hat, Pakistan und Indien, etc. Auch in den meisten deiner Bücher sieht es nicht gut für die Menschheit aus. Ist das dem nötigen Konflikt in den Büchern geschuldet oder steckt ein negatives Bild über die Menschheit dahinter?

Eigentlich habe ich nur die aktuelle Situation noch ein wenig zugespitzt und dramatisiert. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass die Menschheit auf eine große Krise zusteuert, die letztendlich über Aufstieg oder Fall ihrer Zivilisation entscheidet. Vielleicht geht es genau darum in der Simulation: Wie werden wir mit der großen Krise fertig?

Und hast du so wenig Vertrauen, dass am Ende doch die Intelligenz statt die Dummheit gewinnt?

Bis vor etwa 15 Jahren stieg die durchschnittliche menschliche Intelligenz in der entwickelten Welt aufgrund verbesserter Lebensbedingungen, doch seitdem kehrt sich der Trend um. Neueste Schätzungen gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2050 die Durchschnittsintelligenz des Homo sapiens sapiens auf 86 % des heutigen Werts sinkt. Vielleicht steht uns das bevor: immer dümmere Menschen und immer intelligentere Maschinen.

Verarbeitest du diese Angst in deinen Büchern, sind sie also quasi Therapie?

Nein, meine Romane sind keine Selbsttherapie, bieten mir aber Gelegenheit, in Worte zu fassen, worüber ich gern und lange nachdenke.

Was müssten wir als Menschheit tun, damit wir die Kurve kriegen?

Wir müssten lernen, in einem größeren Zeitrahmen zu denken. Und wir müssten lernen, egomanische Bestrebungen rechtzeitig zu erkennen. Das wäre ein guter Anfang.

Nicht nur die Menschheit, sondern auch die europäische Zentralbank bekommt ihr Fett ab, denn sie wird im Buch einer dreißigprozentigen Inflation nicht Herr. Die ökonomische Welt erstickt und zerbricht an ihren Schulden. Der Kapitalismus kollabiert. Auch in deinem Buch »Das Bitcoin-Komplott« implodiert unser westliches Wirtschaftssystem. Hast du etwas gegen den Kapitalismus?

Unser Wirtschaftssystem basiert auf Schulden. Privatleute wissen, dass Schulden irgendwann bezahlt werden müssen. Bei Staaten scheint sich diese Erkenntnis noch nicht richtig durchgesetzt zu haben. Sie nehmen Kredite auf, um Schulden zu bezahlen, und das geht nur so lange gut, wie die Wirtschaft wächst. Wenn das nicht mehr der Fall ist – und es mehren sich die Stimmen, die von einem Ende des Wachstums sprechen –, werden Staaten unter der enormen Schuldenlast zusammenbrechen. Wenn das geschieht, nicht nur lokal, sondern global, wird uns die Große Depression von 1929 wie ein Kindergeburtstag erscheinen.

Unter dem Strich setzt du dich in vielen deiner Büchern mit der Menschheit und ihrer Entwicklung auseinander. Welche Botschaft soll bei den Lesern ankommen?

Keine. Ich schreibe nicht, um eine Botschaft zu verkünden. Ich möchte spannende Geschichten erzählen und zum Nachdenken anregen.

Zurück zu »Der Riss«: Angenommen, wir würden erkennen, dass wir in einer Simulation leben – wie würden sich das auf die Menschheit auswirken?

Genau das wird in »Der Riss« thematisiert. Darüber möchte ich an dieser Stelle nicht zu viel verraten. 🙂

Noch gebe ich nicht auf: Was denkst du, würden sich moralische und ethische Werte ändern?

Religionen gehen ebenfalls davon aus, dass wir in einer »künstlichen« Welt leben, geschaffen von dem einen oder anderen Gott, der auch uns selbst erschuf. Hier gibt es deutliche Parallelen zur Simulationstheorie. Religionen haben unsere Welt verändert, sie bestimmen bei vielen Menschen Moral und Ethik. Die Erkenntnis, dass wir in einer Simulation leben, hätte vermutlich ähnliche Auswirkungen auf unser philosophisches »Standardmodell«.

Hat sich durch die Recherche in deinem Leben etwas geändert?

Ich habe, wie bei allen meinen Recherchen, Erkenntnisse hinzugewonnen. Das bedeutet mir viel.

Wie würdest du reagieren, wenn du und damit deine Bücher nur computergeneriert sind?

Ich wäre immer noch ich selbst, und ich würde immer noch schreiben. 🙂

Nachdem du mir in einer Mail geschrieben hast, dass wir weder beweisen können, dass wir in einer Simulation leben und, dass wir nicht in einer Simulation leben … was denkst du? Ist alles, also auch unsere Freundschaft nur eine Simulation eines Computerprogramms? Und dieses Interview ebenso? Und auch dein Buch? Schmückst du dich mit fremden Federn?

Ich habe die Bücher geschrieben, auch wenn ich selbst simuliert wäre, es bleiben meine »Federn«. Die Welt um mich herum und damit alles, was sie enthält, bliebe für mich »wahrgenommene Realität«.

Angenommen, wir wären nur Bits und Bytes. Wie viel Rechenleistung wäre wohl nötig, um so eine Simulation zu erschaffen? Und ich meine selbst bei der von dir im Buch beschriebenen adaptiven Skalierung, in der immer nur das Blickfeld generiert und der Rest nicht erschaffen wird.

Mit einem ganz normalen PC sind heute bereits komplexe Simulationen möglich. Unsere Supercomputer simulieren Ursprung und Entwicklung des ganzen Universums. Zukünftige Computergenerationen und KI werden zu erstaunlichen Dingen fähig sein.

Zitat aus deinem Buch: »Menschen arbeiten besser, wenn sie die Wahrheit kennen.« Und? Willst du die Wahrheit wissen?

Ich ziehe die Wahrheit immer und unter allen Umständen der Lüge vor.

In »Der Riss« gibt es eine Gruppe von Transhumanen, die ihren Körper mit künstlichen Hilfsmitteln ergänzen. Wäre das etwas für dich?

Ich halte den Transhumanismus für eine prognostizierbare Entwicklung in der Zukunft. Man denke in diesem Zusammenhang nur an Herzschrittmacher und andere technische Hilfsmittel, die bereits heute implantiert werden und uns länger leben lassen. Die Digitalisierung hält auch hier Einzug. Mithilfe von Chips, Mikroelektronik und KI werden wir leistungsfähiger, körperlich und vielleicht auch geistig, und länger leben. Da ich schon Angst vor einer einfachen Spritze habe, kommt so etwas kaum für mich infrage.

Hm … ich trage ja auch Kontaktlinsen … hm … das geht schon in Richtung Cyborg. Hm …

Nach den Romanen »Das Erwachen« und »Die Eskalation«, in denen du dich mit der Entstehung und dem Wirken einer Maschinenintelligenz beschäftigst, spielt in »Der Riss« erneut eine künstliche Intelligenz eine Hauptrolle. Du versetzt dich als Autor in diesen drei Büchern in die künstliche Intelligenz bzw. die Maschinenintelligenz. Wie kannst du nachvollziehen, wie sie denken?

Das kann ich nicht. 🙂 Echte Maschinenintelligenz wird auf eine Weise denken, die uns Menschen völlig fremd bleibt. Wenn wir eines Tages biologischer extraterrestrischer Intelligenz begegnen, so wird sie uns vertrauter sein als intelligente Maschinen. Was ich in den genannten Romanen beschreibe, sind Annäherungen, die dem Leser ein Bild von Fremdartigkeit vermitteln sollen.

Du erwähnst das Voynich-Manuskript. Was hat es mit dieser Erwähnung auf sich? Immerhin trägt sie nichts zur Story bei.

Wer weiß, vielleicht kommt das Voynich-Manuskript aus einem »Riss«. 🙂 Es handelt sich dabei um eine der »Seltsamkeiten« in unserer Welt.

Anmerkung:  siehe:
https://de.wikipedia.org/wiki/Voynich-Manuskript

Deine Hauptfigur Flynn Darkster war bereits als Kind vom Weltraum und seinen Geheimnissen fasziniert gewesen. Wie war das bei dir?

Genauso. Der Blick hinauf zu den Sternen und die Frage nach all den Mysterien dort draußen, haben mich von Kindesbeinen an beschäftigt.

Am 19. November hast du die Keynote zum Heise IT Summit in München gehalten, in der du über die Herausforderungen unserer Gegenwart gesprochen hast: künstliche Intelligenz und die Digitalisierung unseres Alltagslebens. Wie kamst du zu der Ehre?

Solche Vorträge halte ich seit einigen Jahren immer häufiger, es folgt eine Einladung der anderen. Meine dadurch gewachsenen Kontakte in den Welten von Wirtschaft, Industrie und IT helfen mir auch bei Recherchen.

Dieses Jahr gab es für dich eine ganz besondere Premiere: Die Kantaki-Trilogie wurde auf Englisch übersetzt. Wie stolz bist du darauf? Und wie läuft dort das Marketing? Wirst du Leserunden machen?

Es freut mich sehr, auch auf dem englischsprachigen Markt präsent zu sein. Und wer weiß, vielleicht gibt es irgendwann auch eine Lesereise. Ich fürchte allerdings, dazu müsste ich wieder ins Flugzeug steigen … 🙂

Da sag ich nur: Science Fiction-Autor 😉

Sind weitere Übersetzungen geplant?

Ja.

Was ist dein nächstes Projekt?

Im Sommer 2025 erscheint bei Heyne »Origin«, eine Science-Fiction-Trilogie in Zusammenarbeit mit Joshua Tree und Brandon Q. Morris. Im Herbst 2025 kommt bei Heyne mein nächster Hardcover-Thriller, der bereits fertig ist, dessen Titel ich aber noch nicht nenne, weil er vielleicht zu viel verraten würde. Für 2026 und 2027 ist die Science-Fiction-Trilogie »Eternia« geplant, die ich allein schreiben werde – ich verspreche großes kosmisches Kino! Und ich habe mit Recherchen für den nächsten Wissenschaftsthriller begonnen, bei dem ich mich zwischen zwei Themen entscheiden muss.

Andreas, danke für deine Zeit

Offizielle Homepage von Andreas Brandhorst:
https://www.andreasbrandhorst.de

Hier gehts zur offiziellen Seite von »Der Riss«:
https://www.penguin.de/buecher/andreas-brandhorst-der-riss/buch/9783453274822

 

Interview mit Andreas Brandhorst zu „Mars Discovery“

Spiegel-Bestseller-Autor Andreas Brandhorst spricht mit Roman Schleifer über seine Bücher »Mars Discovery« und »Sleepless« . Unter anderem verrät Andreas, wie sich Stories für ihn entfalten und welche Gedanken er hätte, stünde er so wie die Helden von »Mars Discovery« an seinem eigenen Grab.

 

Mit »Mars Discovery« setzt du die Streiflichter fort, die in deinem Spiegel-Bestseller »Das Erwachen« begannen und in »Die Eskalation« fortgeführt wurden. In diesen Streiflichtern geht es um die erste bemannte Marsmission.
War von Anfang an ein eigenes Buch geplant?

Nein, das war nicht von Anfang an geplant. Die Idee kam mir beim Schreiben der Streiflichter, als die Figuren immer mehr Tiefe bekamen und mit ihnen auch ihre eigene, besondere Geschichte. Außerdem bekam ich nach »Das Erwachen« zahlreiche Anfragen von Lesern, die fragten, wie es denn mit der Mars Discovery weiterginge.

Wie haben sich diese Streiflichter letztendlich dann zu einem eigenständigen Buch entwickelt?

Konkret wurde das Projekt während der Arbeit an »Die Eskalation«. Als ich in diesem Roman die Streiflichter um die Mars Discovery fortsetzte, reifte die Idee heran, einen eigenständigen Roman daraus zu machen. Da begann bereits die Planung.

In gewisser Weise ist »Mars Discovery« Teil 3 mit der Geschichte über die Maschinenintelligenz Smiley oder Goliath (siehe Interviews
https://www.proc.org/interview-mit-bestseller-autor-andreas-brandhorst-gefuehrt-von-roman-schleifer
und
https://www.proc.org/interview-mit-andreas-brandhorst-zu-seinem-roman-die-eskalation).
Haben wir eine Chance auf Teil 4?

Eigentlich gibt es Teil 4 bereits, erschienen vor den anderen Romanen: »Das Schiff«. Aber abgesehen davon wird es keine Fortsetzung geben, die Geschichte ist erzählt.

Genau genommen ist das Buch zweigeteilt. Einmal die Erlebnisse auf dem Mars der – im weitesten Sinne Gegenwart – und danach bietest du uns die epochale Science Fiction, die wir von anderen Büchern gewohnt sind. Welche der beiden Genres macht dir mehr Spaß?

Ich mag es, wenn sich eine Geschichte immer mehr öffnet, wenn sie klein beginnt und immer größer und größer wird. Das war beim Schreiben von »Mars Discovery« ein besonderer Reiz für mich. Sowohl die »kleinen« Szenen auf Erde und Mars haben mich fasziniert als auch die »großen« in den Weiten des Kosmos. Es ist dabei nicht leicht, ein Gefühl für die richtige Perspektive zu behalten.

Eleonora Delle Grazie ist wie alle deine Helden eine tragische Figur. Als Kind verliert sie ausgerechnet bei einem Unfall in der Raumfahrt ihre Eltern, wird schließlich mit viel Durchhaltevermögen Kommandantin der bemannten Marsmission, um danach die Jahrtausende zu durchwandern. Können gute Figuren für gute Storys nur tragisch sein?

Sind Heldinnen und Helden nicht immer zumindest ein wenig tragisch? Eleonora ist vor allem eine Person, die ihrer Verantwortung gerecht wird. Sie verwirklicht ihren Traum, die Erde zu verlassen und zum Mars zu fliegen, ohne zunächst zu ahnen, dass der Rote Planet nur die erste Etappe einer langen, langen Reise durch Raum und Zeit wird. Sie ist ein Mensch, der nicht nur an sich selbst denkt, an die eigenen Wünsche, sondern sich seiner Verantwortung stellt. Das ist keine Tragik, sondern Größe. Eleonora wächst im Lauf der Handlung über sich hinaus und zeigt die besten Seiten ihres Menschseins sogar dann, als sie sich immer mehr von ihrem eigentlichen menschlichen Ursprung entfernt.

Bei der Marsmission gibt es eine internationale Zusammenarbeit, dennoch kocht irgendwie jeder sein Süppchen. Sind wir Menschen so? Haben wir keine Chance, uns wirklich zu vertrauen?

Die Crew ist zu Anfang durchaus eine verschworene Gemeinschaft mit einem gemeinsamen Ziel. Doch dann geschehen Dinge, die alles verändern, auch die Crewmitglieder. Die Unterschiede und Konflikte gehen nicht auf die verschiedenen Nationalitäten zurück, sondern auf charakterliche Eigenheiten. Jeder Mensch ist anders. Jeder reagiert anders, wenn es zu kritischen Situationen kommt.

Im zweiten Teil des Buches erfahren wir von einem Krieg, der das ganze Universum durchzogen hat. Auch dieses Motiv zieht sich durch viele deiner Bücher. Ich bin immer wieder erstaunt, mit welchen neuen, faszinierenden Hintergründen du dieses Kriegsmotiv versiehst. Was denkst du? Hast du alle Varianten durch?

Ich würde nicht von »Krieg« sprechen, sondern von »Konflikt«, und darum geht es praktisch in jedem Roman, ob Science Fiction oder nicht: um Konflikte auf persönlicher, nationaler oder globaler Ebene. Ich liebe die großen Bilder auf der riesigen Bühne des Universums, und deshalb sind die Konflikte, um die es in meinen Science-Fiction-Romanen geht, manchmal kosmischer Natur. Und nein, ich habe noch längst nicht alle Varianten durch. In einem unendlichen Universum gibt es unendlich viele Möglichkeiten … 🙂

Du nutzt bei »Mars Discovery« die Chance, offene Fäden aus einem anderen Buch zu verknüpfen und diese Geschichte zumindest teilabzuschließen. (Ich nenne das Buch bewusst nicht, um einen Spoiler zu vermeiden). Wie wichtig ist dir, dass die Bücher so richtig abgeschlossen sind?

Ich habe den Roman in der Antwort auf eine andere Frage (siehe oben) genannt und glaube nicht, dass ich dabei zu viel über Inhalt und Verzweigungen der Geschichte verraten habe. 🙂 Wie dem auch sei, die Handlung der einzelnen Romane sollte natürlich abgeschlossen sein, wenn es sich nicht explizit um eine Fortsetzungsgeschichte handelt. Aber das bedeutet nicht, dass keine Brücken und Verbindungen zu anderen Romanen existieren dürfen. Ich mag so etwas, die »Verknüpfung von Universen«: Manchmal schreibe ich in einem Roman ganz bewusst etwas, das keine zentrale Rolle in der aktuellen Handlung spielt, von dem ich jedoch weiß, dass ich darauf in einem ganz anderen Roman zurückgreifen werde.

Wenn ich so nachdenke, könntest du bei vielen Büchern weiterschreiben, um den erweiterten Erzählstrang oder das Setting zu beenden. An welchem Erzählstrang deiner bisherigen Bücher willst du auf jeden Fall weiterschreiben?

»Auf jeden Fall« an keinem. Es sind immer Möglichkeiten, Türen, die ich öffnen könnte, um herauszufinden, was sich dahinter befindet. Manchmal sind mir die Figuren eines Romans auch so sehr ans Herz gewachsen, dass ich mich nach dem letzten geschriebenen Satz frage: Wie könnte es mit ihnen weitergehen? So ist es mir bei Rieker und Black Lily in »Sleepless« ergangen.

Da hake ich doch glatt nach, nachdem ich »Sleepless« fertig gelesen habe…
Welche Fähigkeit aus deinem Privatleben hat dir geholfen, »Mars Discovery« zu schreiben?

Durchhaltevermögen und Disziplin. Gerade die zweite Hälfte von »Mars Discovery« war alles andere als einfach zu schreiben, und zur gleichen Zeit steckte ich in den Vorbereitungen für »Sleepless«, die Texte für die E-Books und Hörbücher. Das war eine besondere Herausforderung.

Eleonora steht an ihrem eigenen Grab … wie würde es dir in so einer Situation gehen? Welche Gedanken hättest du in dieser Situation?

