21 Antworten von Hartmut Kasper zum PR-Zyklus »MYTHOS«

Expo-Autor Hartmut Kasper stellte sich den Fragen von Roman Schleifer und spricht unter anderem darüber, ob Perry Rhodan eine schwierige Figur ist und wie Monkey seine Zeit verbringt.

 

Hartmut Kasper auf den 3. PR-Tagen Osnabrück 2019
copyright Jörg Ritter

Hartmut, der Zyklus begann nicht mit einem Paukenschlag, sondern der Leser ist mit Perry Rhodan langsam in die neue Situation in der Milchstraße hineingeglitten. Was waren eure Beweggründe, den Zyklus langsam anzugehen?

Rhodan findet sich in einer neuen Situation, in der, wie er herausfindet, alte Sicherheiten nicht mehr gelten und nichts und niemand vertrauenswürdig sein muss – wie Atlan deutlich mahnt, eine Mahnung, die Rhodan beherzigt.
Also beginnt Rhodan damit, sich selbst ein Bild zu machen, ohne die Sicherheit seiner Leute und seines Schiffes zu gefährden. Das tut er, ohne zu zögern, aber auch nicht vertrauensselig. Wenn sich neue Aspekte ergeben, korrigiert er seine Pläne. Rhodan übereilt nichts, da ja auch nichts drängt: Offenbar befindet sich die Milchstraße in einem zwar labilen, aber nicht ihre Existenz gefährdenden Gleichgewicht – so muss es ihm wenigstens nach Auswertung der vorliegenden Daten erscheinen.
Also handelt er ebenso vernünftig wie zielbewusst.

Gefühlt haben viele Leser mit Band 3000 und dem Zyklus große Erwartungen an die Handlung gehabt. Kann man solchen Erwartungen überhaupt gerecht werden?

Da Leserinnen und Leser durchaus sehr verschiedene Erwartungen haben, lässt sich das pauschal nicht beantworten.

Ein Fünftel des Mythos-Zyklus ist vorbei. Nachträglich betrachtet: Was würdet ihr nun anders machen?

Selbstverständlich kann man immer einiges anders machen, ob es dann besser wäre, bleibt spekulativ, weil unerfindlich.

Es gibt ja drei Arten von Heldenentwicklungen. Der Held verändert sich zum positiven, der Held verändert sich zum negativen und dann gibt es noch jene Kategorie Heldenentwicklung, in die Perry Rhodan fällt. Der Held hat die Wahrheit bereits »gepachtet«, verändert sich also nicht, besteht durch seine innere Wahrheit jeden äußerlichen Test und verändert am Ende sein Umfeld. Wie schwierig ist aus Exposicht die Figur Perry Rhodan für die Entwicklung der Handlung?

Gar nicht schwierig. Rhodan ist eine großartige Figur, die die Handlung mal vorantreibt, die aber auch mal innehält und reflektiert. Auch Rhodan verändert sich, wie jeder von uns; schließlich ist er, was jeder von uns ist oder doch sein möchte: ein offener, auf- und unabgeschlossener Mensch.

Hartmut, du hast am Osnabrücker PR-Con gesagt, dass in jedem Roman etwas Wichtiges stehen muss – habt ihr das bislang konsequent umgesetzt?

Das will ich doch hoffen.

Bei der Umsetzung der Expos in die Romane kann es bekanntlich zu Abweichungen kommen. Wie erstaunt seid ihr, wenn ihr dann den Roman liest und der Autor hat einen anderen Zugang zum Expo gefunden, als ihr gedacht habt?

Nicht sehr erstaunt. Wir sind ja selbst Autoren und müssen bei jedem selbst Expo den wieder neuen Zugang zum Exposee finden. Dass wir die Exposees schreiben, ändert daran beklagenswerter Weise nichts. Das ist übrigens auch zu Zeiten der Kollegen Scheer, Voltz, Feldhoff und so weiter nicht anders gewesen und bei Scheer manchmal besonders eklatant, wenn sein Roman – zum Beispiel der 50er – die Hauptfigur (in diesem Fall Atlan) ganz anders entwickelt, als er selbst sie im Expo angelegt hat.
(Anmerkung: Wie K.H. Scheer das Expo zu Band 50 angelegt hat, kann man unter anderem im Audiofile von Con in Osnabrück nachhören.
https://soundcloud.com/user-10236976-685170665/osnabruck-2019-hartmut-klaus)

Und welcher Roman hat euch am meisten überrascht?

Michaels pralinenkundiger Tenga-Roman.

Manchmal hatte ich den Eindruck, dass die Handlung (Perry sucht auf der Station Bully in drei Heften, Perry wandert fünf Hefte lang über Ilya) in die Länge gezogen wurde. Was waren eure Überlegungen für diese Art der Aufteilung?

