Interview mit Andreas Eschbach zu „Die Abschaffung des Todes“

Roman Schleifer plauderte mit Andreas Eschbach über sein im Oktober 2024 erschienenes Buch „Die Abschaffung des Todes“. Unter anderem erzählt Andreas Eschbach wie oft er durch das Buch an den Tod denkt und ob er eine Idee für die Fortsetzung seines Bestsellers „Eine Billion Dollar“ hätte.

Andreas, Thema deines im September 2024 erschienenen Buchs „Die Abschaffung des Todes“ ist die Unsterblichkeit. Der Leser begleitet den Journalisten James Windover, der die Machbarkeit eines Silicon-Valley-Projekts für eine steinreiche Auftraggeberin überprüfen soll: Kann das Gehirn technisch so ersetzt werden, dass das Bewusstsein erhalten bleibt? Sofern jemand noch kein Buch von dir gelesen hat, wieso soll er ausgerechnet mit diesem Buch beginnen?

Der Grund, aus dem man ein Buch liest, sollte der sein, dass es einen interessiert. Von welchem Autor es ist und ob es das erste oder das zwanzigste Buch ist, das man von ihm liest – piepegal.

Dieses Buch könnte man zum Beispiel lesen wollen, wenn einen die Frage interessiert, was der Tod eigentlich ist und ob man ihm mittels moderner Technik womöglich ein Schnippchen schlagen könnte. Oder wenn einen die Frage beschäftigt, ob man das tun sollte, wenn man es denn könnte.

In der ersten Hälfte zerstreust du die Bedenken von James Windover, hinsichtlich des Projekts und machst ihn zum glühenden Anhänger der Idee. Er denkt sogar darüber nach, wie er selbst die Unsterblichkeit auf diese Weise erlangen kann, obwohl ihm das Geld fehlt. In der zweiten Hälfte bekommt die Zustimmung Risse, denn es tauchen erste Zweifel auf – ausgerechnet durch ein SF-Drehbuch und eine Kurzgeschichte. Die Rechte an beiden Geschichten wurden vom Milliardär und einer der Betreiber des Silicon-Valley-Projects, Peter Young, aufgekauft, um Kritik an der Idee gar nicht erst aufkommen zu lassen. Damit zeigst du sehr schön, dass man mit Geld auf diesem Planeten alles kaufen kann. Dazu passt auch ein Satz von James Windovers Vater einem Gewerkschaftler. »Du arbeitest für die Reichen, aber letzten Endes bist du nur ein Knecht.« Wie siehst du diese Entwicklung, auch angesichts der immer größer werdenden Schere zwischen arm und reich?

Ich bin mir, was die Größe dieser Schere anbelangt, gar nicht so sicher, wenn ich daran denke, dass es Anfang des 20. Jahrhunderts noch völlig üblich war, dass jeder gutbürgerliche Haushalt zahlreiche Dienstboten beschäftigte, was ökonomisch ja nur dann funktioniert, wenn die Einkommensunterschiede wirklich erheblich sind. Aber wie auch immer, in den letzten Jahrzehnten geht die Schere in der Tat wieder auf, die Reichen werden in den Krisen immer reicher, alle anderen immer ärmer, und das ist natürlich fraglos keine gute Entwicklung. Wenn Menschen das Gefühl kriegen, keine Chancen im Leben zu haben, muss man sich nicht wundern, wenn viele davon sich von politischen Extremen angezogen fühlen, weil sie sich sagen, »was hab ich schon zu verlieren?«

Dazu passt auch, dass im Buch die Frage von den Start-Up-Unternehmern gestellt wird, ob die mögliche Unsterblichkeit allen oder nur einem elitären Kreis zugänglich gemacht werden soll. Wie ist dazu deine Meinung?

Das wäre allein schon eine abendfüllende Diskussion. Ohne Zweifel wäre die Entdeckung eines Medikaments oder einer Behandlung, die das menschliche Leben drastisch verlängert, etwas, das die Welt, wie wir sie kennen, grundlegender verändern würde als jede andere Erfindung zuvor.

In der PERRY RHODAN-Serie hat man sich um diese Problematik geschickt herumgemogelt, indem nur einige wenige Personen unsterblich sind: So entsteht das Problem einer explosionsartigen Überbevölkerung erst gar nicht, die die Folge wäre, wenn niemand mehr stürbe. Zudem verdanken diese wenigen Personen ihre Unsterblichkeit einem übermächtigen, gottgleichen Wesen, dessen Ratschlüsse unerforschlich sind: Es sind also Erwählte, die man zwar beneiden kann, mehr aber nicht, und letztlich bleibt einem nur, zu sagen, »ist halt so«.