Ich schätze, ich hätte allen Grund, über mein Leben nachzudenken und mich zu fragen, ob ich immer und überall den richtigen Weg eingeschlagen habe.

Am Ende des Buches stößt Eleonora auf eine unendliche Schlacht. Wie bist du auf diese Idee gekommen?

Sie passt ins kosmische Bild. Ich denke beim Schreiben oft in solchen Bildern und sehe die Handlung wie Szenen eines Films.

Seit Ende Juli 2021 ist dein Buch »Sleepless« im Laden und in den ebook-Stores. Hierzu hast du mir  bereits ein paar Fragen beantwortet.
https://www.proc.org/interview-mit-andreas-brandhorst-zu-seinem-roman-die-eskalation
Mittlerweile bin ich bei einem Drittel des Buches angelangt und nutze die Gelegenheit für weitere Fragen:
Ich verstehe, wieso du gern eine Black Lily in deinem Leben gehabt hättest … wobei … was nicht ist, kann ja noch werden…

Ich hätte mich sehr, sehr gefreut, wenn das früher der Fall gewesen wäre. Inzwischen ist es ein bisschen spät dafür. Ich bin 65.

Ein Jahr noch, dann fängt das Leben doch erst an …

Bin gespannt, ob es tatsächlich so ist. Es dauert ja nicht mehr lange, ich kann bald berichten 🙂

»Sleepless« besteht aus einer Vergangenheitsebene und einer Gegenwartsebene. Werden beide zusammenlaufen?

Tun sie, ja. Zum Schluss ergibt alles ein großes Bild.

Kommissar Alexander Rieker ist ein Mann, der seine eigenen Prinzipien höher bewertet als das Gesetz. Wie handhabst du das?

Man muss sich selbst treu bleiben, das ist einer der wichtigsten Grundsätze im Leben. Man sollte immer so handeln, dass man später nicht bereut, so gehandelt zu haben. Rieker macht genau das. Er ist durch und durch integer.

Noch etwas Skuriles zum Abschluß: »Sleepless« war wenige Tage nach dem Erscheinen bereits die Nr. 17 in Männerratgebern auf Amazon …. äh … wie erklärst du dir diese Platzierung?

Ich nehme an, Amazons KI hat ihre besonderen Gründe für diese Bewertung. 🙂

Andreas, danke für deine Zeit.

Offizielle Homepage von Andreas  Brandhorst:
http://www.andreasbrandhorst.de

Offizielle Verlags-Homepage zu Mars Discovery:
https://www.piper.de/buecher/mars-discovery-isbn-978-3-492-70513-4

Offizielle Verlags-Homepage zu Sleepless:
https://www.piper.de/buecher/sleepless-isbn-978-3-492-06230-5

 

 

Interview mit Andreas Brandhorst zu seinem Roman „Die Eskalation“

Interview mit Andreas Brandhorst zu seinem Buch »Die Eskalation«, dem Nachfolger des Spiegel-Bestsellers »Das Erwachen« und zu seinem Ende Juli 2021 erschienen Buch »Sleepless«. Er plaudert mit Roman Schleifer darüber, wie die Menschheit mit Freiheitsentzug umgehen würde und was wir tun würden, falls wir nicht mehr arbeiten müssten.

»Die Erde gehört nicht mehr den Menschen.«
So beginnt dein Buch »Die Eskalation«, in dem du die Geschichte um die erwachte Maschinenintelligenz aus dem Spiegel-Bestseller »Das Erwachen« fortführst. Smiley oder Goliath (je nach Wertung für die Maschinenintelligenz) hat die Nationalstaaten aufgelöst, lokale Verwaltungsgeräte übernehmen die Verteilung von Lebensmittel und all die anderen lebensnotwendigen Dinge. Die Maschinenintelligenz nutzt den Großteil der industriellen, technologischen und wissenschaftlichen Ressourcen für sich selbst. Das klingt ja erstmal wie ein angenehmes Leben. Niemand hungert, niemand muss mehr den schnöden Mammon nachhecheln, es gibt keine Kriege und auch Kriminalität zahlt sich nicht mehr aus. Wie kann man – so wie die Widerstandsbewegung mit Namen Camelot – etwas dagegen haben?

Eine kleine Minderheit hat etwas dagegen, Angehörige der früheren Eliten, Menschen, die Macht, Reichtum und alle damit einhergehenden Privilegien genossen. Sie wollen nicht mit der breiten Masse gleichgestellt sein und suchen nach Wegen, die alten Hierarchien wiederherzustellen, mit ihnen an der Spitze. Um ihre Ziele zu erreichen, nutzen sie die bei Mächtigen sehr beliebten Werkzeuge der Demagogie und Lüge. Aber sie haben es schwerer als früher, denn der Mensch ist nicht mehr die dominierende intelligente Spezies des Planeten Erde.

Camelots Ziel ist die Ausschaltung der Maschinenintelligenz, um danach eine Welt ohne Computer zu errichten, sprich die Menschen sozusagen zurück ans Ende des 19. Jahrhunderts zu führen. Wie lange würde dieser Rückschritt wohl halten? Ist der Zwang des schneller, weiter, höher nicht stärker als die Angst vor einer weiteren Maschinenintelligenz?

Das kommt darauf an, wie überzeugend die Verschwörer lügen können und wie rigoros sie gegen alle vorgehen, die Technik als ein Mittel verstehen, sich das tägliche Leben zu erleichtern. Man nehme nur die Taliban in Afghanistan und bestimmte christliche Fundamentalisten in den USA. Sie alle träumen von einer einfachen, überschaubaren, sprich primitiven Welt, in der niemand ihre Macht infrage stellen kann, weil niemand die (technischen) Mittel hat, sie infrage zu stellen. Camelot beklagt unter anderem den Verlust der Freiheit.

Freiheit ist für uns Menschen – zumindest für jene, die wirtschaftlich abgesichert sind – ein hohes Gut. Andererseits gab es in der Geschichte der Menschheit immer wieder Einzelpersonen als Anführer, die von der Masse angehimmelt wurden. Das spiegelt sich auch in deinem Buch wieder. Es gibt eine Gruppe, die die Maschinenintelligenz geradezu religiös verehrt. Sind wir in dieser Hinsicht nicht mehr zu retten?

Freiheit ist kein absoluter, sondern ein relativer Begriff. Man sollte sich immer fragen: Freiheit für wen und wozu? Die Freiheit der Mächtigen und der Eliten ist eine andere als die der Unterdrückten und einfachen Leute. Zu bedenken ist auch: Der Begriff Freiheit steht in Zusammenhang mit dem der Selbstverwirklichung. Es gibt Menschen, die sich nicht unfrei fühlen, wenn sie alle wichtigen Entscheidungen jemand anders überlassen. Das ist der fruchtbare Boden für Diktatoren aller Art, und auch für Religion. Indem wir ermöglichen, dass sich Künstliche Intelligenz zu echter Maschinenintelligenz entwickelt, erschaffen die Menschen ihren eigenen Gott. Manche werden ihn tatsächlich verehren und nur zu gern bereit sein, ihm alle wichtigen Entscheidungen zu überlassen, weil es weniger Verantwortung für sie selbst bedeutet, sozusagen »Freiheit von Verantwortung«. Übrigens: In den USA gibt es erste Kirchen, die Künstliche Intelligenz als Gott verehren.

In deiner Fortsetzung treffen wir auf neue Figuren, lesen aber auch von bekannten Figuren, wie Viktoria Jorun Dahl, die eine Art Bindeglied zur Maschinenintelligenz auf Seiten der Menschen geworden ist. Wie verbunden fühlst du dich mit deinen Figuren?

Ich fühle mich sehr verbunden mit ihnen. Sie sind ein Teil von mir, ich lebe mit ihnen, wenn ich schreibe und abseits des Schreibens über sie und ihren Werdegang nachdenke. Manchmal fühlt sich diese Verbundenheit wie echte Freundschaft an. Es kommt vor, dass eine sehr intensive Beziehung entsteht, wie zum Beispiel bei »Sleepless«, bei Rieker und Black Lily. Gelegentlich dachte ich beim Schreiben: Ich hätte gern eine Black Lily (oder eine Dakota wie in »Das Bitcoin-Komplott«, Fischer, Februar 2022) in meinem Leben gehabt, aber leider ist es nicht dazu gekommen.

Zitat: »Auch hier haben die meisten Leute aufgehört zu arbeiten. Sie laufen umher und wissen nichts mit ihrer Zeit anzufangen.« Ist es wirklich so hoffnungslos?

Nein, ist es nicht. Es kommt darauf an, wer das sagt und in welchem Kontext. Die meisten Menschen wären sehr zufrieden damit, nicht mehr arbeiten zu müssen und ihr Leben den Dingen widmen zu können, die sie interessieren. #

Du stellst die Frage, wie viele Menschen zurück in die Welt wollen, in der wirtschaftliche Zwänge, Hunger, Kriminalität und Krieg Teil des Lebens sind. Was denkst du, wie würden sich die Deutschen entscheiden, wären sie vor die Wahl gestellt?

Da die Deutschen viel von Ordnung und Regeln und dergleichen halten, würden sie sich vielleicht für ein Leben unter der »großen Führung« der Maschinenintelligenz entscheiden, wenn sie frei wählen könnten.
Scherz beiseite: Ich glaube, die meisten Menschen, ob deutsch oder nicht, würden es ablehnen, die Umstände ihres Lebens von einer Maschine bestimmen zu lassen. Selbst wenn das Vorteile brächte und Hunger, Armut und Kriege besiegen würde. Und genau dieser eigentlich irrationale Aspekt des Menschen könnte die Maschinenintelligenz veranlassen, uns zu unserem Glück zu zwingen.

Arrangieren wir uns nicht immer mit dem Status Quo? Sind wir Menschen nicht immer auf die eine oder andere Weise Opportunisten?

Ich habe eben von freier Entscheidung gesprochen, was bedeutet, dass es eine Wahl gibt. Aber vermutlich wird der Übergang schleichend erfolgen, ohne dass es uns zunächst bewusst wird. Schon jetzt berühren Algorithmen in der einen oder anderen Form viele Aspekte unseres Lebens, und das wird in naher Zukunft noch in einem viel größeren Ausmaß der Fall sein. Viele Menschen werden sich damit arrangieren, wie wir in China beobachten können. Und wer in einem solchen System aufwächst, hält es ohnehin für völlig normal.

Du nennst die Maschinenintelligenz den großen Gleichmacher, weil es ohne Geld keine Klassenunterschiede mehr gibt. Sind wir aus deiner Sicht wirklich so materialistisch?

Ja, das sind wir tatsächlich. Wir leben in einer kapitalistisch geprägten Welt, in der Geld und Besitztümer wichtiger sind als alles andere. Das Materielle wird zur Norm erhoben, zum Maßstab aller Dinge, und das Geistige existiert vor allem in der Rolle als Werkzeug dazu. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber sie sind leider in der Minderzahl. In dieser Hinsicht sollte sich schleunigst etwas ändern, denn wir sind dabei, die Menschheit mit unserer rein materiellen, opportunistischen Orientierung in den »großen Filter« zu steuern, der bei Überlegungen in Hinsicht auf außerirdische Intelligenz eine wichtige Rolle spielt. Nach diesen Theorien gibt es »Filter«, Hürden, die eine Zivilisation überwinden muss, um sich weiterzuentwickeln. Scheitert sie an den Hürden, wird sie »ausgefiltert«, sie stirbt aus, ohne jemals auf der galaktischen Bühne zu erscheinen. Wir riskieren ein solches Schicksal gleich in mehrfacher Hinsicht. Die Klimakrise ist nur ein Aspekt davon. Maschinenintelligenz hilft uns vielleicht, über uns selbst hinauszuwachsen und die Problem, die einen »großen Filter« bilden könnten, zu lösen.

Du stellst die These auf, dass die Menschheit stagniert, weil die Leute kein Motivation mehr haben, etwas zu erfinden, eben mangels Bezahlung. Es gab in der Geschichte der Menschheit immer wieder kurze Phasen, in denen lokal Geld mit Ablaufdatum eingeführt wurde. Da florierten die Künste. Damit wäre das doch die Gelegenheit für die Menschen in deinem Buch, endlich das zu tun, was sie schon immer tun wollten.

Nein, nicht ich stelle diese These auf, sondern eine meiner Figuren. 🙂 Und sie ist falsch. Ich bin davon überzeugt, dass die Menschen mit mehr Zeit (und auch mit größerer finanzieller Unabhängigkeit) zufriedener und kreativer wären. Dafür gibt es Beispiele zum Beispiel bei Experimenten mit einem bedingungslosen Grundeinkommen.

In deinem Buch geht der Plan einer ethnischen Säuberung durch einen unfruchtbar machendes Virus fehl und betrifft plötzlich die ganze Menschheit. Diese Idee wird alle Corona-Weltverschwörer nicken lassen. Ist es vorstellbar, dass es auf dem Planeten tatsächlich eine Gruppe gibt, die durch ein Virus bestimmte Menschen ermorden wollen?

Mit den so genannten Querdenkern, die eigentlich Querulanten sind, und irgendwelchen Corona-Weltverschwörern habe ich natürlich nichts am Hut. Aber seit vielen Jahren werden Viren als (biologische) Waffen entwickelt, ich denke, es wäre der Traum aller neuen und alten Nazis: Man nehme ein geeignetes Virus und rotte damit alle »Untermenschen« aus, ohne sich selbst die Hände schmutzig zu machen.

Die Identität von Isaac, dem großen Gegenspieler der Maschinenintelligenz, bleibt bis zum Schluss verborgen. Ich will jetzt nicht spoilern, aber war das für dich die nächstliegende Entwicklung der Figur?

Ja, die Entwicklung passt zu der Figur, und gleichzeitig dürfte es für manchen Leser eine Überraschung sein. Eine gute Mischung, finde ich.

Im Laufe der Story zeichnest du ein düsteres Bild der Menschheit. Bewaffnete Horden kontrollieren einzelne Städte. Wird sich am Ende immer das Böse durchsetzen?

Wenn wir ihm Gelegenheit dazu bieten – ja. Ob sich das Böse durchsetzt, hängt nicht davon ab, wie die Würfel fallen. Es kommt dabei auf jeden Einzelnen von uns an. Und es heißt nicht umsonst: Wehret den Anfängen! Wenn wir nicht einfach nur zusehen, sondern Stellung beziehen, wenn wir »klare Kante« zeigen, wie wir in Norddeutschland sagen, stößt das Böse gegen eine Mauer, die es nicht durchbrechen kann.

Mit »Sleepless« ist Ende Juli 2021 dein neues Buch erschienen. Der Klappentext liest sich vielversprechend:

Ein neues Medikament kommt auf den Markt: Sleepless. Es bietet Menschen die Möglichkeit, auf Schlaf zu verzichten, ohne müde zu werden. Der Hersteller, ein pharmazeutisches und biotechnologisches Start-up in Hamburg namens Harmony, möchte viel Geld damit verdienen. Doch wie verändert sich das Leben der Menschen durch den Konsum? Wie verändert sich unsere Gesellschaft, wenn die Menschen 24 Stunden am Tag aktiv bleiben? Schon bald stellt sich heraus, dass die Schlaflosigkeit, die den Menschen mehr bewusste Lebenszeit gibt, nicht ohne Folgen bleibt …

Erzähl uns etwas zum Hintergrund der Story.

Ich dachte mir: Wäre es nicht toll, nicht mehr schlafen zu müssen? Dieser Gedanke bildet die Basis der Geschichte, gewissermaßen den fruchtbaren Boden, aus dem alles andere sprießt. Nicht mehr zu schlafen, immer wach zu sein, ohne müde zu werden, ohne irgendwann schlappzumachen … Ist das nicht eine verlockende Vorstellung? Jeder von uns bekäme sieben bis acht Stunden zusätzliche aktive, bewusste Lebenszeit. Unser Leben wäre ein ganzes Stück länger und vielfältiger. Wir hätten viel mehr Zeit für all die Dinge, die uns interessieren. Was würde so etwas für unsere Gesellschaft bedeuten, für das Leben in den Städten, für Industrie und Kultur? Und was, wenn wir für das Mehr an Leben und Aktivität einen hohen Preis bezahlen müssten?

Was müssen wir über den Held/die Heldin wissen?

Vielleicht könnte man Alexander Rieker und Black Lily als »Held« und »Heldin« des Romans bezeichnen, auch wenn es noch andere sehr interessante Figuren gibt. Nur so viel zu ihnen: Beide sind mir beim Schreiben so sehr ans Herz gewachsen, dass selbst ich mich als Autor gefragt habe, wie es wohl nach dem Schluss mit ihnen weitergehen könnte. Und noch dies: Ich hätte gern eine Black Lily in meinem Leben gehabt, aber dazu ist es leider nicht gekommen.

Würdest du zu so einem Medikament greifen, um mehr Zeit zu haben, mehr Projekte umzusetzen?

Ich bin aus Prinzip gegen »Gehirndoping« in irgendeiner Form und sowieso gegen Drogen aller Art. So trinke und rauche ich zum Beispiel nicht. Aber wenn es tatsächlich ein Mittel gäbe, das uns das eine Drittel unseres Lebens, das wir dem Schlaf widmen, als aktive Lebenszeit schenken würde … Ja, ich denke, dann wäre ich nur zu gern bereit, das Angebot anzunehmen.

Andreas, danke für deine Zeit.

Hier gehts  zur offizellen Verlagsseite:

Die Eskalation: https://www.piper.de/buecher/die-eskalation-isbn-978-3-492-06185-8

Sleepless: https://www.piper.de/buecher/sleepless-isbn-978-3-492-06230-5

Interview mit Andreas Brandhorst zu seinem Buch »Die Eskalation«, dem Nachfolger des Spiegel-Bestsellers »Das Erwachen« und zu seinem Ende Juli 2021 erschienen Buch »Sleepless«. Er plaudert mit Roman Schleifer darüber, wie die Menschheit mit Freiheitsentzug umgehen würde und was wir tun würden, falls wir nicht mehr arbeiten müssten.

