Oliver Fröhlich über PR 2970 und 2971

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»Herausfinden, wo es Gemeinsamkeiten gibt«

Wir erinnern uns: Das Goldene Reich der Thoogondu ist auf undurchsichtige Weise in der Milchstraße verankert – historisch durch die Vertreibung aus dieser Region des Kosmos durch die Superintelligenz ES, den derzeit vertriebenen Mentor der Menschheit, den sie den Wanderer nennen und hassen, seit sie nicht mehr sein Lieblingsvolk sind.

Für die Menschheit ist dieser Konflikt sehr akut durch die HaLem-Armee auf dem Merkur, deren Soldaten sich als von lebenden – verstorbenen – Bewustseinen besetzbare Kampfmaschinen entpuppten, und durch die Schweigsamen Werften, die gerade in diversen Gasplaneten der Milchstraße entdeckt wurden, und aus denen robotisch gesteuerte Pentasphären aufsteigen, auch Trisphären, also eine sich sammelnde riesige Flotte von Schiffen der alten Thoogondu. Nun tauchen wir ein in die Hintergründe. Wobei dieses Interview vor den Romanen erschien und wir uns angestrengt bemühten, Spoiler zu vermeiden. (at)

(c) Pabel-Moewig Verlag, Rastatt

Alexandra Trinley: Oliver, mit deinem Doppelroman »Der Gondu und die Neue Gilde« (PR 2970) und »Das Gondische Privileg« (PR 2971) greifst du auf die Handlungsebene des Goldenen Reichs der Thoogondu in Sevcooris zurück. An welche Vorgängerromane knüpfst du an?

Oliver Fröhlich: Der Doppelband schließt direkt an den Vorgängerband »Tag des Grimms« (PR 2969) von Susan Schwartz an, der ja wiederum an den Doppelband 2967/68 von Michael Marcus Thurner (um die Schweigsamen Werften, Anm. d. Red.) anschließt. Obwohl die Titel der Romane den Verdacht aufkommen lassen könnten, kommt es keineswegs zu einer Rückkehr nach Sevcooris und in das Gondunat. Zumindest nicht für Perry Rhodan & Co.

Für den Leser sieht es anders aus. Er erfährt einiges von dem, was sich nach Rhodans Abreise – die inzwischen auch schon 30 Romane zurückliegt – dort getan hat. Mit dem Doppelband habe ich es mir unter anderem zur Aufgabe gemacht, einige offene Fragen zu beantworten.

Alexandra Trinley: Die Perrypedia kündigt Narashim an, den Herrscher des Goldenen Reichs, seinen exzentrischen Thronfolger Puoshoor und die noch weitgehend unbekannte Puorengir. Was macht für dich diese Figuren aus, was waren deine Grundüberlegungen bei deren Gestaltung?

Oliver Fröhlich: Zwei der drei Figuren hatten bereits Auftritte in vorherigen Romanen. Narashim, den Gondu, und Puoshoor, den Ghuogondu, hat Perry Rhodan schon kennengelernt. Insofern war die Gestaltung einigermaßen vorgegeben. Interessant fand ich aber, mich zu fragen, warum diese beiden Figuren bisher so gehandelt haben, wie sie eben gehandelt haben. Warum bot Narashim ein Bündnis an, während gleichzeitig Angriffe auf die Milchstraße vorbereitet wurden? Wieso zeigt ausgerechnet Puoshoor als designierter Thronfolger auf Zeit so wenig Interesse an Politik? Spannend fand ich auch die Tatsache, dass es zwischen Narashim und Perry Rhodan mit der Langlebigkeit durchaus eine Parallele gibt.

Puorengir hingegen wurde in bisherigen Romanen als Puoshoors Schwester nur erwähnt. Es hat durchaus Spaß gemacht herauszufinden, wie sie sich von ihrem Bruder unterscheidet und wo es Gemeinsamkeiten gibt. Immerhin sind sie Zwillinge. Wie sieht also ihr Verhältnis aus? Geschwisterlich? Oder von Konkurrenz geprägt? Oder eine Mischung daraus?