Gute Geschichten brauchen ihre angemessene Zeit, und wir schreiben Geschichten für Leser, die gute Geschichten lesen wollen. Ich bin davon überzeugt, dass gute Geschichten gründlich erzählt werden müssen. Für »Reader´s Digest“-Best-of-and-as short as-possible-Ansätze« habe ich nie Verständnis gehabt. Man geht doch auch nicht im Gebirge wandern, um Abkürzungen zu finden.

Die Ladhonen sind in den Bänden 3001-3003 ausführlich beschrieben worden, nun sind sie in den Hintergrund getreten. Jetzt habe ich von Band 2700 und dem Techno-Madhi gelernt, dass manche Figuren erst später so richtig relevant werden. Gehören die Ladhonen zu der Macht des Bösen, dem Perry noch gegenüberstehen wird?
(Dass sie nur Piraten sind, kann ich gar nicht glauben, da ihr ihnen immerhin drei Romane gewidmet habt.)

Die Ladhonen werden so ausführlich beschrieben, weil sie von Bedeutung sind. Im Hintergrund sehe ich sie nicht.

Das Zain-Konstrukt ist so etwas wie die mysteriöse Figur, von der die anderen immer nur erzählen, d.h. ihr betreibt bislang Foreshadowing. Was kommt da auf Rhodan zu?

Einiges. Und zwar aus vielen Richtungen.

Die Cairaner sammeln Lebensenergie, auch in den ausweglosen Straßen. Wie viele davon gibt es? Und wie vertragen sich diese Straßen mit ihrem Friedensmotto?

»Die« Cairaner gibt es ebenso wenig wie »die« Akonen oder »die« Menschen. Sie sind eine reiche, komplexe Kultur.
In den Augen der Cairaner, die die Straßen betrieben, vertragen sich diese Institutionen offenbar bestens mit ihrem Friedensmotto.
Übrigens sollen selbst auf unserem beengten Planeten mit seinen wenigen Milliarden Einwohnern Staaten existieren, die sich durchaus als landfriedensorientiert und zivilisiert betrachten, und doch die Todesstrafe praktizieren.
Und es sollen selbst bei uns in Europa hin und wieder Menschen geben, die Todesstrafe und Folter unter bestimmten Bedingungen für akzeptabel halten und befürworten.
Ich erinnere mal daran, dass die Todesstrafe in Hessen im Jahr 2018 aus der Landesverfassung gestrichen worden ist. So lange her ist das nicht.
In diesem Fall würde ich deswegen differenzieren, übrigens von einer durchaus fremdartigen Kultur auch nicht erwarten, dass sie sich in ihren Vorstellungen von Frieden und Recht nach den europäischen Standards des frühen 21. Jahrhundert richtet. Schärfer formuliert: ich fände eine solche Identität der cairanischen Vorstellungen mit den hierzulande gegenwärtigen befremdlich und unglaubwürdig.

Bislang kennen wir als »Gegner« nur die Cairaner. Nach den bisherigen Informationen muss es mindestens noch eine weitere Macht geben, nämlich jene, die die Erde und Luna versetzt hat. Wann tritt diese Macht auf?

Zu gegebener Zeit. Wenn es sie denn gibt.

Und war Saessbekker schon ein Vorbote dieser Macht?

No spoiler, please.

KNF hat angedeutet, dass Rhodan in eine ferne Galaxis aufbricht – ist es das Geviert der Cairaner oder der Ort, an dem Terra versetzt wurde?

Warum ein »oder«?

Seit mehreren Bänden trägt Perry unfreiwillig ein Organoid in sich.
Wieso hat er es noch nicht entfernen lassen?

Wo steht, dass er es sich nicht hat entfernen lassen?

In Band 3014 wimmelt es in der THORA vor Personen, die ein Organoid tragen und somit die THORA unterwandert haben. Was sagt das über die Sicherheit in Bulls Raumschiff aus?

Es sagt aus, dass es, wie überall in diesem Universum, keine absolute Sicherheit gibt. Es sei denn in Märchen, wo man am Ende eine unerschütterliche Idylle erreicht hat.
Wo aber Sicherheitsgaranten und Sicherheitsgefährder dieselbe hohe Kompetenz zeigen, werden mal die einen, mal die anderen die Oberhand haben.
Man stelle sich außerdem vor, die Arkoniden und ihr Robotregent, die Topsider, die Posbis, die Meister der Insel, der cappinsche Sonnensatellit und so immer weiter wäre von unüberwindbaren Sicherheitssystemen geschützt gewesen – Rhodan hätte dann keine Chance gehabt: Ende der Geschichte irgendwo deutlich vor Heftroman 50.
Und nur die Terraner in den Zustand paradiesischer Unangreifbarkeit zu setzen, wäre ersten unrealistisch (man rufe sich mal in Erinnerung, wie viele vermeintlich absolut sichere Systeme jeden Tag in unserer Realität versagen), und zweitens wäre es erzählerisch unfair.