»Die Erde gehört nicht mehr den Menschen.«
So beginnt dein Buch »Die Eskalation«, in dem du die Geschichte um die erwachte Maschinenintelligenz aus dem Spiegel-Bestseller »Das Erwachen« fortführst. Smiley oder Goliath (je nach Wertung für die Maschinenintelligenz) hat die Nationalstaaten aufgelöst, lokale Verwaltungsgeräte übernehmen die Verteilung von Lebensmittel und all die anderen lebensnotwendigen Dinge. Die Maschinenintelligenz nutzt den Großteil der industriellen, technologischen und wissenschaftlichen Ressourcen für sich selbst. Das klingt ja erstmal wie ein angenehmes Leben. Niemand hungert, niemand muss mehr den schnöden Mammon nachhecheln, es gibt keine Kriege und auch Kriminalität zahlt sich nicht mehr aus. Wie kann man – so wie die Widerstandsbewegung mit Namen Camelot – etwas dagegen haben?

Eine kleine Minderheit hat etwas dagegen, Angehörige der früheren Eliten, Menschen, die Macht, Reichtum und alle damit einhergehenden Privilegien genossen. Sie wollen nicht mit der breiten Masse gleichgestellt sein und suchen nach Wegen, die alten Hierarchien wiederherzustellen, mit ihnen an der Spitze. Um ihre Ziele zu erreichen, nutzen sie die bei Mächtigen sehr beliebten Werkzeuge der Demagogie und Lüge. Aber sie haben es schwerer als früher, denn der Mensch ist nicht mehr die dominierende intelligente Spezies des Planeten Erde.

Camelots Ziel ist die Ausschaltung der Maschinenintelligenz, um danach eine Welt ohne Computer zu errichten, sprich die Menschen sozusagen zurück ans Ende des 19. Jahrhunderts zu führen. Wie lange würde dieser Rückschritt wohl halten? Ist der Zwang des schneller, weiter, höher nicht stärker als die Angst vor einer weiteren Maschinenintelligenz?

Das kommt darauf an, wie überzeugend die Verschwörer lügen können und wie rigoros sie gegen alle vorgehen, die Technik als ein Mittel verstehen, sich das tägliche Leben zu erleichtern. Man nehme nur die Taliban in Afghanistan und bestimmte christliche Fundamentalisten in den USA. Sie alle träumen von einer einfachen, überschaubaren, sprich primitiven Welt, in der niemand ihre Macht infrage stellen kann, weil niemand die (technischen) Mittel hat, sie infrage zu stellen. Camelot beklagt unter anderem den Verlust der Freiheit.

Freiheit ist für uns Menschen – zumindest für jene, die wirtschaftlich abgesichert sind – ein hohes Gut. Andererseits gab es in der Geschichte der Menschheit immer wieder Einzelpersonen als Anführer, die von der Masse angehimmelt wurden. Das spiegelt sich auch in deinem Buch wieder. Es gibt eine Gruppe, die die Maschinenintelligenz geradezu religiös verehrt. Sind wir in dieser Hinsicht nicht mehr zu retten?

Freiheit ist kein absoluter, sondern ein relativer Begriff. Man sollte sich immer fragen: Freiheit für wen und wozu? Die Freiheit der Mächtigen und der Eliten ist eine andere als die der Unterdrückten und einfachen Leute. Zu bedenken ist auch: Der Begriff Freiheit steht in Zusammenhang mit dem der Selbstverwirklichung. Es gibt Menschen, die sich nicht unfrei fühlen, wenn sie alle wichtigen Entscheidungen jemand anders überlassen. Das ist der fruchtbare Boden für Diktatoren aller Art, und auch für Religion. Indem wir ermöglichen, dass sich Künstliche Intelligenz zu echter Maschinenintelligenz entwickelt, erschaffen die Menschen ihren eigenen Gott. Manche werden ihn tatsächlich verehren und nur zu gern bereit sein, ihm alle wichtigen Entscheidungen zu überlassen, weil es weniger Verantwortung für sie selbst bedeutet, sozusagen »Freiheit von Verantwortung«. Übrigens: In den USA gibt es erste Kirchen, die Künstliche Intelligenz als Gott verehren.

In deiner Fortsetzung treffen wir auf neue Figuren, lesen aber auch von bekannten Figuren, wie Viktoria Jorun Dahl, die eine Art Bindeglied zur Maschinenintelligenz auf Seiten der Menschen geworden ist. Wie verbunden fühlst du dich mit deinen Figuren?

Ich fühle mich sehr verbunden mit ihnen. Sie sind ein Teil von mir, ich lebe mit ihnen, wenn ich schreibe und abseits des Schreibens über sie und ihren Werdegang nachdenke. Manchmal fühlt sich diese Verbundenheit wie echte Freundschaft an. Es kommt vor, dass eine sehr intensive Beziehung entsteht, wie zum Beispiel bei »Sleepless«, bei Rieker und Black Lily. Gelegentlich dachte ich beim Schreiben: Ich hätte gern eine Black Lily (oder eine Dakota wie in »Das Bitcoin-Komplott«, Fischer, Februar 2022) in meinem Leben gehabt, aber leider ist es nicht dazu gekommen.

Zitat: »Auch hier haben die meisten Leute aufgehört zu arbeiten. Sie laufen umher und wissen nichts mit ihrer Zeit anzufangen.« Ist es wirklich so hoffnungslos?

Nein, ist es nicht. Es kommt darauf an, wer das sagt und in welchem Kontext. Die meisten Menschen wären sehr zufrieden damit, nicht mehr arbeiten zu müssen und ihr Leben den Dingen widmen zu können, die sie interessieren. #

Du stellst die Frage, wie viele Menschen zurück in die Welt wollen, in der wirtschaftliche Zwänge, Hunger, Kriminalität und Krieg Teil des Lebens sind. Was denkst du, wie würden sich die Deutschen entscheiden, wären sie vor die Wahl gestellt?

Da die Deutschen viel von Ordnung und Regeln und dergleichen halten, würden sie sich vielleicht für ein Leben unter der »großen Führung« der Maschinenintelligenz entscheiden, wenn sie frei wählen könnten.
Scherz beiseite: Ich glaube, die meisten Menschen, ob deutsch oder nicht, würden es ablehnen, die Umstände ihres Lebens von einer Maschine bestimmen zu lassen. Selbst wenn das Vorteile brächte und Hunger, Armut und Kriege besiegen würde. Und genau dieser eigentlich irrationale Aspekt des Menschen könnte die Maschinenintelligenz veranlassen, uns zu unserem Glück zu zwingen.

Arrangieren wir uns nicht immer mit dem Status Quo? Sind wir Menschen nicht immer auf die eine oder andere Weise Opportunisten?

Ich habe eben von freier Entscheidung gesprochen, was bedeutet, dass es eine Wahl gibt. Aber vermutlich wird der Übergang schleichend erfolgen, ohne dass es uns zunächst bewusst wird. Schon jetzt berühren Algorithmen in der einen oder anderen Form viele Aspekte unseres Lebens, und das wird in naher Zukunft noch in einem viel größeren Ausmaß der Fall sein. Viele Menschen werden sich damit arrangieren, wie wir in China beobachten können. Und wer in einem solchen System aufwächst, hält es ohnehin für völlig normal.

Du nennst die Maschinenintelligenz den großen Gleichmacher, weil es ohne Geld keine Klassenunterschiede mehr gibt. Sind wir aus deiner Sicht wirklich so materialistisch?

Ja, das sind wir tatsächlich. Wir leben in einer kapitalistisch geprägten Welt, in der Geld und Besitztümer wichtiger sind als alles andere. Das Materielle wird zur Norm erhoben, zum Maßstab aller Dinge, und das Geistige existiert vor allem in der Rolle als Werkzeug dazu. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber sie sind leider in der Minderzahl. In dieser Hinsicht sollte sich schleunigst etwas ändern, denn wir sind dabei, die Menschheit mit unserer rein materiellen, opportunistischen Orientierung in den »großen Filter« zu steuern, der bei Überlegungen in Hinsicht auf außerirdische Intelligenz eine wichtige Rolle spielt. Nach diesen Theorien gibt es »Filter«, Hürden, die eine Zivilisation überwinden muss, um sich weiterzuentwickeln. Scheitert sie an den Hürden, wird sie »ausgefiltert«, sie stirbt aus, ohne jemals auf der galaktischen Bühne zu erscheinen. Wir riskieren ein solches Schicksal gleich in mehrfacher Hinsicht. Die Klimakrise ist nur ein Aspekt davon. Maschinenintelligenz hilft uns vielleicht, über uns selbst hinauszuwachsen und die Problem, die einen »großen Filter« bilden könnten, zu lösen.

Du stellst die These auf, dass die Menschheit stagniert, weil die Leute kein Motivation mehr haben, etwas zu erfinden, eben mangels Bezahlung. Es gab in der Geschichte der Menschheit immer wieder kurze Phasen, in denen lokal Geld mit Ablaufdatum eingeführt wurde. Da florierten die Künste. Damit wäre das doch die Gelegenheit für die Menschen in deinem Buch, endlich das zu tun, was sie schon immer tun wollten.

Nein, nicht ich stelle diese These auf, sondern eine meiner Figuren. 🙂 Und sie ist falsch. Ich bin davon überzeugt, dass die Menschen mit mehr Zeit (und auch mit größerer finanzieller Unabhängigkeit) zufriedener und kreativer wären. Dafür gibt es Beispiele zum Beispiel bei Experimenten mit einem bedingungslosen Grundeinkommen.

In deinem Buch geht der Plan einer ethnischen Säuberung durch einen unfruchtbar machendes Virus fehl und betrifft plötzlich die ganze Menschheit. Diese Idee wird alle Corona-Weltverschwörer nicken lassen. Ist es vorstellbar, dass es auf dem Planeten tatsächlich eine Gruppe gibt, die durch ein Virus bestimmte Menschen ermorden wollen?

Mit den so genannten Querdenkern, die eigentlich Querulanten sind, und irgendwelchen Corona-Weltverschwörern habe ich natürlich nichts am Hut. Aber seit vielen Jahren werden Viren als (biologische) Waffen entwickelt, ich denke, es wäre der Traum aller neuen und alten Nazis: Man nehme ein geeignetes Virus und rotte damit alle »Untermenschen« aus, ohne sich selbst die Hände schmutzig zu machen.

Die Identität von Isaac, dem großen Gegenspieler der Maschinenintelligenz, bleibt bis zum Schluss verborgen. Ich will jetzt nicht spoilern, aber war das für dich die nächstliegende Entwicklung der Figur?

Ja, die Entwicklung passt zu der Figur, und gleichzeitig dürfte es für manchen Leser eine Überraschung sein. Eine gute Mischung, finde ich.

Im Laufe der Story zeichnest du ein düsteres Bild der Menschheit. Bewaffnete Horden kontrollieren einzelne Städte. Wird sich am Ende immer das Böse durchsetzen?

Wenn wir ihm Gelegenheit dazu bieten – ja. Ob sich das Böse durchsetzt, hängt nicht davon ab, wie die Würfel fallen. Es kommt dabei auf jeden Einzelnen von uns an. Und es heißt nicht umsonst: Wehret den Anfängen! Wenn wir nicht einfach nur zusehen, sondern Stellung beziehen, wenn wir »klare Kante« zeigen, wie wir in Norddeutschland sagen, stößt das Böse gegen eine Mauer, die es nicht durchbrechen kann.

Mit »Sleepless« ist Ende Juli 2021 dein neues Buch erschienen. Der Klappentext liest sich vielversprechend:

Ein neues Medikament kommt auf den Markt: Sleepless. Es bietet Menschen die Möglichkeit, auf Schlaf zu verzichten, ohne müde zu werden. Der Hersteller, ein pharmazeutisches und biotechnologisches Start-up in Hamburg namens Harmony, möchte viel Geld damit verdienen. Doch wie verändert sich das Leben der Menschen durch den Konsum? Wie verändert sich unsere Gesellschaft, wenn die Menschen 24 Stunden am Tag aktiv bleiben? Schon bald stellt sich heraus, dass die Schlaflosigkeit, die den Menschen mehr bewusste Lebenszeit gibt, nicht ohne Folgen bleibt …

Erzähl uns etwas zum Hintergrund der Story.

Ich dachte mir: Wäre es nicht toll, nicht mehr schlafen zu müssen? Dieser Gedanke bildet die Basis der Geschichte, gewissermaßen den fruchtbaren Boden, aus dem alles andere sprießt. Nicht mehr zu schlafen, immer wach zu sein, ohne müde zu werden, ohne irgendwann schlappzumachen … Ist das nicht eine verlockende Vorstellung? Jeder von uns bekäme sieben bis acht Stunden zusätzliche aktive, bewusste Lebenszeit. Unser Leben wäre ein ganzes Stück länger und vielfältiger. Wir hätten viel mehr Zeit für all die Dinge, die uns interessieren. Was würde so etwas für unsere Gesellschaft bedeuten, für das Leben in den Städten, für Industrie und Kultur? Und was, wenn wir für das Mehr an Leben und Aktivität einen hohen Preis bezahlen müssten?

Was müssen wir über den Held/die Heldin wissen?

Vielleicht könnte man Alexander Rieker und Black Lily als »Held« und »Heldin« des Romans bezeichnen, auch wenn es noch andere sehr interessante Figuren gibt. Nur so viel zu ihnen: Beide sind mir beim Schreiben so sehr ans Herz gewachsen, dass selbst ich mich als Autor gefragt habe, wie es wohl nach dem Schluss mit ihnen weitergehen könnte. Und noch dies: Ich hätte gern eine Black Lily in meinem Leben gehabt, aber dazu ist es leider nicht gekommen.

Würdest du zu so einem Medikament greifen, um mehr Zeit zu haben, mehr Projekte umzusetzen?

Ich bin aus Prinzip gegen »Gehirndoping« in irgendeiner Form und sowieso gegen Drogen aller Art. So trinke und rauche ich zum Beispiel nicht. Aber wenn es tatsächlich ein Mittel gäbe, das uns das eine Drittel unseres Lebens, das wir dem Schlaf widmen, als aktive Lebenszeit schenken würde … Ja, ich denke, dann wäre ich nur zu gern bereit, das Angebot anzunehmen.

Andreas, danke für deine Zeit.

Hier gehts  zur offizellen Verlagsseite:

Die Eskalation: https://www.piper.de/buecher/die-eskalation-isbn-978-3-492-06185-8

Sleepless: https://www.piper.de/buecher/sleepless-isbn-978-3-492-06230-5

Interview mit Andreas Brandhorst zu seinem Buch „Netz der Sterne“ und zu seinen nächsten Büchern

Andreas Brandhorst verrät im Interview mit Roman Schleifer in welchem seiner Universen er ein RHODAN-Crossover ansiedeln würde und wie er es mit einem Blick in die Zukunft hält.

 

Andreas, in deinem PR-Band 3005 hast du das Lichtwesen Exta erwähnt, dass sich auf die Suche nach der Gloriose begibt. In »Netz der Sterne« ist diese Gloriose, die im Superplasma der Schöpfung gebadet hat, prominent vertreten. Hast du den Expokraten ein Themenpapier dazu vorgelegt, damit sie es noch mal aufgreifen?

Nein, die »Expokraten« haben kein Themenpapier von mir erhalten. Wenn sie irgendwann auf die Gloriose zurückgreifen möchten, können sie das gern machen. Vielleicht komme ich selbst einmal darauf zurück, wer weiß?

Wenn du ein RHODAN-Crossover mit einem deiner Bücher/Universen schreiben könntest, welches wäre es?

Interessante Idee. Wie wäre es mit den Kantaki oder einer Dimensionsbrücke zum Omniversum?

In »Netz der Sterne« treffen wir auf Tess, die in die Fänge von Interkosmika gerät, da sie die Schulden ihrer Schwester abarbeiten muss. Dazu muss sie unbekannte Regionen der Milchstraße vordringen. Nach dem ersten Einsatz wird ihr ein weiterer Frondienst aufgebrummt.

Durch deine SF-Werke zieht sich eine wirtschaftliche oder politische Organisation, die alles beherrscht und zumeist unterdrückt. Woher kommt dieses Setting?

Es ist ein Teil unserer Wirklichkeit, und ich vermute, dass es auch in der Zukunft der Fall sein wird: Wirtschaftliche und politische Organisationen bestimmen maßgeblich unser Leben.

Hast du Angst vor der Vorherrschaft eines Konzerns?

Nehmen wir Microsoft: Ein Konzern bestimmt, wie etwa neunzig Prozent aller Computerbenutzer auf der Welt mit ihrem Rechner umzugehen haben. (Ich gehöre da glücklicherweise zu den Ausnahmen, denn ich verwende Linux, inzwischen seit mehr als 15 Jahren). Oder Google, unser Fenster zum Internet. Google regelt, was wir bei unseren Reisen durchs Internet sehen, aber es gibt noch viel, viel mehr da draußen. Die Vorherrschaft eines Konzerns geschieht nicht irgendwann in der Zukunft, wir erleben sie schon jetzt. In meinen Romanen ist eine solche Organisation oft als Metapher für eine übermächtige Instanz zu sehen, gegen die der Einzelne kaum eine Chance hat.

Mit Tess verknüpfst du Gesang und Mathematik. Jemals »Gödel, Escher, Bach« gelesen?

Nein. 🙂

In »Netz der Sterne« kann Tess mögliche Zukünfte sehen, ebenfalls ein Thema, das du gern verwendest. Was ist der Hintergrund?

Versuchen wir nicht alle, in die Zukunft zu sehen? Und was passiert, wenn jemand tatsächlich einen Blick in die Zukunft werfen kann? Diese Vorstellung hat mich schon immer fasziniert. Wenn man weiß, was geschehen wird, und wenn man die Ereignisse kennt, die dazu führen, dass eine bestimmte Zukunft Gestalt annimmt … Kann man dann die Zukunft ändern? Kann man etwas ändern, das noch gar nicht geschehen ist? Die Antwort lautet: ja, natürlich. Eins der Mittel dazu heißt Planung. Auch heute planen wir, um Dinge zu schaffen, die uns gefallen, zum Beispiel eine bessere Welt. Oder um etwas zu verhindern, das uns nicht gefällt, zum Beispiel eine vorhersehbare Katastrophe.

Haderst du mit der Vergangenheit? Wie viel Prozent deines Lebens würdest du nachträglich betrachtet anders machen?

Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte, mit dem Wissen von heute, würde ich fast alles anders machen und versuchen, einige große Fehler, die ich sehr bedauere, zu vermeiden.

Andreas Brandhorst am Austria Con 2016 im Wiener Rathaus

In vielen deiner SF-Werke gibt es eine Superzivilisation, die vor Jahrmillionen verschwunden ist und von der nur mehr Artefakte übriggeblieben sind. Die Frage der Fragen: Sind wir allein im Universum?