Politisch am heikelsten muss eigentlich die Anfangszeit gewesen sein, als es in Rhodans Entscheidung lag, wem er Zellduschen gewährte: Das hätte eigentlich für ziemliche gesellschaftliche Unruhe sorgen müssen. Diesen Aspekt blendet die offizielle Geschichtsschreibung aber dezent aus.

Stimmt … diese Chance haben die Autoren damals entweder bewusst ausgelassen oder nicht gesehen. Da fällt mir ein … das wäre doch eine Steilvorlage für deinen nächsten RHODAN-Roman. Wir erfahren, wie Perry Rhodan damals damit umgegangen ist …
Na, wie wär’s?

Wäre eine Idee. Stimmt.

Möchtest du bei den Lesern durch das Buch eine Diskussion über die Rolle des Todes in unserem Leben anstoßen?

Eigentlich möchte ich eher dazu anregen, über das LEBEN nachzudenken. Über das immer noch unerklärliche Wunder, dass wir überhaupt SIND. Über das Rätsel des Bewusstseins.

Welche moralischen und sozialen Herausforderungen siehst du in einer Welt, in der der Tod abgeschafft wurde?

Das hängt natürlich sehr davon ab, ob nur der Tod abgeschafft wird oder auch das Altern. Würde das alles nämlich zu einer Welt voller pflegebedürftiger Unsterblicher führen, wäre »soziale Herausforderung« ein entschieden zu schwaches Wort.

Die eigentlichen Herausforderungen könnten allerdings auch psychologischer Natur sein. Wie motiviert man sich, etwas heute zu tun, das man genauso gut auch erst in hundert oder tausend Jahren tun könnte? Und wenn der Tod durch Unfall oder Gewalt doch nicht ausgeschlossen wäre – würde man dann noch Risiken eingehen, in dem Wissen, dass man ein zeitlich unbegrenztes Leben aufs Spiel setzt?

Und umgekehrt: Wenn es wirklich unmöglich würde, zu sterben – wäre das nicht schrecklich? Dann könnten Folterknechte ihre Opfer für alle Zeiten quälen, und man hätte keine Chance, den Schmerzen je zu entkommen.

James Windover hat zum Thema Tod anfangs die Einstellung des Physiologen und Anthropologen Paolo Mantegazza: »Es reicht, nicht daran zu denken.« Du hast ein ganzes Buch darüber geschrieben … wie oft denkst du daran?

Ich selber folge eher dem Motto »Memento mori«. Sich der Tatsache der eigenen Sterblichkeit bewusst zu bleiben hilft, im Leben die richtigen Prioritäten zu setzen.

Das weiter oben angesprochene SF-Drehbuch ist für einen Milliardär einer der Auslöser, um nach der Unsterblichkeit zu suchen. Sind SF-Autoren die Vorreiter und Ideenlieferanten der Zukunft? Und zählst du dich selbst dazu?

Ich sehe das nicht so. Die meiste SF beschäftigt sich mit ihrer jeweiligen Gegenwart, die sie in eine imaginierte Zukunft verlagert, was manchmal als Verfremdungseffekt im Brecht’schen Sinne wirken kann. Bestenfalls greift sie Tendenzen und Ideen auf und denkt sie in die Zukunft weiter. Aber Vorhersagen? Welcher SF-Autor hat z.B. das Internet vorhergesagt? Niemand. Das tauchte in SF-Romanen erst auf, als es schon existierte. Übrigens war auch Jules Verne am effektvollsten, wenn er Erfindungen vorhergesagt hat, die es schon gab, was nur kaum jemand wusste, weil er die wissenschaftlichen Zeitschriften seiner Zeit gelesen hatte und seine Leser eben nicht.

Angenommen das von dir im Buch beschriebene Verfahren zur Gehirn- und Bewusstseinserhaltung würde funktionieren … wärst du sofort dabei?

Auf keinen Fall. Ich bin kein »Early adopter«. Ich zögere ja schon den Update aufs jeweils neue Apple-Betriebssystem so weit raus, wie es nur geht.

Außerdem: Woher will man wissen, ob es wirklich funktioniert? Beweist es denn irgendwas, wenn ein Computer sagt, »ja, ich habe ein Bewusstsein?«

In »Die Abschaffung des Todes« setzten sich viele Figuren mit der Endlichkeit des Lebens auseinander. Wie gehst du selbst damit um?

