Im Gespräch mit Bernd Perplies über »Der violette Tod«, PRMS2, Band 5

Bernd Perplies
PERRY RHODAN
MISSION SOL 2, Band 5
Der violette Tod

Science-Fiction, Heftroman, Hörbuch und E-Book, Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt, 15. Mai 2020, 64 Seiten, € 2,50, Titelbild: Arndt Drechsler

 

Alexandra Trinley: Bernd, das ist dein dritter Roman innerhalb der beiden PERRY RHODAN-Miniserien MISSION SOL, und wieder spielen Mahlia Meyun und ihre Kinder Hauptrollen. Wenn mich die Erinnerung nicht trügt, war das bereits in deinen beiden früheren Bänden der Fall?
Bernd Perplies: Das stimmt. In Band 2, »Die Althanos-Verschwörung«, hat sich Mahlia Meyun, die von Kai Hirdt im ersten Band als wichtige Hauptfigur der Serie etabliert wurde, selbstständig gemacht, um ihren Sohn Temm aus der Hand der Bescheidenen Diener Senns zu befreien. In Band 8, »Krise auf Evolux«, kehrt Mahlia dann nach einigen Abenteuern an der Seite von Perry Rhodan in ihr Tal auf Evolux zurück und versucht, an ihr altes Leben anzuknüpfen – ein Unterfangen, das scheitert.

Alexandra Trinley: Wie kommt das?
Bernd Perplies: Dass in meinen Romanen oft Mahlia eine prominente Rolle spielt? Das musst du Expokrat Kai Hirdt fragen. Ich weiß nicht, ob es Zufall war oder ob er mir absichtlich die Romane gegeben hat, in denen die Seelenlage von Mahlia ausgelotet wird. Vielleicht hält er mich für einen besonders empfindsamen Autor.

Alexandra Trinley: Mahlia ist wieder vor allem Heilerin. Nun scheint mir der »violette Tod« starke Ähnlichkeiten mit der aktuellen Pandemie zu zeigen, wird er doch über Tröpfchen übertragen, man braucht einen Mundschutz, Kranke werden von ihren Familien isoliert … aus welchen Gründen hast du dich für eine derart realitätsnahe Schilderung entschieden?
Bernd Perplies: Das stimmt nicht ganz. Der violette Tod ist deutlich gefährlicher als das Corona-Virus, denn er wird über die Luft übertragen und jeder Infizierte schwitzt die Viren praktisch aus. Ich habe mich hier von dem ominösen englischen Schweißfieber inspirieren lassen – hoch ansteckend, schneller Verlauf, oft tödlich –, das im 15. und 16. Jahrhundert in fünf Seuchenwellen hauptsächlich in England auftrat und dann anscheinend nie wieder gesehen wurde.
Grundsätzlich wurde die Seuche auf dem Planeten Paraytiap, die für den Fortlauf der Handlung noch von Bedeutung sein wird, schon lange vor dem Auftreten des Corona-Virus von Kai entwickelt (im Oktober 2019, wenn ich nicht irre). Dass die Realität reingegrätscht ist und dem Roman eine unangenehme Aktualität verleiht, hat uns alle sehr unglücklich gemacht. Umso wichtiger war es mir, die Pandemie möglichst anders zu beschreiben als die auf der Erde herrschende.

Alexandra Trinley: Mich wundert, dass du keine Verschwörungstheoretiker eingebaut hast.
Bernd Perplies: Die Prar sind eine sehr unaufgeregte Spezies. Die neigen nicht zu abstrusen Schuldzuweisungen.

Alexandra Trinley: Die pelzigen Prar beschreiben ihre Sozialstruktur in Form von Baumvergleichen. Deine Idee?
Bernd Perplies: Ja. Die Prar sind komplett von mir entwickelt worden. Ich wollte eine möglichst ruhige, stoische Spezies präsentieren, die zwar Trauer über ihre Lage empfindet, aber dabei nicht in Panik oder Aktionismus verfällt. Sie ist sehr passiv – und fast schon selbstzerstörerisch schicksalergeben –, ganz anders als Menschen. Das Cover des Heftromans verrät es vielleicht schon: Ich habe mich optisch von Faultieren inspirieren lassen und darauf aufgebaut.