Alexandra Trinley: Eine Gilde klingt nach einem Sozialgefüge. Die Thoogondu sind ein uraltes Volk. Wolltest du bei deren Gestaltung etwas herausarbeiten oder hervorstechen lassen, was deine Kollegen noch nicht beschrieben haben?

Oliver Fröhlich: Richtig, die Thoogondu sind ein uraltes Volk. So alt, dass es innerhalb weniger Romane gar nicht möglich ist, sie in all ihren Facetten zu zeigen. Und so gibt es durchaus einige Punkte, die bisher nicht offenbart wurden oder die nach der Lektüre des Doppelbandes in einem anderen Licht erscheinen.

Was es mit der Neuen Gilde auf sich hat, kann ich vorab natürlich nicht verraten. Nur so viel: Wenn es eine Neue Gilde ist, gab es dann auch mal eine alte? Besteht ein Zusammenhang? Oder handelt es sich bei der Neuen Gilde womöglich nur um ein Hirngespinst? Man muss bedenken, dass es die Thoogondu in vorherigen Bänden mit der Wahrheit oft nicht so genau genommen und munter die Erinnerungen untergebener Völker manipuliert haben. Es stellt sich dem einen oder anderen Thoogondu in dem Doppelband deshalb durchaus die Frage, wie sehr er den eigenen Erinnerungen trauen darf.

Alexandra Trinley: Führst du auch eigene Protagonisten ein?

Oliver Fröhlich: Eigene Figuren: Immer, zwangsläufig. Eigene Protagonisten, also handlungsrelevante Figuren: Nur, wenn es sich ergibt.

Alexandra Trinley: Nach welchen Kriterien baust du dir solche eigenen Protagonisten auf? Und ist es dir von vornherein ein Anliegen, sie zu entwickeln, oder geht es vor allem darum, wie sie funktionieren?

Oliver Fröhlich: Das Exposé gibt das Handlungsgerüst vor – und mit ihm freilich auch die Hauptfiguren und einige Nebenfiguren. Oft reichen die Nebenfiguren aber nicht aus, um das Setting zu bevölkern. Also setze ich weitere Figuren rein, wo es nötig ist. Diese Figuren entwickeln sich und ihre Handlungen aber oft von selbst, ohne dass ich sie vorher konkret entwerfe.

Alexandra Trinley: Welche sind das hier?

Oliver Fröhlich: In dem Doppelband (vor allem im ersten Teil) gilt das besonders für Muisheed, den Ersten Nuntius, und eine Beraterin des Gondus. Gewissermaßen betreten sie die Bühne des Romans mit einer von mir vorgegebenen Rolle oder Funktion, entwickeln sich dann aber von selbst.

Wenn ich also ein Anliegen habe, dann das, den Figuren Luft zum Atmen zu geben und ihnen zu erlauben, mir zu zeigen, wo sie hinwollen. Wenn das Expo es nicht verbietet, lass ich den Figuren ihren Willen und sehe, wohin mich das führt. Eine zuweilen sehr spannende Angelegenheit, die nicht selten ungeahnte Handlungsmöglichkeiten eröffnet. Und manchmal kommt es auch vor, dass sich eine Figur so in den Vordergrund spielt, dass sie tatsächlich zu einer (wenn auch eher untergeordneten) Hauptfigur wird.

Alexandra Trinley: Auch Perry Rhodan tritt auf. Wie geht es dir mit der Gestaltung des Großen Unsterblichen?