Nein. Ich bin davon überzeugt, dass das Universum voller Leben ist. Unter all diesen zahlreichen Lebensformen gibt es zweifellos auch intelligente, die schon vor den Menschen die Leiter der Evolution emporgeklettert sind. Ich denke, in hundert, zweihundert oder tausend Jahren werden wir – wenn wir uns nicht vorher auf die eine oder andere Weise in die Steinzeit zurückbefördern – auf die Hinterlassenschaften früherer Zivilisationen stoßen.

Im Oktober 2019 habe ich dich bei unserem letzten Interview zu deinem Buch »Das Flüstern« gefragt, welche Frage ich dir nach Lesen von »Netz der Sterne« stellen werde. Deine »Wie wär’s mit: Wie bist du bloß auf diese Idee gekommen?«
Nun gut, du darfst die Frage beantworten 
🙂

Ich würde nie jemandem empfehlen, mich zu fragen, wie ich auf die Idee für einen bestimmten Roman gekommen bin. Aus dem einfachen Grund, weil das eine Standardfrage ist, die man immer wieder zu hören bekommt. 😉 Es ist eine der Fragen, die man einem Autor besser nicht stellen sollte. 🙂 Ich wiederhole etwas, das ich auch bei jener Gelegenheit gesagt habe: »Das Flüstern« ist ein Roman mit einer sehr persönlichen Bedeutung für mich.

Tess kommt in dem Buch zu dem Punkt, an dem sie sich fragt, welche Verantwortung der Einzelne im Bezug auf die Menschheit und die Zivilisation hat. Eigentlich will sie ja nur in Ruhe leben und singen. Und mitten im unfreiwilligen Kampfgetümmel stellt sie sich die Frage nach ihrer Verantwortung und was sie als Einzelne bewegen kann.
Angesichts Corona und unvernünftigen Leuten … wie beantwortest du diese Frage?

Jede einzelne Person kann etwas bewegen und muss sich ihrer Verantwortung stellen, ob sie nun nichts tut oder aktiv wird. Das wird oft vergessen. Es ist leicht und bequem, die Verantwortung immer den anderen zu geben, anstatt in den Spiegel zu blicken und zu fragen: »Was habe ich getan oder unterlassen?«

Wie wichtig ist der Einzelne für die Geschichte?

Der Protagonist ist die Figur, die den Lesern Tür und Tor der Geschichte öffnet. Sie sehen mit seinen Augen, hören mit seinen Ohren, sie denken und fühlen mit ihm. Ohne eine geeignete zentrale Figur werden es die Leser schwer haben, Zugang zu der Geschichte zu finden.

Am 5. Oktober 2020 kommt »Die Eskalation«, die Fortsetzung deines Spiegel-Bestsellers »Das Erwachen«. Ich darf den Klappentext zitieren:

»Die Künstliche Intelligenz, die in »Das Erwachen« zu einer globalen, dem Menschen weit überlegenen Maschinenintelligenz wurde, hat unsere Welt verändert. Es gibt keine Nationalstaaten mehr. Kriege, Armut, Elend, das alles gehört der Vergangenheit an. Niemand muss mehr arbeiten – die Maschinenintelligenz hat die Produktion automatisiert und stellt den Menschen alles zur Verfügung, was sie brauchen. Doch welche langfristigen Pläne verfolgt sie?
Manche Menschen glauben, dass sie ihre Freiheit verloren haben und nur noch geduldet sind …
Dies ist die Geschichte des Widerstands, eines geheimen Plans und einer letzten Chance für die Menschheit. Eine Leseprobe finden Sie hier: https://www.piper.de/buecher/die-eskalation-isbn-978-3-492-06185-8

Ich erinnere mich an den PR-Con in Osnabrück, als du die Frage ins Publikum gestellt hast: In welcher Welt wollen Sie leben? In einer, in der es keine Gewalt und kein Verbrechen gibt, dafür sind wir unfrei oder in einer freien Welt mit all seinen Vor- und Nachteilen?
Wie beantwortest du die Frage?

Schwer zu sagen. Man sollte sehr genau überlegen, bevor man antwortet. Wenn man sich für die eigene Freiheit entscheidet, sollte einem klar sein, dass andere dafür den Preis zahlen, in Form von Krieg, Verbrechen und Elend. Mir wäre eine Welt ohne diese drei Gräuel lieber, und ich wäre bereit, dafür auf einen Teil meiner Freiheit zu verzichten. – Die Frage erinnert mich übrigens ein bisschen an die so genannten Querdenker (will heißen: Spinner), denen die kleine »Freiheit« der Maskenverweigerung wichtiger ist als das Wohl der Gemeinschaft.

Wenn die Menschen nicht mehr arbeiten müssen (weil es zB das bedingungslose Grundeinkommen gibt (nachdem wir unsere komplettes Steuer- und Sozialsystem umgekrempelt haben)), was werden dann jene tun, die eher zu den bildungsfernen Schichten gehören?

Sie könnten die Zeit nutzen, etwas für ihre Bildung zu tun. 🙂

Welche Figuren treffen wir aus dem Buch »Das Erwachen«?

Es gibt ein großes Wiedersehen mit Coorain Coogan und anderen Protagonisten von »Das Erwachen«. Außerdem lernt der Leser einige interessante neue Figuren kennen. Es wird dabei die eine oder andere Überraschung geben …

Am 4. Jänner 2021 erscheint das nächste Buch »Mars Discovery«. Auch hier der Klappentext:

Eleonora Delle Grazie verlor ihre Eltern früh bei einem tragischen Unglück der NASA. Die Welt ahnt nichts von dem sogenannten »Mysterium«, dem Eleonoras Eltern auf der Spur waren, und Eleonora ist fest entschlossen, die geheime Mission ihrer Eltern fortzuführen. Als sie Jahre später an Bord der »Mars Discovery« ins All aufbricht, scheint sie dem Ziel nah. Kurz nach dem Start erfährt sie von einem außerirdischen Artefakt auf dem Mars. Doch was Eleonora tatsächlich auf dem Roten Planeten findet, übersteigt die Vorstellungen der Menschheit. Ein wahrhaft kosmisches Abenteuer beginnt …
https://www.piper.de/buecher/mars-discovery-isbn-978-3-492-70513-4

Wird Eleonore auf dem Mars ein Artefakt einer Superzivilisation finden?

Sie entdeckt etwas, das ihr Leben völlig verändert. Ihr wird klar: Der Mars ist nur der Anfang. Eleonora bricht auf zu einer Reise bis zum Ende von Raum und Zeit.

Auch in »Das Erwachen« kommt eine Marsmission vor. War das der Auslöser für »Mars Discovery«?

Der Titel »Mars Discovery« bezieht sich auf das gleichnamige Raumschiff, das der Leser in kurzen Zwischenkapiteln in »Das Erwachen« kennenlernt. Auch in »Die Eskalation« wird darüber berichtet. Der Roman »Mars Discovery« enthält die vollständige Geschichte der Crew.

Was würdest du tun, wenn du ein Artefakt auf dem Mars findest, mit dem du Welt verbessern könntest, aber dich dafür zum Diktator der Menschheit aufschwingen müsstest?

Die Frage wäre, ob ich die Welt objektiv verbessern oder sie nur meinen Vorstellungen von einer besseren Welt anpassen könnte. Hier ist große Vorsicht geboten.

Gerade ist Exodus Nr. 40 und 41 zum Thema »Mars« erschienen.

https://www.exodusmagazin.de/exodus-ausgaben/exodus-40.html
https://www.exodusmagazin.de/exodus-ausgaben/exodus-41.html

Wirst du die Storys nachträglich lesen?

Ich denke schon. 🙂

Und dann gibt es noch »Sleepless«, ein Thriller in 7 Hörbuchfolgen, den es auch als Buch und als ebook geben wird. Was kannst du uns exklusiv darüber verraten?

Mit diesem großen Projekt bin ich gerade fertig geworden. Ein ganzes Jahr hat es mich beschäftigt: ein Thriller in 7 Hörbuch-Folgen, wie eine Netflix-Serie für das Ohr. Zeitgleich erscheinen die 7 Hörbuch-Folgen auch als E-Books bei Piper. Im Januar 2021 geht es los. Einige Monate später, im Sommer 2021, erscheint »Sleepless« bei Piper als großer Print-Roman, der noch mehr bietet als Hörbücher und E-Books. Es geht um eine Welt, die nicht mehr schläft. Mehr verrate ich noch nicht. 😉

Andreas, danke für deine Zeit.

Homepage von Andreas Brandhorst:
https://andreasbrandhorst.de

Hier geht’s zu »Netz der Sterne«
https://www.piper.de/buecher/das-netz-der-sterne-isbn-978-3-492-70512-7

Hier zu »Die Eskalation«:
https://www.piper.de/buecher/die-eskalation-isbn-978-3-492-06185-8

Hier zu »Mars Discovery«:
https://www.piper.de/buecher/mars-discovery-isbn-978-3-492-70513-4

Achtundzwanzig antworten von Andreas Brandhorst zu seinem Buch »Das Flüstern«

Seit dem ersten Kantaki-Roman »Diamant« aus dem Jahr 2003 verschlinge ich die Bücher von Andreas Brandhorst. Sechzehn Jahre füllen seine Bücher daher einen eigenen Abschnitt in meiner  Bibliothek. Zusätzlich bringen mich seine Werke regelmäßig ins Grübeln, wie zuletzt das Buch »Das Flüstern«. Einer jahrelangen Tradition zwischen uns folgend nimmt er sich Zeit für ein Gespräch über »Das Flüstern« und seine kommenden Werke »Im Netz der Sterne« und »Das Erwachen II«. Und er erklärt seinen Bezug zur kontrollierten Schizophrenie.

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Andreas, der Hauptheld im Buch »Das Flüstern« ist Nikolas, der am Asperger-Syndrom leidet und eine mathematische Inselbegabung hat, sprich Autist ist. Ich bin sicher, du beeinspruchst in deiner Antwort, dass Nikolas »leidet«.

Da hast du völlig recht – Nikolas ist nicht krank, sondern anders. Übrigens steht nicht fest, dass er ein »Aspi« ist, wie sie manchmal genannt werden. An einer Stelle heißt es im Roman, dass es sich zumindest nicht um die klassische Form des Asperger-Syndroms handelt.
Bei meinen Recherchen zu »Das Flüstern« habe ich festgestellt: Glücklicherweise findet auch in Deutschland ein Umdenken statt. Autismus galt bis vor wenigen Jahren noch als Krankheit, wird aber zunehmend als ein »Zustand« begriffen, was der Realität viel näher kommt. Autisten »funktionieren« anders.

Die meisten Ärzte würden dir vermutlich widersprechen, immerhin findet sich das Asperger-Syndrom im icd10, der internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, also die amtliche Diagnosenklassifikation der WHO (https://www.icd-code.de/suche/icd/code/F84.-.html?sp=SAsperger).
Findest du die Einstufung als Krankheit arrogant, weil wir, die (vermeintlich) »normalen« uns dadurch erhöhen?

Die falsche Einstufung von Autismus als Krankheit macht es (scheinbar) einfacher: Man verschreibt Tabletten, und damit hat sich die Sache. Viele der eingesetzten Medikamente sind Psychopharmaka, die es in sich haben, und letztendlich dienen sie der Dämpfung, Linderung oder Neutralisierung von Symptomen – das Verhalten des »Kranken« soll unauffälliger werden, leichter zu handhaben. Dabei wird übersehen, dass Autismus ein großes Potenzial hat. So sind zum Beispiel im IT-Bereich viele Programmierer Autisten, weil sie mit Mathematik und strukturierten Sprachen gut zurechtkommen.

An den PR-Tagen in Osnabrück hast du gesagt, das Thema des Buches ist für dich sehr persönlich: Wie bist du zu dem Thema gekommen? Wer hat dich sensibilisiert?

Das Thema liegt mir schon seit vielen Jahren am Herzen und ist so persönlicher Natur, dass ich an dieser Stelle nicht mehr dazu sagen möchte.

Du bist als Schriftsteller ja eigentlich auch nicht »normal«, immerhin steckst du während der Konzeption und beim Schreiben zeitgleich in mehreren Persönlichkeiten …

Ich nenne so etwas manchmal »kontrollierte Schizophrenie«. Je besser es einem als Autor gelingt, sich in die Figuren hineinzudenken, je tiefer man in ihre Psyche vordringt, desto plausibler und authentischer wird der Roman.

Hast du manchmal Angst, dass die literarischen Charaktere auf dich abfärben? Oder sind sie ohnehin alle in dir?

Es ist wie das Spiel von Kindern, die in andere Rollen schlüpfen und sich darin ausprobieren. Es gehört zu den menschlichen Eigenschaften: Einfühlungsvermögen und die Fähigkeit, sich in die Lage von anderen Personen zu versetzen, die Dinge mit fremden Augen zu sehen. Dadurch »färbt« nichts ab, aber man erweitert die eigene Perspektive.

Wie hast du recherchiert?

Indem ich Fachliteratur gelesen und mit Betroffenen gesprochen habe, mit Autisten, Sozialarbeitern und Ärzten.

Kommen wir zum Buchinhalt: In der ersten Szene überlebt der achtjährige Nikolas einen Autounfall, bei dem seine Eltern sterben. Nikolas erlebt diesen Autounfall, der sich als Mordanschlag entpuppt, dank seiner speziellen Begabung wie in Zeitlupe und weicht auch den Kugeln aus. Später stellt er fest, dass er einen Schutzengel hat.
Glaubst du an Schutzengel?

Nein, ich glaube nicht, dass uns jemand oder etwas beschützt. Um das Beschützen müssen wir uns schon selbst kümmern.

Aufgrund des Schutzengels könnte man vermuten, dass es sich bei dem Buch um ein religiös motiviertes Buch handelt und/oder ein religiöses Thema behandelt.

Nein, mit Religion hat »Das Flüstern« nichts zu tun.

Nikolas wechselt schließlich in ein Institut für besonders begabte Personen. Spätestens dort drängt sich der Vergleich mit den X-Men auf. Wo denkst du, geht die evolutionäre Entwicklung des Menschen hin? Sind Parabegabte der nächste logische Schritt der Evolution?

X-Men oder etwas in der Art hatte ich beim Schreiben von »Das Flüstern« nicht im Sinn, aber ich habe oft über die Evolution nachgedacht, und darüber, dass sie uns noch die eine oder andere Überraschung bescheren könnte. Übrigens: Es werden immer mehr autistische Kinder geboren, und Jungen sind dabei in der Mehrzahl. Das Normale bleibt nur so lange normal, wie das Ungewöhnliche selten ist …

Vor seinem Wechsel in das Institut trifft Nikolas auf Sonja, die einen besonderen Platz in seinem Leben einnimmt. Wie wichtig sind Liebe und Freundschaft in deinem Leben?

Das ist eine sehr persönliche Frage, und die sehr persönliche Antwort darauf lautet: Ich wünschte, ich hätte mehr davon gehabt in meinem Leben.

Nikolas lebt in der Mitte des Buches in Italien, dem Land, in dem du viele Jahrzehnte gelebt hast. Du schilderst ein mafiöses Milieu, in dem Nikolas aufgrund seiner 16 Jahre wie ein Fremdkörper und hoffnungslos naiv wirkt. Welche eigenen Erfahrungen mit der Cosa Nostra sind in das Buch eingeflossen?

Die »Cosa Nostra« ist eine von vier großen Mafia-Organisationen in Italien, ansässig vor allem in Sizilien. Außerdem gibt es: die »’Ndrangheta« (Betonung auf der ersten Silbe) in Kalabrien, die »Sacra Corona Unita« in Apulien und die »Camorra« in Neapel. Während meiner 30 Jahre in Italien habe ich es nie selbst mit dem organisierten Verbrechen zu tun bekommen, aber ich hatte mehrmals Gelegenheit, ihre direkten und indirekten Auswirkungen zu beobachten und mit Menschen zu sprechen, die über Kontakte im Mafia-Milieu verfügten. Das alles ist in den Roman eingeflossen.

Im Laufe des Buches reift Nikolas charakterlich und wird selbstbewusster. Bist du mit der Zeit und deinen Bücher literarisch gereift? Woran machst du das dingfest?

Der einzige Vorteil des Alterns ist das Mehr an Lebenserfahrung, und das macht sich in allen Bereichen bemerkbar, auch beim Schreiben. Dort gilt zudem: Je mehr man liest und schreibt, desto mehr nimmt die literarische Reife zu. Es liegt daran, dass die eigenen Ansprüche steigen, und außerdem gewinnt man einen besseren Blick für das, was die Menschen bewegt, wie ihr Innenleben beschaffen ist und beschaffen sein kann. Wenn ich heute einen Roman nehme, den ich vor, sagen wir, fünfzehn Jahren geschrieben habe, so fällt mir sofort der Unterschied ins Auge. Ja, ich bin literarisch reifer geworden, und ich hoffe, die Reise geht weiter.

Wenn du eines deiner Bücher aussuchen könntest, um es neu zu schreiben: Welches wäre es? Und was würdest du ändern?

Hier sind wir wieder bei der literarischen Reife: Es gibt nur ganz wenige Bücher, die ich nicht neu schreiben würde. Mit dem Abstand der Jahre gibt es immer Stellen, die mir unfertig, zu kantig, zu ungenau erscheinen – weil man es inzwischen besser weiß, weil man die Messlatte noch höher gelegt hat, weil neue Lebenserfahrungen und neue Perspektiven hinzugekommen sind. Die Bücher, die ich nicht neu schreiben bzw. an denen ich nur wenig ändern würde, wären wahrscheinlich: »Die Stadt«, »Das Erwachen« und insbesondere »Das Flüstern«.

Die Rezensionen auf den Buchportalen zu »Das Flüstern« sind durchwegs positiv. Wie sehr freut dich so etwas?

Es ist Balsam für meine empfindsame Autorenseele. Das meine ich tatsächlich so.

Inhaltlich möchte ich gar nicht mehr über »Das Flüstern« verraten, außer, dass ich mit Nikolas und Sonja mitgelitten und mitgefiebert haben. Und durch das Ende lebt die Chance auf eine Fortsetzung, oder?

Den Eindruck könnte man vielleicht gewinnen. Aber eine Fortsetzung habe ich derzeit nicht geplant.

