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Zehn Fragen an Susan Schwartz und Christian Montillon zu ihrem Band 3092

Susan Schwartz und Christian Montillon verraten im Interview mit Roman Schleifer, warum Rico entsorgt wurde und wie es im Dyoversum-Zwilling weitergeht.

Das Staubfaktotum fragt Anzu Gotjian: »Wer bist du?«
Ich greife das auf: Uschi, wer bist du?

Uschi: Ich bin ich! Und der ganze Rest, der sich da an fiktiven Figuren in meinem Kopf tummelt, bis sie zu Text werden.

Monti, wer bist du?

Christoph: Ich bin der, den Gott erschaffen hat, als er an mich dachte.  🙂

Ein bisschen bin ich vom Bösen enttäuscht. 400 Jahre Zeit und alles, was ihm einfällt, ist ein Anschlag auf Perry Rhodan …

Uschi: Na ja, es ging ja darum, dass Perry der Störfaktor war, und der musste halt weg. Das ist effizient. Vor allem sollte niemand sonst zu Schaden kommen (mit Ausnahme der Attentäterin, die er benutzt hat – miese Sache!).
Um einen ganz sicheren Weg zu gehen, hätte Milton Chu die Macht ergreifen, Terra meinungsbildend indoktrinieren und konditionieren und Perry umgehend davonjagen müssen … okay, hätte auch nicht funktioniert, denn Perry hätte den Widerstand organisiert, das System infiltriert, Milton entlarvt und im Laufe der Zeit eben doch gewonnen. Aber um diese Art Politik ging es Milton ja gar nicht. Er wollte das System per se nicht ändern, sondern alles so lassen, wie es ist. Alternative: Er hätte verhindern müssen, dass Perry überhaupt kommt. Und das war ihm unmöglich.

Und war er nicht zu rasch geläutert?

Uschi: Nö. Er ist ja nicht dumm. Und er ist kein Fanatiker, sondern nüchtern und verstandesbewusst und der Realität verhaftet. Er ist auch nicht böse, mit Ausnahme dessen, was er Fany Anckerstrom angetan hat. Das ist unverzeihlich und daran hat er sicher den Rest seines Lebens zu knabbern.
Milton wollte Terra schützen, nur eben auf äußerst radikale Weise, die natürlich nicht richtig ist. Aber das war ihm bewusst und er hat sich auch gewiss nicht dafür gelobt, aber er ist eben nach »Der Zweck heiligt die Mittel« vorgegangen und »Lieber einen (oder zwei) geopfert als Millionen«.
Und nun hat er alles verloren, Terra wird gehen – also was soll er machen? Terra in die Luft sprengen, vom Gefängnis aus? Das wäre ja Rache, und so ist Milton nicht gestrickt. Er ist eben NICHT ignorant und egomanisch, sondern akzeptiert die Lage, wie sie ist, erkennt, dass er die Rückversetzung nicht mehr verhindern kann – also fügt er sich und wird alles dafür tun, das, was bleibt, weiterhin zu schützen. Allzu viele Jahre hat er ja eh nicht mehr vor sich. Soll er sie nutzlos verbringen, indem er sich wie ein bockiges Kind gibt, das nicht verlieren kann? Auch so ist Milton nicht gestrickt: Was er tut, muss einen Sinn haben, und wenn er eine Chance zur Wiedergutmachung bekommt, nützt er sie natürlich.
Nur darum geht es ihm ja: dass die Galaktiker, die es auf die andere Seite verschlagen hat, geschützt werden. Um einen narzisstischen Egotrip, Macht, Folter und Mord-um-des-Mordens-willen ist es ihm nie gegangen.
Ich denke, das muss man einfach ein bisschen differenzierter betrachten und nicht auf die übliche Gut-Böse-Weise herunterbrechen, vor allem im Hinblick auf den Machtfaktor. Milton Chus Verhalten, nachdem er verloren hat, entspricht absolut seinem Charakter und ist nachvollziehbar. Er ist ja deswegen kein Fähnchen im Wind, sondern wird sicherlich ein ziemlich unangenehmer Berater werden, um seine Ideale weiterhin zu verteidigen. Ich meine, viele Politiker der vergangenen 5000 Jahre unserer Zivilisationsgeschichte haben so gehandelt und sich gewandelt (ja, reimt sich), wenn sie die Chance dazu bekommen haben, um weiter dem Traum vom Frieden zu dienen.

WWWWAAASSSSS muss ich da lesen? Ihr »entsorgt« Rico?
Was ist denn da der Grund?

Uschi: Isser doch gar nicht. Nur halt woanders. Ich denke, er ist da besser aufgehoben ^^

Christoph: »Entsorgt« klingt so negativ. Rico hat eine Entscheidung getroffen – er war sehr lange bei dieser »anderen Menschheit«, und er ist eine Art Leitfigur. Er wird den Leuten dort beistehen, wie er »unserer« Menschheit sehr lange beigestanden hat.

Oder, dramaturgisch gesprochen, er ist ein Opfer. Ein freiwilliges.

Von unserem Zwillingsuniversum werden wir wohl nie wieder etwas lesen. Ist es nicht schade, dass hier ein spannendes Setting ersonnen wurde, dessen Stories nicht erzählt werden?