Ich bemühe mich, zu lernen, es zu akzeptieren. Unglücksfälle ausgenommen geht es ja nicht Schlag auf Schlag, vielmehr altert man dem Ende langsam und schrittweise entgegen. Irgendwann merkt man, dass man Nächte besser nicht mehr durchmacht … dann merkt man, wie die Augen schlechter werden … dann sagt einem der Arzt, »in Ihrem Alter ist das normal« … und so weiter.

Immerhin hatte ich das Glück, mit 35 noch als »junger Autor« gehandelt zu werden. Wäre ich Fußballer gewesen, hätte ich da schon aufhören müssen. Anstatt erst anzufangen.

Die Figur der Hackerin Vera van Akkeren schreit ja direkt nach einem eigenen Buch. War sie von Haus aus geplant oder ist sie beim Schreiben aufgepoppt?

Weiß ich gar nicht mehr so genau. Ich meine, sie ist beim Entwurf der Handlung aufgeploppt – ein Einfall von der Sorte, bei der man sofort weiß, darauf will man auf keinen Fall verzichten.

Für »Die Abschaffung des Todes« hast du mehr recherchiert als bei deinen anderen Büchern. Welche Erkenntnis hast du daraus gezogen?

Dass es beim Schreiben enorm hilfreich ist, viel zu recherchieren – vor allem auch Dinge, von denen man glaubt, man kennt sie schon und weiß Bescheid.

Bewertest du deine Art zu denken nun neu?

So krass würde ich das nicht sagen. Aber allgemein gesagt bemühe ich mich schon, immer dazuzulernen.

War auch etwas dabei, das nicht ins Buch eingeflossen ist?

Eine Menge. Aber das ist in Ordnung. Ich schreibe ja keine Sachbücher, sondern Romane; da darf etwas Recherchiertes nur hinein, wenn es für die Geschichte eine Rolle spielt – und nicht einfach nur aus dem Grund, dass es da ist.

Du zitierst den Frankfurter Neurophysiologen Prof Wolf Singer. Hast du mit ihm als Recherche gesprochen? Wie hat er auf deine Kontaktaufnahme reagiert?

Nein, so war das nicht. Ich habe ihn vor Jahren mal kennengelernt, auf einem Kongress von Hirnforschern in Basel, zu dem ich als SF-Autor eingeladen war. Wir haben am Rande des Geschehens ein bisschen diskutiert, ich habe danach weiter verfolgt, was er so macht, was er in Interviews sagt usw. – und da war eben irgendwann das dabei, was ich zitiere, indem ich es einer Randfigur in den Mund lege.

In unserem Interview zu deinem Buch »Eines Menschen Flügel« (zu finden hier https://www.proc.org/interview-mit-andreas-eschbach-zu-eines-menschen-fluegel) hast du gesagt, eine Idee muss reif sein, bevor du sie schreibst. Woran hast du gemerkt, dass diese Idee reif genug ist? Und wie lange hast du sie reifen lassen? Und was war ursprünglich der Auslöser für die Idee?

In meiner Studienzeit – im vorigen Jahrtausend – war eine Zeitlang ein Buch mit dem Titel »Gödel, Escher, Bach« schwer angesagt, und da ich mich von Teilen des Titels sozusagen persönlich angesprochen gefühlt habe, habe ich es natürlich auch gelesen. Autor war ein gewisser Douglas Hofstädter, der danach noch ein zweites Buch mit dem Titel »Einsicht ins Ich« herausbrachte, das ich mir auch besorgt habe. Darin hatte er allerhand Geschichten und Aufsätze von anderen Autoren versammelt, die er dann jeweils kommentierte. Eine Geschichte von einem gewissen Arnold Zuboff, in dem es darum ging, was mit einem Gehirn geschieht, wenn man es in mehrere Teile zertrennt, blieb mir besonders im Gedächtnis, weil Hofstädter sie meiner Ansicht nach falsch verstanden hatte, nämlich im Sinne seiner These, dass Bewusstsein, Geist, ein Ich synthetisch herstellbar sei, und das schien sie mir gerade nicht auszudrücken.