Apropos Fortsetzung: In deinem Spiegel-Bestseller »Das Erwachen« aus dem Jahr 2017 geht es um das Erwachen einer Maschinenintelligenz. Soeben bist du mit dem Nachfolge-Manuskript fertig geworden. Jetzt folgt die Nachbearbeitung, dann der Lektor, dann kommst wieder zum Zug, bevor wir das Buch erscheint. Wann werden wir es in Händen halten?

Ich nehme an, der Roman erscheint Anfang Oktober 2020, als ein Schwerpunkttitel des Piper Verlags für die Frankfurter Buchmesse 2020.

»Das Erwachen« ist auf der Spiegel-Bestsellerliste gelandet. Ist das jetzt dein Anspruch für Band II? Und wie sieht das der Verlag?

Ich würde mich sehr freuen, es noch einmal auf die Spiegel-Bestsellerliste zu schaffen. Und der Verlag natürlich auch.

Ich gehe davon aus, dass wir auf dieselben Helden treffen wie in »Das Erwachen«, aber auch auf neue Figuren. Welche der neuen Figuren ist die wichtigste?

Die wichtigste neue Figur, die Protagonistin des Romans, ist Jessica Jameson. Als bekannte Figuren tauchen auf: Viktoria Jorun Dahl, Mortimer Swift – und natürlich Coorain Coogan, der vielen Lesern gefallen hat, no worries.

Wie hast du für die Fortsetzung recherchiert?

Zum Glück konnte ich bei den Recherchen auf das Netzwerk zurückgreifen, das beim Sammeln von Informationen und Hintergrundmaterial für »Das Erwachen« entstanden ist. Meine Hacker-Kontakte in Amsterdam haben mir auch diesmal geholfen, wofür ihnen mein besonderer Dank gilt – dafür haben sie einen Gastauftritt im Roman bekommen. Natürlich einen, der nicht auf ihre wahre Identität schließen lässt.

Jetzt hättest du auch bei anderen deiner Einzelromane eine Fortsetzung schreiben können – wieso bekommt »Das Erwachen« einen Nachfolger?

Eigentlich wollte ich gar keinen Fortsetzung schreiben, aber ich bin oft von Lesern gefragt worden: Wie geht es nach dem »Erwachen« weiter? Wie entwickelt sich die Welt unter der Herrschaft einer globalen Maschinenintelligenz? Was wird aus den Menschen? Schließlich begann ich konkret darüber nachzudenken, und daraus ergab sich das Konzept für einen Roman, der die Geschichte nach dem Erwachen erzählt.
Damit noch nicht genug. Im nächsten Science-Fiction-Roman, der voraussichtlich im Dezember 2020 bei Piper erscheint, komme ich auf die Mars Discovery zurück, ein Raumschiff, das kurz vor dem Erwachen der Maschinenintelligenz zum Mars startete. »Das Erwachen« berichtet in Streiflichtern davon, ebenso »Das Erwachen 2«.
Der Science-Fiction-Roman wird die ganze Geschichte der Mars Discovery und ihrer Crew erzählen, eine Geschichte, die weit über den Mars hinausgeht und bis zu den Sternen reicht.

Witzigerweise habe ich 2019 auch eine Story geschrieben für EXODUS Nr. 40, die am Mars spielt und im Frühjahr 2020 erscheint. (https://www.exodusmagazin.de)

Eine Geschichte, die ich gelesen habe, spannend und interessant. Bei dir geht es gleich um die ganz große Frage, um das Überleben der Menschheit. Die von einem ziemlich drastischen Konflikt zwischen Mann und Frau abhängt …
In Mars Discovery geht es hingegen um den Konflikt zwischen Maschinenintelligenz und Menschen, um eine riesige Chance für die Zukunft, um einen Mars als Zwischenstation auf dem Weg zu den Sternen.

Im September 2018 hast du in einem Interview mit mir an dieser Stelle für Oktober 2020 einen Roman in Planung gehabt, in dem du Fundamentalismus, Fanatismus, Populismus und Radikalisierung aufs Korn nehme. Ist das noch aktuell?

Ja, für den Roman, einen Thriller, existiert ein Vertrag. Der Arbeitstitel lautet »Messias«. Diesem Roman geht es wie »Das Flüstern« – er wird verschoben, weil ein anderer Titel vorher kommt. Bei »Das Flüstern« war es »Ewiges Leben«, und »Messias« muss sich wegen »Das Erwachen 2« ein Jahr gedulden.

https://www.piper.de/uploads/import/produkte/produkt-10005877.jpg

Bevor wir »Das Erwachen II« in Händen halten, dürfen wir uns Anfang Dezember über dein SF-Buch »Das Netz der Sterne« freuen. Darin geht es um Tess, einer Kartografin, die in einen unbekannten Teil des Kosmos vordringt, aus dem noch niemand lebend zurückgekommen ist. Warum bitte ist sie so blöd und fliegt dort hin, wenn sie der Tod erwartet?

Die Antwort findet sich im Klappentext für »Das Netz der Sterne: »Die junge Tess Velazca ist eine begnadete Sängerin und wünscht sich nichts mehr, als an der Musikakademie des Planeten Harmonie zu studieren. Doch ihre Familie ist hoch verschuldet und Tess’ Schwester Anita, die sich verpflichtet hatte, die Schulden abzuarbeiten, ist abtrünnig geworden und verschwunden. Es bleibt Tess nichts anderes übrig, als Anitas Platz bei Interkosmika einzunehmen, einem Konzern, der die interstellaren Reisen zwischen den Sternen kontrolliert. Um das Vergehen ihrer Schwester zu begleichen, entscheidet sich Tess für die gefährlichste Arbeit: Als Kartografin will sie viele Lichtjahre weit ins Unbekannte vorstoßen, um für Interkosmika fremde Regionen zu erkunden. Doch für viele Kartografen ist es eine Reise ohne Wiederkehr …«

Wofür würdest du dein Leben riskieren?

Lass es mich so formulieren: Wenn mir jemand sagen würde, »Du könntest morgen zum Mars fliegen, aber es gibt keine Garantie für deine Rückkehr« – ich wäre sofort einverstanden.

Mit welchen fundamentalen Fragen des Lebens beschäftigt sich »Das Netz der Sterne«?

Mit der einfachsten und gleichzeitig wichtigsten wofür lohnt es sich zu leben?

Warum müssen wir auch dieses Buch von dir gelesen haben?

Weil man eine spannende kosmische Geschichte verpasst, wenn man es nicht liest.

Ich gehe davon aus, das du mir im Dezember 2019 dazu auch wieder ein paar Fragen beantworten wirst… Welche Frage werden ich nach Lesen von »Das Netz der Sterne« ganz sicher stellen?

Wie wär’s mit: Wie bist du bloß auf diese Idee gekommen?

Gut, ist notiert. 🙂

Andreas, danke für deine Zeit.

Homepage von Andreas Brandhorst:
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Vierundzwanzig Fragen an Andreas Brandhorst zu seinem Buch EKLIPSE

Spiegel-Bestseller-Autor Andreas Brandhorst ist einer der wenigen Autoren, von denen ich jedes Buch verschlinge, so auch sein SF-Werk »Eklipse«. Dankenswerterweise fand der sympathische Deutsche, fand Zeit zu einem Gespräch über das Buch, seine Gedanken zu einem RHODAN-Wälzer aus seiner Feder, über das nächste Werk »Im Netz der Sterne« und über die Fortsetzung von »Das Erwachen«.

Andreas, »Eklipse« ist eines von drei Büchern (»Das Flüstern« und »Im Netz der Sterne«), die 2019 von dir erscheinen. Hattest du 2018 einen literarischen Kreativschub?

Nein, nicht in dem Sinn. Ich schreibe eher langsam, 3 bis 6 Seiten pro Tag, aber jeden Tag, und auf diese Weise entstehen etwa anderthalb Romane im Jahr. Dass in diesem Jahr gleich 3 neue Romane erscheinen, liegt daran, dass sich die Manuskripte »angestaut« haben, was insbesondere an der Verschiebung von »Das Flüstern« lag. Der Thriller hätte eigentlich schon im vergangenen Jahr erscheinen sollen, musste aber »Ewiges Leben« (Oktober 2018) Platz machen.

Eklipse ist ein SF-Roman, dessen Setting auch zum aktuellen RHODAN-Zyklus passen würde: Ein Raumschiff kehrt nach fünfzig Jahren zur Erde zurück und findet sie verändert vor. Während im RHODAN-Universum gleich die Erde verschwunden ist, ist bei dir »nur« die von den Raumfahrern gewohnte Hochtechnologie verschwunden, die Menschheit massiv dezimiert und auf ein Niveau zurückgefallen, das an den Wilden Westen erinnert. Zusätzlich zu diesem Albtraum für die Raumfahrer befindet sich ein außerirdisches Killerwesen an Bord des Raumers und trachtet den Raumfahrern und der Menschheit nach dem Leben.
Was war dein allererster Gedanken, der dich dann letztendlich zu dem Buch geführt hat?

Die Konfrontation mit dem Unbekannten, dem Unvertrauten – darum ging es mir. Ich habe mich gefragt: Wie würden Raumfahrer reagieren, die nach einer langen Reise von den Sternen heimkehren und eine ganze andere Erde vorfinden als die, mit der sie gerechnet haben?

Du hast Band 3005 zum PR-Zyklus »Mythos Erde« beigetragen. Inwieweit hat dich das beeinflusst?

Ich habe die Arbeit an »Eklipse« unterbrochen, um »Wiege der Menschheit« (PR 3005) zu schreiben, und die Umstellung war groß – ich musste bei PR sehr viel knapper schreiben, hatte weniger Platz für Beschreibungen und Figurenprofil. Das änderte sich dann wieder bei der Rückkehr zu »Eklipse«. Ich glaube nicht, dass ich »beeinflusst« worden bin, aber die Abwechselung fand ich sehr interessant.

Der Roman spielt einerseits auf der Erde, aber auch auf der EKLIPSE und auf einem Asteroiden. Jetzt nutzt du bei deinen SF-Werken normalerweise die Weite der Galaxis oder gleich jene von Galaxiengruppen. In welchem Setting fühlst du dich wohler? In dem begrenzten der Erde oder in der Weite?

Beides hat seinen Reiz, und außerdem probiere ich immer wieder gern neue Darstellungsformen aus, siehe dazu auch meine Antwort auf die nächste Frage. Ich liebe die große galaktische Bühne mit ihren bunten kosmischen Kulissen, aber ich mag auch planetare Abenteuer, wie zum Beispiel in »Das Arkonadia-Rätsel«.

Du erzählst die Story aus unterschiedlichen Perspektiven der Raumfahrer. Was waren da deine Überlegungen, den Roman nicht nur aus einer Perspektive zu erzählen?

Ich wollte das Innenleben der einzelnen Besatzungsmitglieder der EKLIPSE zeigen, auf ihre Besonderheiten eingehen. Und ich fand es reizvoll, das Geschehen jeweils aus ihren individuellen Blickwinkeln zu beschreiben. Daraus ergibt sich ein noch besseres, detaillierteres Gesamtbild.

Die Raumfahrerin Samantha ist eine der Schlüsselfiguren der Handlung. Was würde sie nachträglich zu den Erlebnissen sagen?

Sie würde sich fragen, ob sie ihrer großen Verantwortung als Koordinatorin gerecht geworden ist, und die Antwort lautet: ja. Damit dürfte sie zufrieden sein, trotz allem. Jeder von uns kann nur sein Bestes tun, und wenn das Beste getan ist, sind (Selbst-) Vorwürfe fehl am Platz.

Zusätzlich zu den Raumfahrern gibt es Rebecca, die auf der Erde gejagt wird. Erst nach und nach erschließt sich dem Leser, wie die Handlung rund um die Raumfahrer und Rebecca zusammenhängt. Was wäre der wichtigste Rat, den Rebecca Jahrzehnte später ihren Enkeln aufgrund ihrer Erlebnisse weitergeben würde?

Sie würde sagen: »Man darf sich nichts vormachen.«

Da alle guten Dinge bekanntlich drei sind, darf der »Böse« Marcus nicht fehlen. Wie würde er seinen Enkeln seine Motive erklären? Immerhin überschreitet er einen Grenze, die kein Vater überschreiten sollte …

Marcus würde erklären, dass er eine bessere Welt im Sinn hatte. Die Bösen halten sich selbst nicht für böse. Sie sind oft davon überzeugt, das Richtige zu tun. Marcus würde erklären, das Richtige getan zu haben, gegen Umstände, die mächtiger waren als er.

Wie in all deinen SF-Werken gibt es eine ausgestorbene, mysteriöse Rasse, deren Hinterlassenschaften in der Gegenwart begehrt sind und sie auch beeinflussen. Was hat es mit diesem Fixpunkt in deinen Werken auf sich?

Es stimmt schon, ich greife gern auf einen solchen »Mythos« zurück, wenn auch nicht in allen meinen Romanen. Das Universum dort draußen ist 13,8 Milliarden Jahre alt. Ich bin davon überzeugt, dass es voller Leben steckt und dass es vor uns andere intelligente Spezies gegeben hat, die in ihrer Entwicklung vielleicht viel viel weiter waren als wir. Wenn wir jemals die Sterne erreichen sollten, werden wir wahrscheinlich ihre Hinterlassenschaften finden. Wer weiß, vielleicht werden wir auch schon viel früher fündig, auf dem Mars oder auf einem der Jupiter- oder Saturnmonde …

Andreas Brandhorst beim Austria Con 2016 bei seiner Buchpräsentation im Wiener Rathaus

In vielen deiner Werke spielt »Zeit« eine entscheidende Rolle. Was ist das Schlimmste, was die Zeit dir antun könnte?

Zu schnell vergehen.

Nach »Eklipse« ist im August 2019 »Das Flüstern« veröffentlicht worden, das ein Mystery-Thriller ist. (Interview zu dem Buch folgt in Kürze). In welchem Genre außer SF und Thriller könntest du dir noch vorstellen zu schreiben?

Kleine Korrektur: Ich sehe »Das Flüstern« nicht als Mystery-Thriller, sondern eher als – wenn wir schon eine Subkategorie nennen wollen – Psychothriller. Science Fiction und Thriller im Wechsel zu schreiben, gefällt mir sehr gut. Ein großer zeitgenössischer Roman steht noch auf meiner Wunschliste.

Du hast für deine Werke mehrere Preise erhalten und warst auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. Was erfüllt dich mit mehr Stolz? Die SF-Preise oder die Spiegel-Bestsellerliste?

Ich bin auf jede Auszeichnung stolz, bedeutet sie doch Anerkennung. Ein Platz auf der SPIEGEL-Bestsellerliste bedeutet zudem kommerziellen Erfolg, was ja auch nicht schaden kann. Ich freue mich über das eine wie das andere.

Nach deinem SPIEGEL-Bestseller »Das Erwachen«, in dem du das Erwachen einer Maschinenintelligenz beschreibst, wurdest du zu mehreren Symposien als Redner eingeladen. Wie ist das für dich, wenn du als SF-Autor vor Wissenschaftlern sprichst, die auf dem Gebiet forschen?

Das war und ist hochinteressant. In den vergangenen beiden Jahren habe ich vor Topmanagern der internationalen Industrie gesprochen und an wissenschaftlichen Instituten referiert. Das war immer sehr spannend, auch und vor allem wegen der Gespräche nach den Vorträgen. Dabei konnte ich sehr nützliche Kontakte knüpfen, die mir unter anderem bei den Recherchen für »Das Erwachen 2« hilfreich waren.

Im Interview im Juli 2019 auf Scifinews.de hast du angedeutet, dass es im Bereich Film bald eine interessante Neuigkeit geben könnte. Ist es schon so weit?

Nein, es hat sich noch nichts Konkretes – will heißen: Unterschriftsreifes – ergeben, aber die Dinge sind in Bewegung.

Welchen deiner Romane hältst du für einen Film am geeignesten?

Ich würde gern »Das Erwachen« oder »Das Flüstern« auf der großen Leinwand sehen, das käme sicher gut rüber. Und wenn es Science Fiction sein soll: Geschichten wie »Das Schiff«, »Omni« oder »Die Tiefe der Zeit« wären als Film sicher eindrucksvoll. Die Trickaufnahmen sind heute ja kein Problem mehr, das lässt sich mit Computerhilfe ohne große Kosten bewerkstelligen.

Du hast über zwanzig Romane geschrieben, zwei davon wurden ins Italienische übersetzt. Welcher deiner Romane träfe den Geschmack des englischsprachigen Publikums am besten?

Ich denke, jeder meiner Romane könnte in einer guten englischen Übersetzung für die Leser in der großen, von der englischen Sprache dominierten Welt interessant sein. Das Problem ist: Kaum einer der Verlage in Großbritannien, Australien und in den USA ist bereit, viel Geld in eine solche Übersetzung zu investieren. Aber auch in dieser Beziehung ändert sich bei mir vielleicht etwas in naher Zukunft.

Ich weiß, du hast ein Buch, in dem du alle Ideen notierst. Welche davon musst du in diesem Leben auf jeden Fall umsetzen?

Es ist kein Buch, sondern eine Datei, ein LibreOffice-Dokument, das inzwischen etwa 150 Seiten umfasst. Es gibt darin nicht die eine große Idee, die ich unbedingt verwirklichen muss – wäre dem so, hätte ich längst einen entsprechenden Roman geschrieben. Fast alle der notierten Ideen eignen sich gut für einen Roman, oft verwende ich mehrere für ein neues Projekt.

Ein Schwenk zu PERRY RHODAN. Im März 2019 hast du in einem Interview mit Klaus N. Frick (https://perry-rhodan.net/aktuelles/news/%C2%BBmit-heftromanen-hat-f%C3%BCr-mich-alles-begonnen%C2%AB) gesagt, dass es dich reizt, einen dicken RHODAN-Wälzer zu schreiben. Das Thema hast du dann im Interview mit mir präzisiert (https://www.proc.org/sechs-fragen-an-andreas-brandhorst-zu-seinem-pr-roman-3005-mit-spoilergefahr-samt-fuenf-fragen-zu-seinen-drei-buechern-die-2019-erscheinen)
Wie erfolgreich wäre ein RHODAN-Roman im Vergleich zu deinen anderen Büchern? Wie viele SF-Leser, die um RHODAN bislang einen Bogen gemacht haben, würden zu dem Buch greifen?

