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Sechzehn Fragen an Uwe Anton zu seinem Band 3029

Uwe Anton steht auch in dieser Woche im Mittelpunkt der Interviewserie, denn er führt Atlans Recherchen zum Arkon-System weiter. Im Interview mit Roman Schleifer verrät er unter anderem, was passiert, wenn ein Autor schläft, ob er an Neuleser denkt, wenn er den Roman verfasst und wie Atlan seine zweiten 10.000 Jahre verbracht hat.

Zitat: »Ich war emotional sehr berührt, so aufgewühlt wie selten zuvor.«
In Band 3028, also vor ein paar Stunden, hat Atlan noch geglaubt, seine Jugendliebe zu treffen, und war minutenlang nicht ansprechbar. Was ist intensiver für ihn? Das Arkonsystem zu sehen, oder seine Jugendliebe?

Was isst du lieber? Eine Frittatensuppe, ein Wiener Schnitzel oder eine Palatschinke?
Das kannst du doch nicht miteinander vergleichen. Genauso wenig kannst du Atlans Jugendliebe mit dem Arkonsystem vergleichen. Ich gestehe dem alten Arkoniden in beiden Fällen ein gehöriges Maß an Aufgewühltheit zu. Außerdem – hast du schon einmal versucht, ein ganzes Sonnensystem zu umarmen?

Zitat: »Zum ersten Mal sah ich die Bleisphäre mit eigenen Augen, nicht nur als Holoaufzeichnung.«
Äh … die Zentrale eines Kugelraumers liegt doch in der Mitte. Wie sieht Atlan normaloptisch dann die Bleisphäre?

Mann, du stellst Fragen. Soll ich jetzt wie weiland König Heinrich der IV. drei Tage lang kniend um Vergebung flehen?
Da hat der werte Herr Autor geschlafen, und keinem ist es aufgefallen. Hey, Redaktion, Lektorat und sonstige Bearbeiter, wo seid ihr, wenn man euch braucht? 😉

Atlan denkt ziemlich oft, dass das Arkonsystem für die Milchstraße noch eine gewichtige Rolle spielen wird. Das klingt für mich wie ein Vorausblick des Autors. Wird das Geheimnis der Bleisphäre bis 3099 gelüftet?

Stelle mir diese Frage bitte in anderthalb Jahren noch einmal, wenn Band 3099 erscheint. Andererseits kennst du die Antwort dann ja, da musst du nicht mehr fragen. Du siehst, deine Frage ist so diffizil, dass ich sie nicht beantworten kann. Bestätigen kann ich allerdings, dass das Arkonsystem für die Milchstraße noch eine gewichtige Rolle spielen wird.

Im von Atlan mitgehörten Funkverkehr zwischen einem Unither und einem Ara glaube ich, Autorenkollegen herauszulesen. Ssns klingt nach Susan Schwartz, Vrnth nach Verena Themsen und Rcst nach Rainer Castor. Wer ist mit Mruvat gemeint?

Mruvat ist Mruvat. Man muss nicht hinter jedem Namen gleich eine Verschwörung wittern.

In welchem Band wurdest du schon verbraten?

In Band 2652 hat eine gewisse Ssns über die Unither Vlck, Knfl, Robff, Uwtn und Rcst geschrieben; die unterdrückten unithischen Arbeiter organisieren sich in einer Art Gewerkschaft. Tolles Thema, toller Roman! Darauf bezieht sich indirekt das abgehörte Funkgespräch. Die Unither in diesem Schiff sind eben aufmerksame PERRY RHODAN-Leser. Oder Gewerkschaftsfunktionäre.

Du thematisierst Religion in deinem Roman. Allzu oft kam das bislang nicht vor. Wieso macht RHODAN so einen großen Bogen um dieses Thema?

Religion ist immer ein heikles Thema, über das man trefflich diskutieren kann – oder auch nicht, denn wenn man unterschiedlicher Meinung ist, wird man kaum einen Konsens finden. »Wie viele Engel passen auf eine Nadelspitze?«
Daher verstehe und akzeptiere ich, dass RHODAN dieses Thema weitestgehend ausspart. Im Namen der Religion wurden und werden Kriege geführt, die Millionen Menschen das Leben gekostet haben. Es ist also wirklich heikel, auch wenn der Artikel 4 des Grundgesetzes unter anderem besagt: »Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.« Aber in diesem Roman treffen unsere Helden nun mal auf religiöse Fanatiker, und da muss man Farbe bekennen.