Ich habe immer wieder über dieses Gedankenexperiment nachdenken müssen, darüber, was sich tatsächlich daraus schließen lässt, und habe überlegt, wie ich es in einen Roman einbauen könnte, natürlich möglichst so, dass auch eine spannende Geschichte dabei herauskommt und nicht nur eine philosophische Abhandlung. Am Ende war es so, dass erst James Windover auftauchen musste, damit die ganze Sache Fahrt aufnahm – der Mann, der sich so intensiv mit der Frage auseinandersetzt, wie man es vermeiden kann, sich selber in die Tasche zu lügen. Denn darum geht es eigentlich: Wer macht sich hier etwas vor?

Gibt es eine Idee, die zwar reif ist, die du aber zu schreiben verweigerst?

Ja, sogar mehrere. Aus verschiedenen Gründen. Der häufigste ist der, dass ich nicht überzeugt bin, dass daraus ein gutes Buch würde.

Wie wägst du da ab?

Ich frage mich: Wenn ein anderer dieses Buch geschrieben und herausgebracht hätte, würde ich es mir kaufen? Und würde ich, wenn ich es gelesen hätte, sagen, dass es sich gelohnt hat? Auf beide Fragen muss die Antwort »ja« lauten.

Der Start-up Milliardär Peter Young stellt in deinem Buch eine interessante Frage: »Wenn Sie schon alles andere hätten, was man für Geld kaufen kann – könnten Sie der Unsterblichkeit widerstehen?« Ich reiche die Frage an dich weiter: Könntest du?

Kommt sehr darauf an, was die Unsterblichkeit noch kostet außer Geld.

Gab es ein reales Vorbild für den Investor Peter Young?

Das darf sich jeder gern selber überlegen. Gilt übrigens auch für alle übrigen Figuren.

Ein in der echten Welt lebender Milliardär, nämlich Elon Musk, hat einen Mini-Geheimdienst. (https://www.derstandard.at/story/3000000236567/geschuetzt-wie-ein-staatsoberhaupt-elon-musks-eigener-mini-geheimdienst) Inspirieren dich die Lebensgeschichten solcher Menschen zu Figuren?

Nein, eher nicht. Zumal Elon Musk ja quasi Tony Stark ist, der Iron Man, und man weiß nicht mehr so recht, wer eigentlich Vorbild von wem war.

Der Wissenschaftler Ralph Arnesen sagt in deinem Buch, dass mit genügend Anstrengung und Geld jedes Gebiet erforscht werden könnte. Stimmst du dem zu?

Wenn du so fragst, stimmt es zweifellos; es ist ja nicht gesagt, dass die Forschung auch zu irgendwelchen Ergebnissen führt … (lacht)

Umgekehrt kann man natürlich Entdeckungen nicht erzwingen, auch mit viel Geld und Anstrengung nicht. Beides kann nur die Bedingungen dafür verbessern, dass man auf etwas Neues stößt.

Dieser Ralph, der Spitzenwissenschaftler bei der Forschung nach dem Upload des Gehirns, ist ein richtiger Nerd mit entsprechendem Sozialverhalten. Ist das nicht zu viel Klischee?

Was soll ich machen? So ist er halt in meinem Kopf aufgetaucht. Und er hat sich geweigert, weniger klischeehaft zu sein. Lag wahrscheinlich an dem seltsamen Sozialverhalten, das er auch seinem Autor gegenüber an den Tag gelegt hat.

Ja, diese störisches Figuren. Schröcklich *g*
Die Handlung spielt in mehreren Ländern, Frankreich, USA, Holland und Österreich. Ganz besonders gefreut hat mich, dass auch meine Heimatstadt Wien vorkommt. Wieso hast du ausgerechnet die Kapuzinergruft (der unterirdische Friedhof aller Kaiser Österreichs) ausgewählt?

Also, erstens, weil ich schon mal dort war und die morbide Atmosphäre kannte. Und mal ehrlich: Wo anders sollte eine Verfolgungsjagd, bei der es um Sterblichkeit oder Unsterblichkeit geht, kulminieren als in Wien?

Stimmt. Wo auch sonst … 🙂
Apropos:  Wann kommst du mal wieder nach Wien?

Tatsächlich mache ich einen Stop-over in Wien, um dem ORF III Rede und Antwort zu stehen, ehe ich auf die Buchmesse gehe. Aber nur kurz – abends einfliegen, morgens weiter nach Frankfurt. Das Jet-Set-Leben eines Autors halt.

Der Schluss deines Buches ist originell … wie viele Schlussvarianten hattest du? Oder war von Anfang an klar, dass das Buch nur so enden kann, wie es endet?

Nein, dieses Ende stand relativ früh fest. Gespielt habe ich nur mit Varianten, wie ich da hinkomme.