Schwer zu sagen. Ich glaube, mit einem solchen Roman könnte man sowohl Stammleser von »PERRY RHODAN« als auch meine Leser erreichen. Die Zielgruppe wäre also recht groß.

Dein Gast-Roman in der PR-Erstauflage wurde von den PR-Lesern positiv aufgenommen und es wurden weitere Gastromane und regelmäßige Mitarbeit gewünscht. Wäre das ein Thema für dich?

Eine regelmäßige Mitarbeit, als Stammautor gar, käme gewiss nicht infrage, denn die eigenen Projekte stehen bei mir ganz klar im Mittelpunkt. Ich könnte mir aber vorstellen, gelegentlich einen Beitrag für das Perry-Rhodan-Universum zu leisten.

Und sagen wir zwei PR-Romane pro Jahr?

Ich habe einen ganzen Monat an der Nr. 3005 geschrieben, und nichts lässt mich glauben, dass ich in Zukunft schneller werden könnte. Zwei Heftromane würden also zwei Monate pro Jahr bedeuten – Zeit, die mir für meine eigenen Romane fehlen würde. Wenn ich von weiteren Beiträgen für das PERRY RHODAN-Universum spreche, so denke ich nicht an Heftromane, die mich zu sehr einschränken, sondern eher an große, von der Haupthandlung unabhängige Romane, die mir mehr Freiheit geben.

Im Dezember erscheint »Das Netz der Sterne«, in dem ein Raumschiff in eine Region des Universums aufbricht, aus der noch nie jemand zurückgekehrt ist. Tess, die Heldin, fliegt gezwungenermaßen mit, denn sie muss ihre Schulden mit dieser Mission abarbeiten. Was immer mit ihr am Ende des Romans passiert – wie würde sie die Mission mit einem Satz nachträglich zusammenfassen?

Sie würde vielleicht sagen: »Ich habe die schönste Melodie des Universums gehört.« Wer den Roman liest, wird verstehen, was ich meine. – Übrigens wird der Leser in »Das Netz der Sterne« etwas mehr über die »Gloriose« erfahren, die ich in PR-Band Nr. 3005 erwähnt habe.

Und was ist ihre größte Herausforderung auf dieser Mission gewesen?

Ihre größte Herausforderung besteht darin, das Unbekannte und Fremde verstehen zu lernen.

Was sagt der Autor zu der Figur? Über welchen Schatten wird sie springen müssen, um die Mission zu bestehen?

Tess muss über sich selbst hinauswachsen. Und sie wird ein großes Opfer bringen müssen, vielleicht das größte, das sie bringen kann.

Was hast du aus ihrer Reise für dich mitgenommen?

Ich habe eine junge Frau kennengelernt, die ihre Träume für etwas viel Größeres aufgegeben hat. Das verdient meinen Respekt!

Andreas, danke für deine Zeit.

Homepage von Andreas Brandhorst:
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Hier geht es zum ebook von EKLIPSE:
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Und ein Hörbuch gibt es auch:
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Und hier zum PR-Band 3005 »Wiege der Menschheit« von Andreas Brandhorst:
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Sechs Fragen an Andreas Brandhorst zu seinem PR-Roman 3005 mit Spoilergefahr samt fünf Fragen zu seinen drei Büchern, die 2019 erscheinen.

Band 3005 »Wiege der Menschheit« ist ein Gastroman von Bestsellerautor Andreas Brandhorst. Auch er stellte sich den Fragen von Roman Schleifer.

Andreas, mit dem PR-Heft 3005 kehrst du gleich auf mehrere Arten in deine Jugend zurück. Vor vierzig Jahren hast du als Schriftsteller dein erstes professionelle Werk veröffentlicht: einen Heftroman. Zeitgleich hast du die RHODAN-Serie verschlungen. Diese jugendlichen Gefühle hast du mit der Erinnerung an Tro Khon einfließen lassen – was hat dich an den Bestien fasziniert?

Den Begriff »Bestien« habe ich damals gar nicht gemocht, »Zweitkonditionierte« oder »Schwingungswächter« gefiel mir viel besser. Mich hat die Andersartigkeit dieser Wesen fasziniert, ihre technische Überlegenheit, ihre Übermacht, die allein schon in ihrem imposanten Erscheinungsbild zum Ausdruck kam. An einer Stelle im Roman ist von einem erwachenden Giganten die Rede, was natürlich eine Anspielung auf »Ein Gigant erwacht« ist. Tro Khon war damals eine meine Lieblingsfiguren. Überhaupt war der dreizehn- oder vierzehnjährige Andreas Brandhorst damals von den 300er-Bänden begeistert, sie gefielen mir ebenso gut wie die 200er des legendären Meister-der-Insel-Zyklus.

Bis zu welchem Heft hast du gelesen?

So bis zum Ende der 400er-Bände, wenn ich mich richtig erinnere.

Wie in den Heften davor trifft Perry Rhodan auf Menschen, die ihn nur als Legende kennen. Du hast seine Wirkung auf diese Menschen beschrieben: »Plötzlich schien dort ein anderer Mensch zu stehen, dessen Blick aus den Tiefen von Raum und Zeit zu ihnen reichte.« Denkst du, dass Perry seine Mitte gefunden hat?

Sollte er nach mehr als 3000 Jahren nicht seine Mitte gefunden haben? Man stelle sich einen Menschen vor, der mehr als drei Jahrtausende gelebt und so viele Erfahrungen gesammelt hat wie Perry Rhodan. Ein solcher Mensch muss eine enorme Ausstrahlungskraft haben, und die setzt er in der von dir genannten Szene ein, um zu beweisen, dass er ist, was er zu sein behauptet. Wir alle kennen das: Ältere Menschen, die viel erlebt, gesehen und erfahren haben, verhalten sich anders als junge Leute, denen es an Erfahrung mangelt. Man stelle sich jemanden vor, der alle Länder der Erde bereist und ihre Kulturen kennen und verstehen gelernt hat. Und man vergleiche einen solchen Reisenden mit jemandem, der nie sein kleines Dorf verlassen hat. Der Unterschied ist spürbar.

An anderer Stelle stellt Perry fest, dass die Geschichte Terras mit viel Blut und Tränen geschrieben wurde und dass seine Hände dieses Blut und diese Tränen berührt haben. Wie viel Zweifel hat deiner Meinung nach der Optimist Perry Rhodan?

Man kann Optimist und nachdenklich sein. 🙂 Auch hier spielen langes Leben und große Erfahrung wieder eine wichtige Rolle. Und Verantwortung, ein bedeutsames Wort. Wer so viel Verantwortung trägt wie Perry Rhodan, hat gelernt abzuwägen, die Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln zu sehen. Er dürfte längst über eine egozentrische Sichtweise hinaus sein (weil er sich selbst und anderen nichts mehr beweisen muss) und die Wahrheit als solche erkennen können, auch wenn sie unangenehm sein mag.

Du hast in einem Interview mit Klaus N. Frick (link am Ende des Textes) gesagt, dass du Lust auf einen richtig dicken Wälzer hättest, der im Perryversum spielt. Eine Antwort aus dem Bauch: Welche Epoche würdest du darin gern beleuchten und warum?

Meine erste, instinktive Antwort auf diese Frage wäre: Ich würde einen solchen Roman irgendwo zwischen Band 200 und 399 ansiedeln wollen. Aber wenn ich dann genauer darüber nachdenke … Infrage kämen auch Zeiträume, die in der Serie »unerzählt« blieben, weil es zu Zeitsprüngen kam. Oder warum nicht eine große Geschichte aus einem parallelen Perryversum, in dem die Geschichte, wie wir sie von Perry Rhodan kennen, ganz anders verlief? Auf jeden Fall sollte es etwas Kosmisches sein, wie ich es liebe, eine große Geschichte mit der Milchstraße oder dem ganzen Universum als Bühne.

Wie ging es dir mit dem RHODAN-Heft, dessen Umfang für dich ja eher eine Kurzgeschichte ist?

Das war ganz und gar nicht einfach. Meine Romane sind normalerweise fünf- oder sechsmal so lang wie ein Heftroman und wesentlich breiter angelegt, mit einem längeren Spannungsbogen und einer wesentlich tieferen Figurenentwicklung. Die Umstellung war nicht leicht. Ich habe zuvor ein Handlungsgerüst angefertigt und beim Schreiben gemerkt, dass ich gern mehr Platz für die detailliertere Darstellung bestimmter Personen gehabt hätte, zum Beispiel Tholia Turan. Oder man denke nur an die angedeutete Beziehung zwischen Amma Vargas und Zafer Young. Oder an den Zweitkonditionierten – ich hätte gern einen längeren Blick in sein Innenleben geworfen.

»Legenden entstehen nicht einfach aus dem Nichts«, erklärt in deinem PR-Band der junge Galakto-Archäologe Felix Ghiss. Legenden und Mythen sind auch immer Bestandteil deiner SF-Romane. Was fasziniert dich an Mythen?

Es ist das Staunen über die darin beschriebenen Welten und Ereignisse, das Staunen auch angesichts der epischen Breite solcher Geschichten. Schon als Kind bin ich immer gern in so etwas eingetaucht, zum Beispiel in die Mythen von Tausend-und-einer-Nacht und etwas später, mit elf oder zwölf Jahren, in die Nibelungensaga. Dieses Staunen, neudeutsch »sense of wonder«, habe ich damals als Kind und Jugendlicher geliebt. Heute versuche ich daran festzuhalten und meinen Lesern ein ähnliches Gefühl zu vermitteln.

Auf den 3. PERRY RHODAN-Tagen in Osnabrück Ende Mai (http://prtag.prfz.de/home.html) präsentierst du exklusiv deinen wenige Tage später erscheinenden Roman »Eklipse«. In dem Roman kehrt ein Raumschiff zur fast gänzlich entvölkerten Erde zurück und muss das Geheimnis um das Verschwinden der Menschen, so der Teaser. Verrate uns etwas über den Helden.

Es gibt keinen einzelnen Helden , sondern mehrere, die Crew der »Eklipse«, auf die ich detailliert eingehe – hier hatte ich genug Platz! 🙂 –, und eine gewisse Rebecca auf der Erde, eine Heranwachsende, die auf der Flucht ist und gelernt hat, dass es keinen Sinn hat, sich etwas vorzumachen. Auch bei »Eklipse« gibt es einen kosmischen Hintergrund, der eine wichtige Rolle spielt. Mehr verrate ich hier nicht.

In deinem im August erscheinenden Thriller »Das Flüstern« schreibst du über einen autistischen Jungen. Wie hast du dafür recherchiert?

Gerade bei meinen Thrillern ist die Recherche immer sehr aufwendig, weil sie viel näher am Heute sind und damit auch viel realistischer. Ich habe mich lange und ausgiebig mit Autismus in seinen verschiedenen Erscheinungsformen auseinandergesetzt, mit Literatur und in Gesprächen mit Fachleuten und Betroffenen, aber im Roman selbst erscheint darin nur die metaphorische Spitze des Eisbergs, denn: Es geht nicht um Autismus, sondern um das Leben von Nikolas, genannt Nick, der vom Jungen zum Mann heranwächst. Und es geht um Sonja, die schon als Kind eine besondere Rolle für Nick spielt. Ich habe lange und intensiv über Autismus recherchiert, weil es wichtig ist, dass der Autor weiß, worüber er schreibt, dass er das richtige Gefühl für seine Figuren bekommt und sie plausibel agieren und fühlen lassen kann. Wer ein Lehrbuch über autistische Phänomene befürchtet, den kann ich beruhigen: Es ist ein Thriller über das menschliche Leben und seine Wechselfälle.

Mit dem im Dezember erscheinenden Buch »Das Netz der Sterne« erwartet uns erneut Science Fiction. Gib uns doch hier die ersten Infos.

In »Das Netz der Sterne« geht es um eine junge … Sängerin. (Dazu muss ich sagen: Der ursprüngliche Titel lautete »Gesänge von Unendlichkeit«, was es ziemlich gut trifft.) Sie wird in Ereignisse verstrickt, die nicht nur ihr Leben gründlich verändern, sondern auch für die Erde, ihre Kolonien im All und die Zukunft der Menschheit eine wichtige Rolle spielen. Mit dem »Netz der Sterne« ist das Hyperon gemeint, ein als überlichtschnelles Transportsystem dienendes Gespinst im Hyperraum, mit dem es eine besondere Bewandtnis hat …

Besonders gespannt bin ich auf die Fortsetzung deines Spiegel-Bestsellers »Das Erwachen«, der im Herbst 2020 veröffentlicht wird. Wird die Marsmission eine Rolle spielen? Und werden Außerirdische eine Rolle spielen? Und wie entwickelt sich die Künstliche Intelligenz weiter?

Ich stecke mitten in der Recherche, mit dem Schreiben möchte ich Ende Mai beginnen. Der Roman wird mich dann fast ein Jahr beschäftigt halten, und das meine ich tatsächlich so: Meine Gedanken werden sich fast immer um ihn drehen. Konzept und Handlungsgerüst sind fertig, aber ich bin mir noch nicht sicher, ob ich hier und dort etwas ändere, das durchaus Einfluss auf den gesamten Handlungsverlauf nehmen könnte. Worum geht’s? In »Das Erwachen« erzähle ich, wie aus Künstlicher Intelligenz echte Maschinenintelligenz wird und was das für uns Menschen bedeutet. Der nächste Roman schildert, was nach dem Erwachen mit unserer Welt, unserer Zivilisation und uns Menschen geschieht. Nein, Außerirdische erscheinen nicht, das wäre zu sehr Science Fiction. Eine wichtige Rolle spielt die Frage: Wie reagieren Menschen, wenn eine übergeordnete Instanz, in diesem Fall die Maschinenintelligenz, alle wichtigen Entscheidungen für sie trifft, ohne sie vorher nach ihrer Meinung zu fragen? Ist es nicht das, was sich manche Menschen wünschen, wenn sie nach einem »starken Mann« rufen oder einen Gott um Hilfe bitten? – Wenn wir uns Ende Mai in Osnabrück treffen, habe ich vermutlich die ersten Seiten des Romans geschrieben.

Andreas, danke für deine Antworten  und deine Zeit. Ich freue mich schon auf deinen Programmpunkt auf dem Con in Osnabrück, auf dem wir eine Stunde auf der Bühne über deine Projekte plaudern werden.

Das Interview mit Andreas Brandhorst, geführt von Klaus N. Frick findet sich hier: https://perry-rhodan.net/aktuelles/news/%C2%BBmit-heftromanen-hat-f%C3%BCr-mich-alles-begonnen%C2%AB

Die Homepage von Andreas Brandhorst:
http://www.andreasbrandhorst.de

Interview mit Andreas Brandhorst zu seinem neuen Buch »Ewiges Leben«

Das neueste Buch »Ewiges Leben« von Bestseller-Autor Andreas Brandhorst ist am 4. September 2018 erschienen – derzeit noch exklusiv als ebook, die Buchausgabe folgt am 2. Oktober 2018. Grund genug, den sympathischen Deutschen über sein Buch und die Handlung zu befragen.

Roman Schleifer: Andreas, in deinem neuesten Buch beschäftigst du dich mit Gentechnik, der Lebensverlängerung und letztendlich der Unsterblichkeit. Ist da der Wunsch Vater des Gedanken?

Andreas Brandhorst: Vielleicht. Es ist ein Thema, das mich seit vielen Jahren beschäftigt, und zwar jeden Tag. Immer wieder denke ich darüber nach, über unsere Vergänglichkeit, und oft stelle ich mir die Frage: Was wäre, wenn wir ewig leben könnten? Oder zumindest Jahrhunderte, Jahrtausende. Wenn wir Zeit genug hätten, all die Dinge zu tun, die wir gern tun würden. Wie würde sich dadurch unser Denken und Fühlen verändern?

Roman: Wie stehst du persönlich zum Tod?

Andreas: Ich würde gern nicht da sein, wenn er mich besuchen kommt. Im Ernst, ich halte den Tod für eine ungeheure Verschwendung. Da verbringt man das ganze Leben damit, zu lernen, Erfahrungen zu sammeln und (hoffentlich) klüger zu werden, und dann kommt der Tod und nimmt einem alles weg. Ganz abgesehen davon: Es gibt so viele Dinge, die ich ausprobieren möchte, und die Zeit dafür reicht einfach nicht. Wie ungerecht!

Roman: Ja, da geht es mir ähnlich. *seufz*
Du schreibst jedes Jahr ein Buch zu einem neuen Thema. Dein letzter Roman, »Das Erwachen« beschäftigte sich mit Künstlicher Intelligenz. Wie wählst du die Themen deiner Romane?

Andreas: Es kommt immer darauf an, welche Themen mich gerade besonders beschäftigen. Ich habe mich immer sehr für die Wissenschaft interessiert, und die Revolution im Bereich der Biotechnologien, insbesondere die neue Gentechnik CRISPR/Cas9, stach ins Auge. Als ich begann, mich eingehender damit zu beschäftigen, wurde mir schnell klar, dass wir es hier mit einer Sache zu tun haben, die unser aller Leben ebenso nachhaltig verändern könnte wie die Künstliche Intelligenz – die Idee zum Roman »Ewiges Leben« war geboren. Im Thriller, der nächstes Jahr bei Piper erscheint (Oktober 2019), geht es nicht um technische Wissenschaft in der einen oder anderen Form, sondern um den menschlichen Geist – im Mittelpunkt des Romans steht das Leben eines autistischen Jungen. Auch das ist eine hochinteressante Angelegenheit: Autismus und Inselbegabungen. Für Oktober 2020 ist ein Roman geplant, in dem ich Fundamentalismus, Fanatismus, Populismus und Radikalisierung aufs Korn nehme. Ein Blick in die Nachrichten genügt, um zu erkennen, dass es sich um ein sehr aktuelles Thema handelt.

Roman: Liest du dich dann in diese Themen ein oder verfolgst du sie ohnehin?

Andreas: Ich verfolge die Entwicklungen in den Wissenschaften und in unserer Gesellschaft ohnehin mit großem Interesse. Wenn ich etwas entdecke, über das es einen Roman zu schreiben lohnt, beginne ich mit umfangreichen Recherchen.

Roman: Neben all den Überlegungen zu den Themen Gentechnik und Unsterblichkeit ist »Ewiges Leben« zu allererst ja ein Verschwörungsthriller. Worum geht es genau?