Alexandra Trinley: Die erkrankten Prar sollen nicht sterben, sondern »geerntet« werden. Was können wir uns darunter vorstellen?
Bernd Perplies: Die Ernte ist ein Prozess, den die Ritter BARILS auf vielen Planeten in der Galaxis Yahouna durchführen. Normalerweise dient die Ernte als Strafaktion, wie von Kai im ersten Band von PERRY RHODAN MISSION SOL 2 beschrieben. Dabei wird ein Volk komplett von den Rittern und ihren Roboterscharen durch riesige Energieportale getrieben. Der Körper wird dabei zerstört. Was mit dem Geist passiert, ist nicht ganz klar. Hier wird angedeutet, dass er irgendwo weiterexistiert. Deswegen versteht der Ritter Semmaru die Ernte der Todgeweihten hier als Segen, denn auch wenn die Prar körperlich vergehen müssen, lebt ihr Geist an einem anderen Ort weiter.

Alexandra Trinley: A-Kuatond erscheint mir in deinem Roman weiblicher und umgänglicher als sonst. Absicht?
Bernd Perplies: Naja, die Beziehung zwischen Perry Rhodan und ihr ist ja ein Entwicklungsprozess. Am Anfang der Serie ist sie noch sehr abweisend und herrisch, das stimmt. Aber sie lernt Perry besser kennen und im Laufe der Zeit auch schätzen. Das ist in der Tat von uns so beabsichtigt gewesen. Semmaru gegenüber würde ich sie aber jetzt nicht als sonderlich umgänglich bezeichnen. Es hat also tatsächlich mit Rhodan zu tun.

Alexandra Trinley: Wir hatten nun schon so viele kosmische Ritter bzw. Ritter der Tiefe. Hast du überhaupt noch Assoziationen mit Burg und Schwert, wenn du den Begriff hörst?
Bernd Perplies: Nein, keinen Moment lang, ehrlich gesagt. Aber das ist weniger PERRY RHODAN geschuldet als Star Wars. Ich lebe schon so lange mit Jedi-Rittern, dass Ritter in der SF für mich im Wesentlichen ein Titel und eine spezielle Form von Macht über andere bedeutet. Zukunftsritter sind doch im Guten wie im Schlechten immer besondere Individuen, kampfstark, eindrucksvoll und ihre Umgebung beherrschend.

Alexandra Trinley: Kommen wir zu den Hierarchien. Perry Rhodan ist A-Kuatond derzeit untergeordnet und verpflichtet, er ist ihr Orbiter. Was bedeutet es, ein Orbiter zu sein?
Bernd Perplies: Der Titel legt es nahe, dass er ein Begleiter seiner Herrin ist (auch wenn er sie nicht buchstäblich umkreist). Orbiter sind vermutlich je nach Ritter ein wenig anders definiert, aber ich halte sie für so etwas wie Erste Offiziere, also Berater, Stellvertreter, Vollstrecker des Willens ihres Ritters und im Bestfall auch Freunde.

Alexandra Trinley: Die Kommandosituation an Bord der SOL ist aber bei weitem komplizierter. Da ist noch die Zweitausgabe des Zwergandroiden Eroin Blitzer, da ist Tess Qumisha, da sind Mahlia Meyun und Rhodans Sohn Roi Danton, der mit der CALAMAR immerhin ein eigenes Schiff zur Verfügung hat. Was für Interessenskonflikte bietet uns diese Gemengelage eigentlich?
Bernd Perplies: Mahlia Meyun spielt eine eher untergeordnete Rolle, da sie eine einfache Heilerin ist. Aber klar, zwischen Blitzer, Qumisha, Roi Danton und A-Kuatond kracht es immer wieder. Qumisha ist die Kommandantin des Schiffs, Danton der Expeditionsleiter, Blitzer hat als Kosmokratendiener die SOL gewissermaßen gekapert und mit A-Kuatond ist in Yahouna eine weitere Kommandantin an Bord gekommen, die das Schiff für sich beansprucht. Perry Rhodan hat bei all dem eigentlich nur eine Rolle als Zuschauer inne, aber de facto hat seine Meinung natürlich auch Gewicht, schon deshalb, weil er Perry Rhodan ist. Diese ständige Spannung, verbunden mit einer nicht ganz klaren Führungsebene, gefällt mir sehr gut, weil sie Dinge komplizierter macht und gelegentlich für unerwartete Wendungen sorgt.