Zitat: »… nach einem ergebnislosen Flug …«
Die Handlung in den ersten zwei Drittel des Romans könnte man auch zusammenfassen: Atlan fliegt mit dem Schiff problemlos zum Arkonsystem. Dort steigt er in ein Schiff um und macht damit einen unspektakulären Rundflug, plaudert mit einem Haluter, und dann haben wir noch das monster of the week. Nachdem du mir letzte Woche deine ersten Gedanken nach dem Lesen eines Expos verraten hast (nämlich »Uff«) – wie war dein zweiter Gedanke nach dem Lesen des Expos von Band 3029?

Natürlich »Uff uff!«.
»Uff« ist in der deutschen Umgangssprache bekanntlich ein Ausruf, mit dem man zum Ausdruck bringt, dass etwas körperlich oder geistig anstrengend oder belastend ist. Schon der Gedanke an etwas Anstrengendes kann die Lautäußerung »Uff« verursachen. Aber … wo ist in diesem Roman das monster of the week? Spielt es erfolgreich Verstecken?

Uwe Anton im AustriaCon 2010 Album.
Austria Con 2010

Atlan erklärt den ironischen Kommentar des Haluters. Also hast du als Autor Atlan den Witz erklären lassen. Dass Haluter einen Konvertermagen haben, kann der RHODAN-Fan um drei Uhr morgens volltrunken und auf Speed von sich geben. Sind solche Erklärungen der Ausrichtung nach Neulesern geschuldet?

Keine Ahnung, ich bin um drei Uhr morgens nur sehr selten volltrunken und so gut wie nie auf Speed. Am Wochenende war ich auf einer Geburtstagsfeier, aber um drei Uhr morgens lag ich schon im Bett. Vielleicht volltrunken, aber nicht auf Speed.
Es ist immer ein Balanceakt, welche Infos ich in einen Roman packe. Der Altleser schüttelt den Kopf und denkt: »Weshalb wiederholt der Idiot das zum x-ten Mal?«, der Neuleser denkt: »Mann, ist ja irre!«
Außerdem kann ich nicht gut Witze erzählen. Ich neige dazu, sie sofort zu erklären.
Vor dem Stephansdom in Wien stehen zwei Polizisten. Kommt ein Tourist auf sie zu und fragt: »Do you speak english?« Die Polizisten verneinen. Daraufhin versucht es der Tourist mit Französisch, Spanisch, Italienisch, Portugiesisch, Griechisch und Türkisch, bekommt aber jeweils nur ein Kopfschütteln, worauf er die Hände über dem Kopf zusammenschlägt und geht. Sagt der eine Polizist zum Kollegen: »Mei, host dees kheert, sieben Sprochen hot der kenna!« – »No und, hots eam was gnutzt?« Also, der Stephansdom ist ein berühmtes Wahrzeichen von Wien, und … Ja, ist ja schon gut.

Wie sehr denkst du beim Schreiben und beim Korrekturlesen an die Neuleser?

Siehe oben. Es ist jedes Mal eine diffizile Angelegenheit. Was kann ich voraussetzen, was sollte ich erklären?

Bei Perry Rhodan hat man ja den Eindruck, dass er nach dem Prinzip »So, ihr habt 500 Jahre wenig weitergebracht, jetzt bin ich da und ich zeige euch, wie ich das alles wieder gerade biege!« agiert. Atlan verfolgt mit der Bleisphäre ja auch das Ziel, das Arkonsystem von früher wieder zurückzubekommen. Er fragt sich ja auch selbst, ob er zu einem verbitterten, verknöcherten, rückwärtsgewandten Arkoniden zu werden droht. Er will in sich gehen und darüber nachdenken. Was denkst du? Was wird bei jemand, der fünfundzwanzigtausend Jahre gelebt hat und gekämpft hat, am Ende des Nachdenkens herauskommen?

Keine Ahnung. Vielleicht greife ich das beim nächsten Roman mit Atlan, den ich schreiben werde, kurz auf, wenn’s irgendwie hineinpasst. Klar ist jedenfalls, dass ihn der Anblick der Bleisphäre nicht kalt lässt. Auch, wenn er ein paar Jahrtausende auf dem Buckel hat.

Zitat: »Die Signaten bezeichnen das Arkonsystem als Transzendente Signatur. Damit meinen sie, die Transzendenz habe diesen Ort transrational signiert. Diese Erklärung konnte ich nachvollziehen.«
 Äh … ich leider nicht. Bitte erleuchte mich.

»Trans« bedeutet in Bildungen mit Verben oder Substantiven »hindurch, hinüber, jenseits, über … hinaus«, lokal, temporal und übertragen. »Rational« bedeutet »die Vernunft betreffend, von der Vernunft bestimmt«. »Transrational« bedeutet also »über die Vernunft hinaus«.
Wie gesagt, die Signaten sind religiöse Fanatiker. Mit Vernunft hat das alles nichts mehr zu tun. Wenn Atlan das mit seiner Lebenserfahrung nachvollziehen kann, muss das dem Leser noch längst nicht möglich sein.