Uschi: In der EA werden wir vermutlich nicht mehr davon lesen, aber vielleicht ergibt sich mal die Möglichkeit zu einem kleinen Spin-Off. Mit Stardust hat das ja auch funktioniert. Das würde ich nicht für ausgeschlossen halten. Allerdings nicht in näherer Zeit, sprich in einem oder zwei oder auch drei Jahren.

Zitat: »…, weil du geglaubt hast, dass nur du weißt, welcher Weg der richtige ist. Aber so funktioniert das nicht.«
Das sagt ausgerechnet Perry zu Milton Chu. Ist nicht er der ewige Besserwisser, der z. B. Fakten schafft und dann die Menschheit über den Switch retour abstimmen lässt?

Uschi: Natürlich sagt er das, schließlich kennt er sich damit aus 🙂
Und Perry hat mit Fakten überzeugt, ohne die geht das ja nicht. Wenn ihm das nicht gelungen wäre, hätte er ein echtes Problem gehabt. Und ja, dann hätte er eine andere Lösung finden müssen und unter Umständen auch eine längere Zeit auf der anderen Seite verbringen müssen. Es hätte jede Menge Varianten gegeben. Aber nun ist es so gekommen – und ja, das ist wichtig, dass es so gekommen ist, denn wir wollen, dass es gut ausgeht. Bei allen Kämpfen, die wir haben, beschreiben wir immer noch eine Utopie, eine positive Zukunft.

Auf Iya gibt es ja cairanische Stützpunkte. Wie reagieren die, wenn sie im Zwillingsuniversum ankommen?

Uschi: Das ist eine Spin-Off-Geschichte. 😉
Aber ich denke mal, zuerst werden sie, genau wie die Terraner damals, geschockt sein. Und sich dann arrangieren. Auf der zweiten Seite sind sie den Terranern allein schon zahlenmäßig weit unterlegen, und erst recht, da zunächst mal ihre Technik schlappmacht. Man wird eine Übereinkunft finden.

Christoph: Ist das nicht schön, dass der Leser hier weiterdenken kann, wenn er will? Mich reizt es durchaus, hier auch weiterzuerzählen, irgendwie, irgendwo, irgendwann …

Die Ayees wurden im ersten Teil des Zyklus vorgestellt und dann nie wieder erwähnt. Welche Story hättet ihr da in den Gesamtzyklus verwoben noch erzählen können?

Uschi: Na, anscheinend keine mehr, sonst wären sie ja nochmal vorgekommen, oder? 😉 Die Handlung hat sich ja um Terra gedreht, nicht um Iya. Aber auf der zweiten Seite gibt es sicherlich eine Menge zu erzählen.

Werden Viererbände von einem Duo geschrieben auch im nächsten Zyklus vorgesehen sein?

Uschi: Die Frage gebe ich nahtlos weiter an Christoph, da ich ja nur ausführende Autorin bin. Aber ich kann als Fazit von meiner Warte aus sagen (obwohl wir ja noch gar nicht am Ende sind, sondern noch einen Band vor uns haben), dass, insofern sich die Storyline mal wieder so ergibt, um einen Viererzyklus zu machen, ich gern wieder dabei bin. Es ist mal eine ganz andere Herangehensweise. Und zufälligerweise habe ich heute ein bisschen in meinem Mailordner aufgeräumt und dabei festgestellt, dass Christoph und ich insgesamt über 200 Mails getauscht haben, plus den Mails, in die Scheffe Klaus involviert war. Coole Sache, das.

Christoph: Ich fand es von der Exposéseite her auch sehr spannend und könnte mir Vergleichbares vorstellen. Allerdings muss es »passen«, so wie es hier gepasst hat. Als Autor war es ebenso spannend – auch weil man wusste: »Man ist nicht allein.« Das ist man im Team zwar sowieso nie, aber hier eben noch in besonderem Maß nicht. Gell, Uschi?

Uschi: Jetzt habe ich noch eine Frage an dich, Roman: Hast du eigentlich den Kniff von 3091 zu 3092 bemerkt? Die Kursivpassagen von Milton Chu in 91, mit der Ouvertüre etc., dass dies seine aktive Aussage in 92 vor Perry und der Residentin ist und er gar nicht die Leser, sondern die beiden anspricht?

Roman: Ja, klar. 3091 dachte ich noch, dass er es seinem Tagebuch schildert, aber in 3092 war mir in der Verhörsituation klar, dass in 3091 schon seine Antworten im Verhör geschildert wurden. Sehr coole Verknüpfung.

Wer hatte die Idee?

Uschi: Die Idee hatte ich. Und in 3092 werden einige der Kursivpassagen wörtlich wiederholt, um den Zusammenhang herzustellen. Ein großer Bogen, sozusagen.

Uschi, Christoph, danke für eure Zeit.

Hier geht’s zum ebook, zur Lese- und Hörprobe:
https://perry-rhodan.net/shop/item/9783845360928/perry-rhodan-3092-erdkern-von-susan-montillon-schwartz-e-book-epub

Hier zum Heft:
https://perry-rhodan.net/shop/item/9999900005769/perry-rhodan-3092-erdkern-von-susan-montillon-schwartz-heft

Hier zur Handlungszusammenfassung in der Perrypedia:
https://www.perrypedia.de/wiki/Erdkern_(Roman)

Hier zur Diskussion im Galaktischen Forum:
https://forum.perry-rhodan.net/viewtopic.php?f=4&t=12513