Auch an euch die Frage, die ich schon Uwe Anton zu Band 3013 gestellt habe.
Rhodans Ansprache an Bord der THORA verrät den Verlauf des Zyklus … können wir uns jetzt eigentlich die Hefte sparen, denn eines Tages werdet ihr die Erde wiedersehen und dann auch ins Solsystem zurücktransferieren. Wie halten die Autoren im Zyklus die Spannung aufrecht, obwohl jedem Leser das Ende klar ist?

So gesehen, könnte man sich (fast) jeden Krimi sparen: Der Täter wird gefasst. Schließlich könnte man sich sogar das ganze Leben sparen: Der Held der eigenen Geschichte stirbt.
Aber wer wollte das und warum sollte er es tun, warum sparsam sein?
Leben und Literatur stehen nicht unter Sparzwang und sie verfolgen solche Sparkonzepte nicht. Bleiben wir verschwenderisch und gespannt auf das Was, Wann, Warum, Wer, Wie, Wozu, mit welchen Mitteln!


Daran gleich anknüpfend zitiere ich Christoph aus dem Interview zu seinem Band 3004 zitieren:
»Die Ausgangssituation von PR 3000 vermischt diese Motive (Anmerkung: Mahlstrom und Cantaro-Zyklus): Fügt schon in der Ausgangssituation Neues dazu … und dann ist alles völlig anders als damals. Finde ich schon — echt alles.« Provokante Frage: Perry findet die Erde, will sie mit Ilya tauschen und die Erdbevölkerung wehrt sich dagegen?

Schaun wir mal.

Ich gehe davon aus, dass die Erde sich irgendwann wieder im Solsystem befindet – würde Perry die Ayees dafür opfern?

Ich gehe davon aus, dass Rhodan keine Person ist, die andere Lebewesen für die eigenen Ziele opfert.

Wo ist eigentlich Monkey? Und wie verbringt er so seine Zeit?

Monkey spielt eine zentrale Rolle im Zyklus. Expos liegen längst vor; Romane folgen.

Und zum Abschluss. Die Interviewserie ist in dieser Form ja neu im Perryversum. Gab es für euch beim Lesen der Autorenantworten schon Aha-Erlebnisse? Und falls ja, welche?

Ich fand alle diese Interviews bisher spannend, die Fragen wie die Antworten aufschlussreich. Ich möchte keine davon hervorheben und dadurch die anderen herabsetzen. Mir gefällt dieses Format sehr, danke Dir.

Hartmut, ich danke dir für deine Zeit und freue mich schon auf die nächsten Hefte.

7 Gedanken zu „21 Antworten von Hartmut Kasper zum PR-Zyklus »MYTHOS«“

  1. Mit vielen Worten nichts ausgesagt. Und das Wenige mit einer unterschwelligen, leicht genervt wirkenden Überheblichkeit… – Schon vergessen: ihr schreibt diese Serie nicht zur Befriedigung eurer eigenen Eitelkeiten, sondern für die Leser!

  2. Hallo
    naja ich denke das mit dem Mythos Zyklus ein Fehler gemacht wurde und eine Chance vertan wurde..
    Der Überbau der Serie erhält durch den Mythos -Zyklus-meiner Meinung nach- einen bedauerlichen Bruch! Ich und viele andere hatten auf das Projekt von San gehofft und eine Entwicklung in diese Richtung..Oder auf das erneute Auftauchen der Meister der Insel! Leider stagniert die Entwicklung der Menschheit..es geht nur ZURÜCK!!
    Es wäre doch eine tolle Sache gewesen.. (..und tolle Storys) eine Conförderation aus Michstrasse, Andromeda, Mallegan, Gruelfin usw ..zusammen zustellen.
    Alleine die Konstrukteure des Zentrums hätten für 1001 tolle fantastische Materialher gegeben. Habt ihr Angst vor diesen Thema? Wegen dem ewigen unsinnigen Vorwurfs des Imperalismus oder anderen Schatten der Vergangenheit..?
    Natürlich lese ich weiter Perry Rhodan; wie seit 40 Jahren..aber ihr habt eine Chance vertan.
    Wilfried

  3. Tolle Fragen und auch Antworten.

    Schade das die Tonaufzeichnung von OS nicht ganz so verständlich ist für mich.
    Wie Atlan im Exposé damals angelegt war würde mich sehr interessieren. Aber eine textliche Fassung gibt es wohl nicht?

  4. Sehr schönes Interview, Roman, danke.
    Und – wie immer – viele Worte und „nichts“ gesagt.
    Hartmut hat darin absolute Perfektion.
    Insgesamt gefällt mir, wie ich schon öfter betonte, die Entwicklung Perry Rhodans nicht so sehr. Er ist mir zu „weich“, der charismatische Befehlshaber der ersten Zeit der Dritten Macht gefiel mir weitaus besser.
    Aber ich gebe zu, in den Heften des neuen Zyklus bewegt er sich endlich einmal wieder. Ich hoffe, dass das weiterhin so fortgeführt wird.

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