»Die Abschaffung des Todes« ist wie bei dir üblich von den Lesern an die Spitze der Spiegel-Bestsellerliste gehievt worden. Wie ist da im Vorfeld deine Erwartungshaltung, also freust du dich nach all den Jahren noch darüber oder ist das längst zur Gewohnheit geworden?

Ach, man hält schon immer den Atem an. Selbstverständlich ist da gar nichts. Es freut mich immer noch, einem meiner Bücher auf einer solchen Liste zu begegnen.

Wartest du nervös auf die ersten Rezensionen, wie das Buch bei den Lesern ankommst oder hast du mittlerweile ein gutes Gespür für Stories, die bei den Lesern zünden?

Das ist unterschiedlich. Bei diesem Buch war ich tatsächlich gespannt – nicht nervös, aber gespannt –, weil ich mir nicht sicher war, wie viele Leute die Geschichte und die Gedankenspiele darin überhaupt verstehen werden. In der Hinsicht ist es, glaube ich, mein anspruchsvollstes Werk in dem Sinne, dass es Ansprüche an die Intelligenz und Vorstellungskraft seiner Leser stellt.

Wie hat sich deine Arbeitsweise seit deinem ersten Werk »Die Haarteppichknüpfer« verändert?

Genau genommen waren »Die Haarteppichknüpfer« nicht mein erstes Werk, nur mein erstes veröffentlichtes. Mein erstes Werk war ein auf der Schreibmaschine getipptes SF-Abenteuer, das ich mit 12 ohne große Vorbereitung einfach drauflos geschrieben und ohne die mindeste Überarbeitung, dafür aber mit einem selbst gestalteten Cover auf meine Leser losgelassen habe: Das mache ich heute alles nicht mehr.

Wer waren damals deine Leser?
Und … ich nehme an, du rückst das Manuskript nicht raus … aber wie wär es mit dem selbst gestaltetem Cover?

Lieber nicht, sonst verklagen mich die Johnny-Bruck-Erben. Ich hab die Cover nämlich aus von PR-Covern durchgepausten Elementen zusammengestellt.

Und … wieso hat es 24 Jahre gedauert, bis danach dein erstes Werk veröffentlicht wurde?

Weil ich erst versucht habe, einen ordentlichen Beruf zu erlernen. Was dann aber letztlich nicht geklappt hat. So kann’s gehen!

Was mich gewundert hat … in deinem Buch kommt keine KI vor. Wieso das?

Wieso sollte sie? Wir wissen ja nicht, wann das alles gespielt hat – kann ein paar Jahre her sein, und da war KI noch kein Thema.

Ich habe übrigens ChatGPT gefragt, welche zehn Fragen sie dir nach lesen des Buchs stellen würde … zwei davon habe ich eingebaut. Findest du heraus, welche?

Ich schätze mal, diese beiden:
»Möchtest du bei den Lesern durch das Buch eine Diskussion über die Rolle des Todes in unserem Leben anstoßen?«
»Welche moralischen und sozialen Herausforderungen siehst du in einer Welt, in der der Tod abgeschafft wurde?«

Neben all den interessanten und vor allem gut aufbereiteten Informationen über das menschliche Gehirn hat eine der Figuren auch herausgefunden, dass die Neurophysiologen unbemerkt längst die Existenz Gottes bewiesen haben. Wie hältst du es mit Gott?

Ach, weißt Du, Gott und ich haben ein Agreement, wie wir es miteinander halten, und dazu gehört, dass keiner von uns darüber redet.

Nun, immerhin redet er mir dir … kann nicht jeder von sich sagen
😀

Auch der Ablauf des jüngsten Gerichts ist für den Autor Raymond Ferdurci ein paar Überlegungen wert. »Kommen wir im Alter unseres Todes zurück? Oder jünger? Und falls ja, in welchem Alter?« Dieses Thema fehlt noch in deinen Büchern: Hast du je überlegt, ein Buch zu schreiben, in dem der jüngste Tag verhindert werden soll?

Der Gedanke ist mir tatsächlich noch nie gekommen. Wahrscheinlich bin ich dafür nicht bibelfest genug.

Was denkst du? Wie wäre der Ablauf des jüngsten Tages?

Wieso fragst du mich? Da gibt’s doch schon ein Buch, in dem das ausgiebig geschildert wird …

LOL

James Windover denkt, dass 39 Jahre das beste Alter sei, um mit dem Altern aufzuhören. Welch Zufall, erhielt doch ein gewisser Perry Rhodan im Alter von 39 Jahren seine erste Zelldusche und damit die Unsterblichkeit verliehen. War das eine absichtliche Anspielung?