Andreas: Diese Frage beantwortet der Klappentext am besten: Die Journalistin Sophia erhält einen scheinbar harmlosen Auftrag: Für den Biotechnologie-Konzern Futuria soll sie ein Porträt für die Firmengeschichte verfassen. Futuria wird wegen seiner Verdienste um die gentechnische Heilung von Krankheiten wie Krebs und der Forschungen auf dem Gebiet der Lebensverlängerung geschätzt. Doch je tiefer Sophia gräbt, desto unheimlicher wird ihr das Unternehmen, dessen Gründer, der legendäre Salomon Leclerq, seit einigen Jahren verschwunden ist. Sie stößt auf Hinweise, dass Futuria den genetischen Schlüssel für die Unsterblichkeit gefunden hat. Doch hinter der Verheißung von ewigem Leben verbirgt sich ein düsteres Geheimnis, ein großangelegter Plan, den das Unternehmen verfolgt. Gemeinsam mit dem abtrünnigen Casper muss Sophia alles daransetzen, den Plan zu vereiteln. Denn Futuria hat nicht vor, sein Wissen nur zum Wohle der Menschheit einzusetzen …

Es geht darum, wie sich unser Leben und unsere Gesellschaft verändern werden, wenn wir tatsächlich die Möglichkeit bekommen, unsterblich zu werden. Um nur ein kleines Beispiel zu nennen: Unser Rentenversicherungssystem können wir vergessen. Es würde schnell kollabieren. Und was ist mit den natürlichen Ressourcen unseres Planeten, wenn niemand mehr stirbt, aber weiterhin Menschen geboren werden? Auch darum geht es in »Ewiges Leben«. Wer weiß, was der neue Global Player, der Biotechnologie-Riese Futuria, plant, um all diese Probleme zu lösen …

Und überhaupt: Wie würden die Kirchen unserer Welt mit ihrem Monopol auf den menschlichen Tod (darauf basiert maßgeblich ihre Macht) reagieren, wenn die Menschen ewig leben können, ohne jemals zu sterben und Rechenschaft für ihre Sünden ablegen zu müssen?

Roman: Ja, deine Überlegungen im Buch – Was macht die katholische Kirche, wenn die Menschen schon im Hier und Jetzt unsterblich wären und sie nicht mehr auf das Paradies warten müssen – sind sehr interessant. Das ist ein faszinierendes Thema, über das ich mir durch dein Buch zum ersten Mal Gedanken gemacht habe. Eine sehr coole Idee.

Wo ich auch nachdenklich wurde, war der Plan, den das Biotechnologie-Unternehmen Futuria in deinem Buch verfolgt. Schließlich entspringt das ja alles deinem Geist. Da bin ich dann doch froh, dass du bei deiner Kreativität keinen so mächtigen Konzern leitest … ähem.

Andreas: In den vergangenen Monaten bin ich bei meinen Vorträgen über Künstliche Intelligenz oft Managern großer Unternehmen begegnet und habe dabei Einblick in ihre Denkweise gewonnen. Ich möchte nicht mit ihnen tauschen. Es ist wie mit allen Menschen, die Macht haben: Manche gehen gut damit um, andere weniger. Meiner Ansicht nach sollte der Mensch im Mittelpunkt stehen, nicht Umsatz und Profit. Ich würde wahrscheinlich nicht lange Konzernchef bleiben, wenn deutlich wird, dass mir Gewinnmargen weniger bedeuten als menschliche Schicksale.

Roman: Apropos Futuria: In »Ewiges Leben« geht es um die Journalistin Sophia Marchetti und ihren Kollegen Borris, die den Auftrag erhalten, über das Firmenjubiläum des Biotechnologie-Konzerns Futuria zu berichten. Erzähl uns mehr darüber.

Andreas: Futuria ist die neue Nummer 1 unter den Global Playern und gilt als Wohltäter der Menschheit. Mit der neuen Gentechnik CRISPR/Cas9 (https://www.spektrum.de/wissen/wie-funktioniert-crispr-cas9/1441060 oder auch https://www.wissensschau.de/genom/crispr_forschung_medizin.php) hat Futuria viele Erbkrankheiten und sogar den Krebs besiegt. Jetzt steht sogar die Unsterblichkeit des Menschen in Aussicht. Als Sophia, die selbst an einer Erbkrankheit gelitten hat, mit ihren Recherchen beginnt, trifft sie einen geheimnisvollen Mann, der sich Casper nennt und sie vor Futuria warnt. Sophia ist entschlossen, der Wahrheit auf den Grund zu gehen, und damit löst sie eine Ereigniskette aus, die die ganze Welt verändert … Mehr sei hier nicht verraten. Übrigens: Auch der Papst zählt zu den Protagonisten von »Ewiges Leben«. Die katholische Kirche und alle großen Religionen stehen vor einer Zerreißprobe. Sollen sie das ewige Leben für den Menschen gutheißen oder nicht? Wenn die Menschen unsterblich werden, so die Befürchtung, verlieren Religionen an Bedeutung und damit an Macht.

Roman: Künstliche Intelligenz spielt ebenfalls eine interessante Rolle.

Andreas: Stimmt. Futuria bietet zwei Arten von Unsterblichkeit: eine physische und eine psychische. Menschen können durch eine gentechnische Behandlung biologisch unsterblich werden oder ihr Bewusstsein in die virtuellen Welten von Eden transferieren, mit der Möglichkeit, das Leben zu führen, das sie sich immer gewünscht haben, in jeder beliebigen Rolle, die sie auch wechseln können. Eine Künstliche Intelligenz verwaltet die virtuelle Realität von Eden. Die Frage lautet: Wofür würden sich die Menschen entscheiden, wenn sie die Wahl hätten? Für ein ewiges Leben in dem Körper, den sie kennen, in unserer Welt? Oder in Körpern, die sie wechseln können, als König, Ritter oder Raumfahrer in virtuellen Welten, die für ihre Sinne nicht von der Realität unterscheidbar sind? Hat es einen Sinn, zwischen »realer« und »virtueller« Realität zu unterscheiden, wenn die menschliche Wahrnehmung keinen Unterschied mehr feststellen kann?

Roman: Glaubst du, dass wir eines Tages unsterblich werden können? Und wäre das wünschenswert?

Andreas: Es gibt keinen zwingenden biologischen Grund, warum der Mensch nicht unsterblich sein sollte. Der Tod ist eine Art Motor der Evolution – neue Generationen, ausgestattet mit geringfügig mutierten Genen, lösen die alten ab, und die besseren (=überlebensfähigeren) Lebensformen setzen sich durch. Die neue Gentechnik gibt uns Werkzeuge in die Hand, mit der wir unsere genetische Struktur gezielt verändern und unsere Evolution selbst bestimmen können. Ja, ich denke, biologische Unsterblichkeit bzw. extreme Langlebigkeit wird möglich sein. Ob das wünschenswert ist, muss jeder Einzelne von uns selbst entscheiden. Ich würde mich sehr über die Möglichkeit freuen, ewig zu leben – dann hätte ich Zeit genug, all die Bücher zu schreiben, die ich gern schreiben würde. Aber man bedenke auch die massiven sozialen Folgen von Unsterblichkeit. Wir würden von heute auf morgen in einer völlig anderen Gesellschaft leben. Und man bedenke die Folgen für den Planeten Erde, wenn keine Menschen mehr sterben, wenn ihre Zahl rasant wächst …

Roman: Viele deiner Bücher wurden mit dem Deutschen-Science Fiction-Preis (DSFP)und dem Kurd-Laßwitz-Preis ausgezeichnet. Wie gehst du mit diesen Ehrungen um?

Andreas: Ich freue mich darüber. 🙂

Roman: Ich drück dir die Daumen, dass auch Ewiges Leben eine Auszeichnung erhält. Verdient hätte es das Buch.

Andreas: Jede Auszeichnung ist willkommen! 🙂

Roman: Man kann dich ja auch live erleben – wo bist du demnächst?

Andreas: Am 6. Oktober bin ich im ostfriesischen Leer, siehe hier: http://blog.fiks.de/sftag2018/ Bei der Gelegenheit stelle ich übrigens »Ewiges Leben« vor und lese aus dem Roman. Eine Woche später folgt die Buchmesse in Frankfurt, wo ich ebenfalls zugegen sein werde, am Freitag und am Samstag.

Roman: Wie ist das Bad in der Menge für dich?

Andreas: Der Kontakt mit den Lesern ist mir sehr wichtig. Ich finde es immer wieder interessant und spannend zu erfahren, wie meine Romane aufgenommen werden, wie einzelne Szenen auf den Leser wirken.

Roman: Was liest du eigentlich selbst? Was sind deine Lieblingsautoren?

Andreas: Ich lese natürlich auch SF, aber vor allem zeitgenössische Literatur, zum Beispiel Nina George, die ich sehr schätze (Das Lavendelzimmer, Das Traumbuch, Schönheit der Nacht), Benedict Wells (Vom Ende der Einsamkeit), Robert Seethaler (Ein ganzes Leben), Margaret Mazzantini (Das schönste Wort der Welt, Geh nicht fort, Herrlichkeit), Marlen Haushofer (Die Wand) oder Marie-Sabine Roger (u.a. Der Poet der kleinen Dinge). Ich mag insbesondere Bücher über das Leben.

Roman: Noch kurz zu PERRY RHODAN: Wie groß ist die Chance, dass wir nach den zwei Taschenbüchern, die du für RHODAN geschrieben hast, einen Gastroman in der Erstauflage lesen dürfen?

Andreas: Wer weiß? Vielleicht tut sich da bald was …

Roman: Nun, ich gebe die Hoffnung nicht auf. J Andreas, danke für deine Zeit.

Andreas: Danke für das Interview.

Homepage von Andreas Brandhorst:  https://andreasbrandhorst.de

 

 

 

 

 

»Die Tiefe der Zeit« – Ein Interview mit Andreas Brandhorst

Am 1. März 2018 erscheint »Die Tiefe der Zeit«, das neue Buch von Bestsellerautor Andreas Brandhorst. Aus diesem Anlass führte Roman Schleifer ein Interview mit dem sympathischen Deutschen.

Roman Schleifer (RS): Andreas, nach deinem Bestseller »Das Erwachen«, in dem das Erwachen einer Maschinenintelligenz auf der Erde der Gegenwart im Mittelpunkt steht, widmest du dich in deinem neuen Buch »Die Tiefe der Zeit« wieder einer entfernten Zukunft.

Der Klappentext liest sich schon mal interessant.
»Seit vielen Tausend Jahren führt die Menschheit Krieg gegen die geheimnisvollen Crul. Und seit ebenso langer Zeit erzählt man sich Geschichten von der Hauptstreitmacht des Feindes, die seit Ewigkeiten durch die Weiten des interstellaren Raums unterwegs ist, um eines Tages die Kernwelten der menschlichen Zivilisation zu vernichten. Der ehemalige Soldat Jarl, dem man Verrat und Mord zur Last legt, ist auf der Flucht vor den eigenen Verbündeten. Als Gejagter muss er die legendäre Erde finden, jenen mythischen Ursprungsplaneten der Menschen. Denn dort soll die größte aller Waffen lagern, eine Waffe, die den Krieg beenden und Frieden bringen kann. Jarls Suche führt ihn durch die Tiefe der Zeit. Doch er ahnt nicht, dass er nur ein Werkzeug in einem viel größeren Plan ist …«

In all deinen SF-Romanen ist die Menschheit fast verschwunden, leben nur mehr wenige von uns und/oder befinden sich im Krieg mit einer außerirdischen Macht. Siehst du so schwarz für uns in der Zukunft im All?

Andreas Brandhorst (AB): Es ist nicht in allen meinen Romanen so, aber doch in einigen, da hast du recht. Vielleicht liegt es daran, dass ich das dramatische Setting mag, die besondere Atmosphäre einer solchen Situation. Es ist gelegentlich das große Bühnenbild, der Hintergrund für die Handlung. Interessanterweise ist die Menschheit in »Die Tiefe der Zeit« nicht auf einen kleinen Rest reduziert. Ganz im Gegenteil, sie ist, sieht man die Sache aus einem gewissen Blickwinkel, die dominante Spezies in der Milchstraße. Aber es wird auch schnell klar: Die Menschen sind nicht unbedingt die Guten. Sie haben das Trauma eines Fast-Untergangs hinter sich und daraus die Lehre gezogen, dass keine fremde Spezies jemals die Chance erhalten darf, zu einem ernsthaften Rivalen auf der galaktischen Bühne zu werden. »Vereint sind wir stark, geteilt sind wir schwach, und die Schwachen sterben.« So lautet nicht umsonst das Motto des Pakts der Menschenwelten.

Roman: Denkst du, dass die Erde wirklich einmal nur mehr eine Art Mythos sein wird?

Andreas: Auch hier gefällt mir das Setting, die Atmosphäre, wie bei E.C. Tubbs Earl-Dumarest-Reihe: die Erde vergessen, oder fast, ein Mythos, vielleicht nicht mehr als eine Legende. Aber in »Die Tiefe der Zeit« ist dieser Mythos nicht nur Hintergrund, Kulisse, sondern ein zentraler Punkt der Handlung. Es gibt einen ganz bestimmten Grund, warum die Erde in Vergessenheit geriet …

Roman: Kommen wir zu Jarl, dem Held in »Die Tiefe der Zeit«. Er ist ein Ex-Soldat, dem man Verrat und Mord vorwirft. Zu recht oder zu Unrecht?

Andreas: Wahrheit und Lüge liegen auch in diesem Roman dicht beieinander und lassen sich manchmal zunächst kaum voneinander unterscheiden. Jarl ist als Soldat geboren, wobei ich erklärend hinzufügen muss: Die Menschen in »Die Tiefe der Zeit« sind eine polymorphe Spezies, die Gene bestimmen ihren Platz in der Gesellschaft. In Jarls Adern fließt gelbes Blut, das Blut von Soldaten, aber er fühlt schon bald, dass er kein Soldat sein will. Ihm liegt nichts daran, sein ganzes Leben lang zu zerstören und zu töten. Er erfährt von der legendären Erde und einer Waffe, die es dort geben soll, angeblich die größte und mächtigste aller Waffen, so groß und mächtig, dass sie den ewigen Krieg beenden und Frieden bringen kann. Daraufhin macht er sich auf die Suche, um der Galaxis, den Menschen und auch sich selbst Frieden zu bringen.

Roman: Was hat Jarl für Fähigkeiten?

Andreas: Obwohl er das gelbe Blut eines Soldaten hat, ist er doch jemand, der in einer Welt des Krieges und Konflikte Frieden sucht. Schnell wird ihm klar: Um zu überleben, muss er die Erde und die mächtigste aller Waffen finden, die dort angeblich auf ihn wartet. Seine besonderen Fähigkeiten heißen Ausdauer, Überlebenswille und Entschlossenheit. Und er bekommt Hilfe von unerwarteter Seite.

Roman: Jarl ist nur ein Werkzeug in einem größeren Plan … bereits in der »Kantaki«- und der »Feuervögel«-Trilogie (beide von Piper-Verlag neu aufgelegt und absolut lesenswert), spielt eine höhere Macht mit. Was fasziniert dich an dem Gedanken, dass die Helden oft nur Marionetten sind?

Andreas: Ich würde eher von einem Mosaikstein in einem größeren Bild sprechen, oder von einem kleinen Stück, von dem man noch nicht weiß, wo es ins große Puzzle passt. Ich mag diese Art von Verschlungenheit, die auch dem Leben des Einzelnen Bedeutung gibt, selbst in einem galaktischen, kosmischen Maßstab. Jarl ist tatsächlich Teil eines größeren Plans, was aber nicht bedeutet, dass sein Leben fest vorherbestimmt ist. Dieser Punkt liegt mir sehr am Herzen: Jarl zeigt, dass man immer entscheiden kann. Diese Freiheit steht jedem von uns offen, und das bedeutet auch: Niemand von uns kann der damit einhergehenden Verantwortung entkommen.

Roman: Empfindest du das in der Realität auch so?

Andreas: Die Freiheit und Verantwortung der eigenen Entscheidung? Ja, unbedingt. Ich habe mehrmals in meinem Leben ganz bewusst auf der Grundlage dieser Erkenntnis gehandelt. In jedem von uns fließt symbolisches »gelbes Blut« – oder violettes, wie im Fall von Prizilla, einer weiteren wichtigen Figur in »Die Tiefe der Zeit«. Wenn man das weiß, kann man in bestimmten Situationen über sich selbst hinauswachsen, sein Schicksal gewissermaßen selbst in die Hand nehmen.

Roman: Gib uns mehr Infos als den Klappentext. Was erwartet uns in »Die Tiefe der Zeit«?/ Warum sollte man »Die Tiefe der Zeit« gelesen haben?

Andreas: Hier exklusiv vor Veröffentlichung der Text auf der Innenseite.
»Evolution – nur der Stärkere überlebt. Als die Menschen ins All aufbrachen, trafen sie auf einen Gegner, der sie fast ausgerottet hätte. Dieser Konflikt hinterließ ein tief verwurzeltes Trauma. Nicht umsonst heißt das Motto des Pakts aller Menschenwelten: »Vereint sind wir stark, geteilt sind wir schwach, und die Schwachen sterben.« Wo die Menschen in der Milchstraße auf intelligentes Leben stoßen, sorgen sie mit Manipulationen und militärischem Eingreifen dafür, dass sich nie Rivalen entwickeln können. Doch dann treffen sie auf die Crul, einen erbarmungslosen wie geheimnisvollen Gegner, der alle ihre Befürchtungen wahr werden lässt. Denn die Crul reisen seit Jahrtausenden durch das All und verfolgen eine ganz besondere Mission. Es liegt ausgerechnet an Jarl, einem abtrünnigen Soldaten, einen Weg zu finden, gegen die Crul zu bestehen. Doch dazu muss er zuerst das Unmögliche schaffen: den legendären Heimatplaneten der Menschheit wiederfinden …«

»Die Tiefe der Zeit« präsentiert ein ganz neues Universum. Warum man den Roman lesen sollte? Weil er ein farbenprächtiges kosmisches Abenteuer in mindestens 8K-Auflösung ist, das für den Leser garantiert die eine oder andere Überraschung bereithält …

Roman: Klingt spannend. Ich freue mich auf das Buch. Danke für deine Zeit.

Andreas: Ich danke dir und wünsche allen Lesern viel Spaß mit »Die Tiefe der Zeit«.

