Flächiges Finale – Thez (Rezension zu PR 2874)

Also, mein Ding war das Zyklusfinale nicht. Die kosmische Handlung des Romans von Christian Montillon und Wim Vandemaan spielt sich auf ebenso glatter Fläche ab wie seinerzeit die Treffen der Mächtigen, aber fehlt in den mittlerweile gewohnt surrealen Bildern das Geheimnisvolle, wenn Atlan und Tifflor reden und reden und reden, während sie am Ufer des Sees der Fauthen stehen und dann im Boot übersetzen – über einen ganzen See aus reiner Vitalenergie, dem Material der Zellaktivatoren, die sie unsterblich machen.

Tifflor erzählt Atlan so anschaulich von Beginn und Ende des Universums, dass er sie miterlebt, und ebenso Thez‘ Werdegang. Dieses mächtige, träumende Wesen und sein Wohnort, die Jenzeitigen Lande, selbst bilden eine untrennbare Einheit. Tifflor deutet eine Übereinkunft mit dem geistigen Kollektivwesen ES, dem Beschützer der Menschheit, an und dass er jederzeit den Abzug des Atopischen Tribunals aus der Milchstraße anordnen könnte – wäre er nicht Thez gegenüber loyal und von der Richtigkeit seines Handelns überzeugt.

Atlan erinnert sich an Tiff, einen der frühesten Weggefährten Perry Rhodans, und erkennt, dass nach seiner jahrmillionenlangen Wanderung im Zeitspeer –

– Hintergründe dieser Art findet man in der Perrypedia http://www.perrypedia.proc.org/wiki/Im_Zeitspeer – nichts vom alten Freund Tiff geblieben ist. Er ist nun ein Atopischer Richter aus den Jenzeitigen Landen und kein Terraner mehr. Der Arkonide versteht, dass er mit Thez selbst sprechen muss, der jedoch sogar die eigene Entstehung ungeschehen machen und die Milchstraße sich selbst und der Ekpyrosis überlassen würde, zöge er sich zurück. Der Fährmann Glossberc, der ihn – ohne Tifflor – über den See aus Vitalenergie zu Thez bringt, erklärt, Thez könne sowohl das Universum bewahren, in dem er selbst sowie die Jenzeitigen Lande existieren, wie auch eines, welches sich anders weiterentwickelt.

Parallel zu dieser ruhigen Dialogsituation geht am 18. Januar 1519 NGZ im Solsystem die Post ab: Das mit TAFALLAS Korpus verbundene, manövrierunfähige Richterschiff COLPCOR zieht nicht nur die angreifenden tiuphorische Sterngewerke an, sondern auch die alles vernichtende Perforationszone des Zeitrisses. Durch die Indoktrinatorentechnik der Tiuphoren wenden sich viele Schiffe der Verteidiger – Terraner, Galaktiker und Onryonen – gegen die eigenen Leute, die Verluste sind hoch. Immerhin können die onryonischen Linearraumtorpedos die Sterngewerke erreichen und abschießen. Gegenseitige Tricks führen zu weiteren Verlusten, Tefroderführer Vetris-Molaut kommt mit einer Hilfsflotte und rettet unter schwersten Verlusten Rhodas Leben.

Inzwischen debattieren Atlan und Thez über die Taten des Atopischen Tribunals in der Milchstraße. Thez sieht sich als Bewahrer dessen, was ist, während Atlan sein Handeln als Unterdrückung der Freiheit und der Würde des Individuums bezeichnet. Er möchte lieber sterben als unfrei leben, weshalb er sich den Unsterblichkeit verleihenden Zellaktivator herausschneidet und ihn vernichtet. Thez ist nun zu einem Kompromiss bereit: Es wird zwei Universen geben – eines mit dem Atopischen Tribunal und Thez, eines ohne.

Aber die Sache hat einen Haken, denn der große Beschützer der Menschheit, die Kollektivintelligenz ES, entpuppt sich als Bestandteil von Thez. Deshalb muss die Menschheit nun ohne ihn auskommen. Atlan erhält einen neuen Zellaktivator aus kieselsteingroße Mikromaschinchen, die einen Tropfen Vitalliquor umschließen und mit Atlans Körper verschmelzen. Nun kann er heimkehren.

Die Schlacht im Solsystem wird immer mörderischer. Der Tiuphore Paddkavu Yolloc – er gehört zur aus der Gegenwart stammenden Fraktion dieses Volkes – schießt Rhodans Flaggschiff RAS TSCHUBAI zum Wrack und bietet an, mit allen Angreifern abzuziehen, wenn Rhodan bereit ist, seine ÜBSEF-Konstante – sein Leben und seine Seele – ins Banner des Tiuphorenschiffes zu überführen, ebenso TAFALLAS Korpus. Der willigt ein, setzt mit der sich freiwillig anschließenden Pey-Ceyan über und stirbt. Da erscheint Julian Tifflor, dessen MOCKINGBIRD die Tiuphoren verjagt – zu spät – und der zwei Passagiere mitbringt: Atlans jugendliche Begleiter bei der Wanderung durch die Jenzeitigen Lande, Lua Virtanen und Vogel Ziellos. Er zieht Richterschiff und Korpus aus dem Solsystem, die Perforationspassage folgt, der Zeitriss schließt sich. Sol ist außer Gefahr.

Gut eine Woche später blickt Gucky auf die Geschehnisse zurück, gibt eine Übersicht über die angerichteten Schäden und die anstehenden Veränderungen. Man arbeitet an der Reparatur der RAS TSCHUBAI, um seinem Bewusstsein in die 131 Millionen Lichtjahre entfernte Galaxie NGC 6861 Orpleyd zu folgen.

Der Roman machte mir Mühe: Das leuchtende Titelbild auf dem Display meines braven Smartphones war streckenweise der einzige Grund, das Hörbuch nicht auszuschalten. Ich verstehe nicht, warum andere Leute so begeistert waren: Endlose Gespräche am See der Fauthen, bei denen Schulterzucken und Co schon als Actionhöhepunkte wirkten – andererseits eine extrem kondensierte Riesenschlacht im Solsystem, die so verknappt gezeichnet wurde, dass kaum Sympathie oder Schrecken aufkamen. Wobei das Hören in diesem Falle nicht gut war. Sobald ich im Heft nachlas, fand ich die Geschichte wesentlich besser, fand ansprechende Momente, die jedoch immer noch extrem dicht aufeinander saßen. Viel zu kondensiert, das Ganze.
Immerhin sind jetzt haufenweise kosmische Geheimnisse erzählt, Atlan hat ein neues Zellaktivatormodell, die Superintelligenzenproblematik wurde erst mal aus der Serie amputiert und den Rest muss man sehen.

Und das neue Ziel hat einen schönen Namen – Orpleyd.