Ja, war es. Ich persönlich fände 33 besser.

Apropos RHODAN: Mit Band 3300 beginnt der erste Zyklus, den der neue Expokrat Ben Calvin Hary verantwortet. Was gibst du ihm auf den Weg mit?

Das Erste Gebot für alle Autoren: »Du sollst nicht langweilen.« Aber das beherzigt er, glaube ich, sowieso schon.

Stehst du wie in der Vergangenheit auch für Gastromane zur Verfügung?

Sagen wir so: Ich bin in dieser Hinsicht weiterhin verführbar.

Die RHODAN-Leser werden ja bekanntlich auch jünger … was müsste man unternehmen, um 16-Jährige für RHODAN zu begeistern (abgesehen von einer Serie oder einem Film)?

Keine Ahnung, dafür kenne ich zu wenige 16-Jährige.

Da fällt mir ein Satz aus dem Buch ein. »Tausend mal verlieben und tausendmal entlieben. Wie schafft das ein Unsterblicher?« Wenn ich da an Atlan denke … beneidest du ihn um diese Erfahrungen?

Na, hallo – wer beneidet Atlan denn nicht?

Im Oktober 2024 bist du in Deutschland auf Lesereise. Sind für 2025 auch bereits Termine geplant?

Nein. Erst mal muss ich mich von dieser Lesereise erholen, ehe ich darüber auch nur nachdenken kann.

In einem Interview auf Amazon sagst du, dass du 300 Jahre alt werden musst, bis du alle Ideen in Buchform gegossen hast. Ich wünsche es dir ja aus tiefsten Herzen, aber … na ja, sofern keiner Peter Young aus deinem Buch nacheifert, wirst du auswählen müssen. Wie wägst du ab, welches Projekt du verwirklichst? Wie wählst du deine Projekte aus?

Das ist, ehrlich gesagt, jedes Mal ein kleines Drama voller »soll ich das schreiben? Oder lieber das andere?« Ich habe da kein Rezept, wie ich das jeweils nächste Thema auswähle, und ich denke, das ist auch ganz gut so.

 

Dein Buch »Eine Billion Dollar« wurde von Paramount als Serie mit sechs Folgen verfilmt und seltsamerweise bald nach Erscheinen abgesetzt und ist nun wieder im Programm aufgetaucht. In einem Beitrag auf deiner Homepage zeigst du dich verwundert darüber. Hast du bei Paramount nachgefragt? Kennst du den Grund, wieso die Serie plötzlich wieder weg war?

Das hatte mit den Filmen selber gar nichts zu tun, das war die Folge von Entscheidungen auf der Management-Ebene, die den Verkauf von Firmenanteilen betraf, Abschreibungen, Steuergeschichten und dergleichen. Details weiß ich nicht, nur, dass es um Geld ging, nicht um die Serie. Was auf bizarre Weise ja schon wieder zum Thema der »Billion« passt.

 Das Ende schreit nach einer zweiten Staffel … kommt da was?

Das relativ offene Ende war Absicht, man wollte sich von vornherein die Möglichkeit einer Fortsetzung offen halten, und ich hätte es auch begrüßt, wenn es weitergegangen wäre. Tatsächlich war ich neugierig, was sie daraus machen würden. Aber realistischerweise wird es keine Fortsetzung geben.

Und hättest du Lust, eine Buch-Fortsetzung zu schreiben?

Darüber denke ich schon seit zwanzig Jahren nach, aber keine der Ideen, die mir dazu eingefallen sind, hat mich überzeugt.

Die letzte Frage drängt sich damit auf: Was sind deine nächsten Projekte?

Wie immer verrate ich zu dem Thema nur, dass es mal wieder WAS GANZ ANDERES wird.

Andreas, danke für deine Zeit.

Zum Interview zu seinem PERRY RHODAN-Gastroman 3297 „Unter dem Himmel von Gatas“ gehts hier:

https://www.proc.org/interview-mit-an…-zu-pr-band-3297

Offizielle Homepage von Andreas Eschbach:
http://www.andreaseschbach.de/

Hie gehts zur offiziellen Seite von „Eines Menschen Flügel“:
https://www.luebbe.de/luebbe-belletristik/buecher/thriller/die-abschaffung-des-todes/id_8559722

 

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