Alexandra Trinley: Die Terminale Kolonne TRAITOR baut in langen Reihen mörderischer Experimente Wesen zusammen, die im Sphärenlabyrinth navigieren können. Hast du bei der Schilderung dieser Szenerien mit Glaskuben und darin lagernden Körpern bestimmte Filme oder Bücher im Kopf?
Bernd Perplies: Es gibt im Film »Alien Resurrection« (1997) eine Szene, in der Ellen Ripley, die in diesem vierten Teil des »Alien«-Franchis nur noch als Klon existiert, in dem Forschungsraumschiff, in dem die Handlung spielt, auf einen Raum stößt, in dem ihre Vorgängermodelle in Tanks hängen. Das sind teils bizarre, unansehnliche Gestalten, vor denen man als Zuschauer Abscheu empfindet und mit denen man gleichzeitig furchtbares Mitleid hat. An diesen Moment musste ich immer wieder denken, wenn ich über die Kolonnen-Anatome und ihre grausamen Experimente gelesen habe.

Alexandra Trinley: Es geht um die Fähigkeit, ohne Strangeness-Schock von einem Universum in andere zu wechseln. Was ist der Vorteil daran?
Bernd Perplies: Die Frage beantwortest du im Grunde selbst schon. In den unterschiedlichen Universen bei PERRY RHODAN herrschen in der Regel voneinander abweichende Naturgesetze. Wechselt man nun auf »normalem« Wege von einem Universum ins andere, kommt es – je nach Grad der Abweichung – zum sogenannten Strangeness-Schock. Dabei fallen Schiff und Mannschaft für eine Weile aus, bis sich die Naturgesetze an Bord an das neue Universum angepasst haben. Reist man durch das Sphärenlabyrinth, jenen ominösen Ort zwischen den Universen, von einem Universum zum anderen, fällt dieser Schock aus. Warum genau das so ist, das kann dir Kai sicher besser erklären. Das Nichts, das zwischen den Universen herrscht, kann jedoch nur von den Geistern speziell geschaffener Wesen, den Kompanten, interpretiert werden. Ohne sie kann kein Schiff im Sphärenlabyrinth navigieren. Es käme niemals an einem Ziel an. Und um die Kompanten zu züchten, nimmt TRAITOR – siehe oben – jede Gräueltat in Kauf.

Alexandra Trinley: Wirst du in dieser Miniserie noch einen Roman schreiben?
Bernd Perplies: Ja. Band 9 ist ebenfalls von mir. Er trägt den Titel »Qumishas Sehnsucht« und wird, man ahnt es, einen genaueren Blick auf die Seelenlage der Kommandantin der SOL werfen. Unter anderem.

Alexandra Trinley: Tess Qumisha also. Kai scheint dich wirklich für einen empfindsamen Autor zu halten. Reden wir also bei Band 9 weiter. Danke für die Auskünfte.
Bernd Perplies: Gerne.

 

Eine Lese- und Hörprobe und weitere Informationen gibt es auf der PERRY RHODAN-Website.

Eine Handlungszusammenfassung gibt es in der Perrypedia.

Eine Übersichtsseite zur Miniserie MISSION SOL 2 »Labyrinth« gibt es ebenfalls auf der PERRY RHODAN-Website.

Die Interviewreihe zu PRMS1 als kostenloses E-Book »Mission Evolux«.

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