Interview mit Bestseller-Autor Andreas Brandhorst Zu seinem Buch „Das Erwachen geführt von Roman Schleifer

Anfang Oktober 2017 habe ich »Das Erwachen«, das aktuelle Buch von Andreas Brandhorst, gelesen. Er schildert darin die Entstehung einer Maschinenintelligenz und die Auswirkungen auf die Menschheit. Andreas hat mich mit seinem Buch nachdenklich gestimmt. So toll Computer und künstliche Intelligenz für unser Leben sind, die Gefahr, die entstehen kann (und vermutlich auch wird), sollte stärker ins Bewusstsein rücken. Vielleicht könnten wir dann das von Andreas beschriebene Szenario verhindern. In diese Kerbe schlug Anfang November auch Stephen Hawking, der auf der Web Summit 2017 vor genau der im Buch beschriebenen Entwicklung gewarnt hat.

Alles in allem Grund genug Andreas ein paar Fragen zu stellen – zum Buch und privat.

Roman: Seit Jahren bin ich ein Fan deiner Werke. Jedes Buch hat mich nachdenklich gemacht und beschäftigt. Darum freue ich mich, dass du dir die Zeit für ein Interview nimmst. Ich weiß, du arbeitest bereits an deinem nächsten Buch, einem neuen großen Thriller für den Piper Verlag, der im Herbst 2018 erscheint. Ich hoffe, das Interview reißt dich nicht aus dieser neu erschaffenen Welt.

Andreas: Es ist eine willkommene Abwechslung.

Roman: Sehr gut. »Das Erwachen« ist nach der ersten Erscheinungswoche in die Spiegel-Bestsellerliste eingestiegen – wie stolz bist du darauf?

Andreas: Immens stolz, denn die Konkurrenz ist groß, gerade im Oktober, wenn die Herbsttitel der Verlage erscheinen. Auf der Spiegel-Bestsellerliste zu stehen, bedeutet kommerziellen Erfolg, den sich natürlich jeder Autor wünscht, der von seinen geschriebenen Worten lebt.

Roman: Du hast für deine Bücher mehrere Auszeichnungen erhalten – wie stolz bist du auf diese Preise?

Andreas: Preise bedeuten Anerkennung, und Anerkennung schadet nie. Auch das Autorenego braucht die eine oder andere Streicheleinheit, dadurch schöpft man neue Kraft.

Roman: Seit dem Internet gibt es auch leichteren Zugang zu Rezensionen und Meinungen von anderen Leuten über gelesene Bücher. Wie wichtig sind diese Kritiken für dich?

Andreas: Konstruktive Kritik bringt einen weiter, denn man lernt nie aus. Jeder Autor sollte bereit sein, solche Kritik anzunehmen und sich selbst immer wieder infrage zu stellen. Dadurch bekommt man Gelegenheit sich zu verbessern. Was schlechte Kritiken betrifft …

Roman: Gutes Stichwort. Wie gehst du damit um?

Andreas: Mit schlechten Kritiken gehe ich leider schlecht um: Sie schmerzen, jede einzelne. Schon vor vielen Jahren habe ich versucht, mir in dieser Hinsicht ein dickes Fell wachsen zu lassen, aber es will nicht klappen. Schlechte Rezensionen tun noch immer weh, weil in meinem Romanen so viel Arbeit steckt, so viel Herzblut und Engagement. Ich weiß, ich weiß, als Autor sollte man sich die Rezensionen besser gar nicht ansehen, aber ich tu’s trotzdem immer wieder.

Roman: Wie wählst du die Themen für deine Bücher aus?

Andreas: Manchmal wählen sie mich aus. Ich laufe täglich mindestens eine Stunde, und manchmal passiert es, dass ich beim Laufen plötzlich eine Idee im Kopf habe, oder den Beginn einer Idee, eine Art zartes Pflänzchen mit Wurzeln im Unterbewusstsein. Nach Hause zurückgekehrt notiere ich diese Einfälle sofort, und manchmal wachsen sie dann weiter, bis sie zum Gerüst eines Romans werden.

Roman: Aus persönlichen Gesprächen mit dir weiß ich, dass dich dein Tod stört … verarbeitest du so etwas in deinen Büchern?

Andreas: Wen »stört« der Tod nicht? Wer möchte sterben? Man wird älter, man sammelt Wissen und Erfahrungen, man wird – hoffentlich – weiser, und dann, in einem Moment, verschwindet das alles. Was für eine kolossale Verschwendung! Und jedes Mal ist es ein individuelles Drama, eine persönliche Katastrophe, der niemand von uns entkommen kann. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht darüber nachdenke.

Roman: Besprichst du den Plot in der Erstellungsphase mit einem zweiten oder arbeitest du für dich selbst?

Andreas: Normalerweise arbeite ich dabei ganz allein. Gelegentlich halte ich Rücksprache mit dem Lektor im Verlag.

Roman: Hast du Testleser?

Andreas: Zwei. Der Verlagslektor liest Stück für Stück mit, während ich schreibe, und ebenso ein sehr aufmerksamer Redakteur, der manchmal einen strengen Finger auf wunde Stellen legt und sagt: »So geht das nicht.« J Die Zusammenarbeit mit diesem Redakteur, der auch die Endredaktion meiner Romane übernimmt und dabei sehr, sehr gründlich vorgeht, empfinde ich als außerordentlich fruchtbar. Das läuft wirklich sehr gut.

Roman: Wie oft gehst du über den fertigen Text? Gibt es einen Punkt, an dem du den Roman dann nicht mehr sehen kannst?

Andreas: Es kommt darauf an, wie zufrieden ich mit einem Roman bin, wie »rund« er sich anfühlt. Ich gehe den Text mehrmals durch, auch beim Schreiben, und jedes Mal wird etwas geändert. Nach dem fünften oder sechsten kompletten Lesen fehlt dann ein bisschen der Abstand, und man riskiert, noch vorhandene Fehler gar nicht mehr zu sehen. Aber dann gibt es zum Glück noch den Redakteur, und im Verlag Lektor und Korrektor. Und ja, irgendwann nervt es, einen bereits bekannten Text immer und immer wieder zu lesen, doch das gehört einfach dazu.

Roman: Musst du nach Abgabe eines Projekts abschalten oder beginnst du sofort mit dem nächsten?

Andreas: Es kommt vor, dass ich zwischen zwei Romanen ein wenig übersetze. Um nicht aus der Übung zu kommen, was das Übersetzen betrifft, und um in eine andere Art des Schreibens und eine andere Geschichte einzutauchen.

Roman: Hörst du Musik beim Schreiben?

Andreas: Ja, ich höre vorwiegend Heavy Metal, manchmal auch Techno oder Hardcore, je nach Stimmung. Auch klassische Musik kommt vor.

Roman: Es gibt ja eine Konzeptions- und eine Schreibphase, wie lange arbeitest du an so einem 700 Seiten Wälzer?

Andreas: An »Das Erwachen« habe ich über ein Jahr gearbeitet, die umfangreichen Recherchen mitgerechnet. Es war meine bisher aufwändigste Romanarbeit. Über ein Jahr lang habe ich an fast nichts anderes gedacht und bin ganz in der Arbeit aufgegangen. Was ich mir nur leisten kann, weil ich allein lebe. J

Roman: Du bist 1984 nach Italien ausgewandert und 2013, fast drei Jahrzehnte später, nach Deutschland zurückgekehrt. Schreibt es sich in Deutschland anders als in Italien?

Andreas: Nein, aber es lebt sich anders J Das Umfeld ist ein ganz anderes, es fühlt sich für mich nach dreißig Jahren in Italien auch ganz anders an, selbst jetzt noch, obwohl ich schon seit vier Jahren wieder in Deutschland bin. Wenn du mich fragst, was ich hier am meisten vermisse: das Meer, das in Italien nur etwas mehr als eine halbe Autostunde von meinem hauptsächlichen Wohnort entfernt war.

Roman: Mit den Bestsellern »Äon« und »Das Erwachen« hast du dich in der näheren Zukunft aufgehalten. Bei deinen anderen Werken hast du eigenständige Science Fiction Universen (Kantaki, Feuervögel, Omni etc) geschaffen, die mehrere tausend Jahre in der Zukunft angesiedelt sind. Was liegt dir mehr?

Andreas: »Äon« ist ein Mystery-Thriller mit starken fantastischen Elementen, »Das Erwachen« hingegen ein Gegenwartsroman, so wie ich ihn sehe, obwohl er einige Jahre in der Zukunft spielt. Mich fasziniert beides: die Arbeit an belletristischer Gegenwartsliteratur ebenso wie das Entwerfen von Universen als Bühne für farbenprächtige Space Operas. Ich weise bei Vorträgen und Lesungen immer wieder gern darauf hin: Die Science Fiction ist die größter aller Bühnen, und ich fühle mich auf ihr sehr wohl.

Roman: Ich vermute mal, dass in der Literatur über die nähere Zukunft mehr Geld zu verdienen ist. Warum dann dennoch mehr weit entfernte Zukunftswelten?

Andreas: Mit Thrillern und ganz allgemein mit Gegenwartsliteratur erreicht man eine viel größere Leserschaft, und das hat für den Autor den angenehmen Begleiteffekt, dass er dadurch mehr Geld verdient. Ein wichtiger Gesichtspunkt, wenn man als Autor vom Schreiben leben möchte. Allerdings bin ich in der glücklichen Lage, sagen zu können, dass sich auch meine Science-Fiction-Romane gut verkaufen. Ich bin also nicht gezwungen, aus finanziellen Gründen eine Wahl zu treffen. Ich kann beides schreiben: sowohl Science Fiction, die mich immer begeistert hat, als auch Gegenwartsliteratur.

Roman: Noch einmal zu den geschilderten Universen: In den meisten deiner Bücher ist die Menschheit nur mehr ein Schatten ihrer selbst, auf wenige tausend dezimiert und die Koordinaten der Erde ein Mysterium. Siehst du so schwarz für die Zukunft der Menschheit in der Zukunft?

Andreas: Mir gefällt das Bild von einer Menschheit, die nicht Krone der Schöpfung ist, nicht einmal eine wichtige Rolle auf der galaktischen Bühne spielt, sondern eher am Rand steht, bei den Kulissen. Und die Erde als Legende hat mich schon immer gereizt. In »Die Tiefe der Zeit« (1. März 2018 bei Piper, https://www.piper.de/buecher/die-tiefe-der-zeit-isbn-978-3-492-70427-4) greife ich darauf zurück; dort spielt die legendäre Erde eine ganz besondere Rolle.

Roman: Deine Bücher zeichnen sich durch gestrauchelte Helden aus, die mit einem Teil ihrer Vergangenheit hadern – was ist der Hintergrund dafür?

Andreas: Unser aller Lebensweg ist nicht immer schön glatt und gerade. Das Schwanken und Straucheln gehört dazu. Ich mag keine einfarbigen, eindimensionalen Figuren, und ich mag auch keine Schwarzweiß-Unterscheidungen von Gut und Böse. In der realen Welt gibt es zwischen Schwarz und Weiß viele Grautöne, und das spiegelt sich bei meinen Protagonisten wider.

Roman: Wie viel von dir steckt in den Helden deiner Bücher?

Andreas: Manchmal mehr, manchmal weniger. Der eine oder andere Gedanke, der mich beschäftigt, fließt auch in das Denken und Fühlen meiner Romanfiguren ein. Außerdem versetze ich mich immer in ihre Lage und frage mich ständig: Wie würdest du an ihrer Stelle handeln? Ich hoffe, das macht die Figuren lebendiger.

Roman: Haderst du auch mit Teilen deiner Vergangenheit?

Andreas: O ja. Wenn ich die Möglichkeit bekäme, Fehler in der Vergangenheit zu korrigieren, hätte ich ziemlich viel zu tun. Ich bin da sehr kritisch und streng mit mir selbst.

Roman: Der Bestseller »Das Erwachen« spielt in absehbarer Zukunft, in der eine Maschinenintelligenz entsteht. Wie bist du zu dem Thema gekommen?

Andreas: Das Thema lag und liegt in der Luft. Es ist brandaktuell. Wie du in der Einleitung schon geschrieben hast: Stephen Hawking hat seine Warnung aus dem Jahr 2014 gerade noch einmal erneuert und gesagt, das Aufkommen von künstlicher Intelligenz könnte zum schlimmsten Ereignis in der Menschheitsgeschichte werden. Ich dachte mir vor zwei Jahren beim täglichen Laufen: Was würde mit der Erde und mit uns Menschen passieren, wenn sich eine echte Maschinenintelligenz entwickelt? Und so war die Idee für »Das Erwachen« geboren.

Roman: Hast du dich vorher schon mit dem Thema beschäftigt … bist du ein Technikfreak?

Andreas: Computer haben mich schon immer fasziniert, seit Anfang/Mitte der 80er-Jahre des vorigen Jahrhunderts. Damals legte ich mir einen der ersten PCs zu, die es zu kaufen gab, einen Sirius 1, noch vor dem legendären IBM PC, mit zwei 5 ¼ Zoll großen Diskettenlaufwerken, ohne Festplatte und mit einem Arbeitsspeicher von 64 Kilobyte. Ja, Kilobyte. Fast zwanzigtausend D-Mark kostete das Ding damals zusammen mit einem Typenraddrucker von Diablo. Ich habe 35 Jahre Computerentwicklung miterlebt. Die in den vergangenen dreieinhalb Jahrzehnten erzielten Fortschritte sind enorm, und in den kommenden 35 Jahren werden sie noch viel größer sein. Wir stehen, davon bin ich überzeugt, tatsächlich auf der Schwelle eines neuen Zeitalters. Darauf habe ich im Nachwort von »Das Erwachen« noch einmal hingewiesen. Wir stecken mitten in einer technischen Revolution, die unser aller Leben verändern wird.

Roman: Und wie bist du zu dem Helden Axel Krohn gekommen?

Andreas: Axel Krohn, einer der Protagonisten von »Das Erwachen«, fiel mir fast zeitgleich mit dem Roman selbst ein und gewann schnell an Konturen, als ich über die zu schreibende Geschichte nachdachte. Ich brauchte natürlich jemanden, der sich mit Computern und Computernetzen auskennt, und ich wollte dieser Figur eine bewegte Vergangenheit geben, die sich auch auf ihre Gegenwart und die Entwicklung des Romans auswirkt. So kam eins zum anderen.

Roman: Nach dem Erwachen der Maschinenintelligenz bleibt der Menschheit nicht mehr viel Zeit, um sich zu retten. Gib uns eine Kurzzusammenfassung der Situation.

Andreas: Wenn eine Maschinenintelligenz entsteht, wird sie innerhalb kürzester Zeit das gesamte Wissen der Menschheit aufnehmen, so wie es in zahlreichen Datenbanken überall auf der Welt gespeichert ist. Sie wird sich selbst optimieren, und dadurch kommt es zu einem Take-off, einer Intelligenzexplosion, die dazu führt, dass sie uns weit, weit überlegen ist. Wenn das geschieht, ist der sprichwörtliche Geist aus der Flasche, und kein noch so schlauer Trick wird ihn dorthin zurückbringen.

Roman: Warum sollte man »Das Erwachen« gelesen haben?

Andreas: Weil sich der Roman um ein Thema dreht, das uns alle angeht. Und weil er interessant und spannend ist, hoffe ich. J

Roman: Dem stimme ich zu. Das Erwachen ist ein toller Roman, der mich unterhalten hat und nachdenklich zurückgelassen hat. Die Frage ist wirklich, wie rasch uns diese Intelligenz von dem Planeten fegen wird. Hm.
Interessant fand ich auch das Nachwort, mit dem du »Das Erwachen« versehen hast. Was war der Grund?
Und auch gleich zwei Zusatzfragen: Brennt dir dieses Thema am Herz? Wie ist das mit den anderen Themen?

Andreas: Ich habe das Nachwort geschrieben, weil mir der Roman auch ein Anliegen war. Die Künstliche Intelligenz könnte tatsächlich, wie es Stephen Hawking kürzlich ausgedrückt hat, zum schlimmsten Ereignis in der Geschichte der menschlichen Zivilisation werden. KI bietet ungeheuer viele Möglichkeiten, wir könnten mit ihr viele Probleme unserer Welt lösen. Aber sie ist auch enorm gefährlich.
Zusätzlich interessiert mich der Mensch, seine Träume und Hoffnungen, seine Sehnsüchte und Konflikte. Mich interessiert, was den Menschen berührt, sein Herz und seine Seele, was ihn verzweifeln und glücklich sein lässt. Darum geht es mir immer, um den Menschen, auch wenn ich über Aliens schreibe. 🙂

Roman: Dein nächstes SF-Buch »Die Tiefe der Zeit« (https://www.piper.de/buecher/die-tiefe-der-zeit-isbn-978-3-492-70427-4) ist ja bereits angekündigt. Es entführt uns in eine ferne Zeit, in der die Menschheit mit einer außerirdischen Macht Krieg führt. Der ehemalige Soldat Jarl, dem Verrat und Mord gelegt wird, ist auf der Suche nach dem mythischen Ursprungsplaneten, der Erde. Dort sollen mächtige Waffen lagern, die den Krieg beenden soll, um endlich Frieden zu bringen. Doch er weiß nicht, dass er ein Werkzeug in einem größeren Plan ist …

So weit zur Ankündigung. Erzähl uns mehr von dem Buch, das im März 2018 erscheinen wird. Ich denke da an den Helden …

Andreas: Gerade über den Helden werde ich nichts verraten. J
Lasst euch von dem Buch überraschen – ich verspreche dem Leser eine waschechte Space Opera mit allem Drum und Dran. Das Umschlagbild, mit Vorder- und Rückseite, zeigt übrigens eine tatsächliche Szene aus dem Roman. Arndt Drechsler hat es nach einem von mir zur Verfügung gestellten Text gestaltet. So, und mehr zu dem Roman lasse ich nicht aus mir herausquetschen.

Roman: Spielverderber J . Sag uns wenigstens, warum man dieses Buch gelesen haben sollte?

Andreas: Weil es ein farbenprächtiges Science-Fiction-Abenteuer ist, dessen Handlung sich über Zeit und Raum erstreckt und mit vielen Überraschungen aufwartet. Ein Buch für die ganz große Leinwand und mit 8K-Auflösung.

Roman: Danke für deine Zeit und die ausführlichen Antworten.

Andreas: Ich danke für die interessanten Fragen.