Zitat: Du bist bislang auch davon ausgegangen, dass es Unsinn ist, die Zukunft sehen zu können. Und doch kann Goshin das, da sind wir uns ja einig.
Zwei Fragen dazu: Wie kann Atlan trotz des Zeitauges der Perlians davon ausgehen, dass es Unsinn ist, in die Zukunft sehen zu können? Spricht diese Auffassung, obwohl Perlians in die Zukunft sehen können und der Signat sogar eine Bedrohung verhindert, gegen ein deterministisches Weltbild?

Nun lass mal den Stephansdom in Wien. Die Perlians können 0,1 Sekunden in die Zukunft sehen. Das ist doch zu vernachlässigen, jedenfalls nicht mit dem Signatenführer zu vergleichen, dem da schon Blicke über andere Zeiträume möglich sind. Die Fähigkeit, in die Zukunft sehen zu können, ist eins der interessantesten Themen der Science Fiction, und ich habe versucht, dem Rechnung zu tragen. Ist sie Segen oder Fluch? Kann man verändern, was man gesehen hat? Sind tatsächlich alle – insbesondere auch zukünftige – Ereignisse durch Vorbedingungen eindeutig festgelegt? Auf diese Fragen gibt es natürlich mangels vernünftiger Erfahrungswerte keine festen Antworten, nur Meinungen. Der Leser möge das Für und Wider in Betracht ziehen und sich seine eigene Meinung bilden. Ich kann diese Frage nur anreißen und zur Diskussion stellen.

Im Roman wird erwähnt, dass Atlan 15.000 Jahre reine Lebenszeit hat. Aber es sind doch 25.000 …

Faktisch hast du völlig recht. Ich neige aber dazu, Traversan zu ignorieren, da Atlan die ihm bevorstehenden zehntausend Jährchen bis zur Gegenwart in einer Überlebensstation im Tiefschlaf überdauert. Ja, ich weiß, auf der Erde hat er ebenfalls viel Zeit im Tiefschlaf verbracht und seine Station nur verlassen, wenn Kollege Kneifel ihn für ein neues Abenteuer brauchte, aber das ist in meinen Augen etwas anderes. Man möge mir diese kleine Marotte verzeihen.

Zitat: »Zwei Dutzend Signaten oder mehr stürmten waffenschwingend auf uns zu.«
Wie muss ich mir das vorstellen? Kommen sie mit Kombistrahlern und schwingen die über dem Kopf, statt zu schießen?

Religiöse Fanatiker eben. Die handeln nun mal nicht immer zweckbestimmt und logisch. Du siehst, ich habe es mit der Religion und war daher der ideale Autor für diesen Band.

Hartmut Kasper hat sowohl auf dem Garching-Con als auch auf den PR-Tagen in Osnabrück gesagt, man wolle die Hinweise für die Zukunft stärker betonen. Waren die Sätze »Aber dieses Schiff veränderte alles. Ich war mir sicher, es würde noch eine Rolle spielen in dem Drama, dessen Handlung wohl eben erst begonnen hatte.« so eine stärkere Betonung der zukünftig relevanten Handlung?

Auf jeden Fall ist dieses Schiff ein Hammer und könnte starken Einfluss auf die zukünftige Handlung nehmen. Wir bemühen uns, alle aufgeworfenen Fragen bis zum Zyklusende zufriedenstellend zu beantworten. Also schön, du sollst deinen Willen bekommen: bis Band 3099.

Im Forum hat ein gewisser Askosan geschrieben: Interessant fand ich auch folgende Passage: „Der eine hat die absolute Weisheit über die Körpereigenschaften von Oxtornern gepachtet, der andere den wahren Kern des arkonidischen Wesens gefunden. Nicht ganz gescheit sind sie alle.“
War das eine Anspielung auf die Forumsdiskussion aus Spoilerthread 3019? Da ging es ja, unter anderem, um die „Körpereigenschaften von Oxtornern“. Der Roman war übrigens vom gleichen Autor.

Nein, das würde ich nicht so sagen. Wer mich kennt, weiß, dass ich nur ganz, ganz selten Anspielungen mache. Allerdings verfolge ich das Forum ziemlich aufmerksam, zumindest die Threads, in denen meine Romane diskutiert werden. Ich möchte ja wissen, was die Leser von ihnen halten und wie ich noch besser schreiben kann. Ich glaube mich zu entsinnen, dass die Diskussion über die Körpereigenschaften von Oxtornern schon ziemlich … nun ja, abgefahren war.

Vielen Dank für das Gespräch.

Gern. Wir sprechen uns dann in sechs Wochen wieder.

Eher früher, denn wir treffen uns in einer Woche am BrühlCon und dann zwei Wochen später am GutCon. 🙂

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