Oliver Fröhlich: Ich halte es für schwierig, Rhodan zu »gestalten«. Das ist, als wollte man den Eiffelturm oder das Empire State Building gestalten. Das geht nicht, weil sie schon lange existieren und bis in den letzten Winkel und die letzte Schraube ausgeleuchtet sind. Man kann die Figur bestenfalls so durch die Handlung führen, wie man sie als Leser kennengelernt hat – und hoffen, dass man damit auch das Bild trifft, das die anderen Leser von der Figur haben.

Alexandra Trinley: Du schreibst ja auch viel bei MADDRAX. Ist die Gestaltung der beiden Titelhelden, Perry und Matt, vergleichbar?

Oliver Fröhlich: Rhodan ist Tausende von Jahren und Tausende von Romanen alt, wohingegen Matt gerade auf die fünfhundert Romane und deutlich weniger Lebensjahre zusteuert. Was die Gestaltungsmöglichkeiten angeht, sind beide Figuren also bereits so geformt, dass man sie nur noch den Vorgaben ihres Wesens gemäß handeln lassen kann.

Bei Matt besteht allerdings eine größere Chance, bei ihm – um im obigen Bild zu bleiben – noch denen einen oder anderen unerforschten Winkel zu finden und ihn selbst auszuleuchten. Allgemein gesagt gilt wohl, dass Perry aufgrund einiger Tausend Jahre Vorsprung an Lebenserfahrung abgeklärter reagieren und handeln kann, wohingegen Matt gelegentlich doch zur Impulsivität neigt. Vielleicht gewöhnt er sich das in den nächsten tausend Jahren aber noch ab.

Alexandra Trinley: Der Untertitel des Romans lautet »Thoogondu gegen Terraner – Patt am Hooris-Stern«. Die Hooris-Kristalle spielten doch beim Kampf mit den HaLem-Soldaten auf der IWAN IWANOWITSCH GORATSCHIN eine entscheidende Rolle. Aber ein ganzer Hooris-Stern?

Oliver Fröhlich: Was es mit dem Hooris-Stern auf sich hat, erfährt man bereits in den Vorgängerromanen, insbesondere in »Tag des Grimms« (PR 2969). Der Schauplatz entwickelt sich während der Romane zu einem Brennpunkt des Geschehens, weil die Thoogondu dort etwas Besonderes vorhaben und die Kräfte der Milchstraße davon erfahren. Allerdings besteht der Hooris-Stern genauso wenig aus Hooris-Kristallen, wie ein Kaugummi-Automat aus Kaugummi besteht. Vielmehr heißt der Automat so, weil sich in seinem Inneren Kaugummis befinden … Sagt uns das auch etwas über den Hooris-Stern? Könnte sein.

Alexandra Trinley: Beide Titelbilder stammen von Dirk Schulz. Was ist denn diese in hellblaues Licht gehüllte Apparatur?

Oliver Fröhlich: Auf dem Titelbild von Band 2970 sehen wir Narashim auf seinem Thron.

Alexandra Trinley: Und was magst du an Dirk Schulz’ Stil?

Oliver Fröhlich: Ich hab von Malen und Titelbildgestaltung zu wenig Ahnung, um sagen zu können, was mir an einem Bild gefällt, oder gar den Stil von jemandem zu beurteilen. Ich kann nur sagen, ob mir ein Bild gefällt. Und die beiden Cover des Doppelbandes finde ich klasse.

Alexandra Trinley: Hast du von vornherein einen Bogen über beide Romane gespannt oder hast du beide einzeln angelegt?

Oliver Fröhlich: Um das umfassend zu beantworten, müsste ich das Nähkästchen weiter öffnen, als ich es will. Nur so viel: Die Aufteilung der Handlung auf die Romane entspricht überhaupt kein bisschen der Aufteilung, wie sie die Expos vorgesehen haben. Das ist der Vorteil eines Doppelbandes: Man kann die Handlung anders gewichten und anders portionieren.

Alexandra Trinley: Von der Sonne zur Werft. Die Verlagsankündigung zu Band 2971 spricht wegen der im Heft enthaltenen Risszeichnung von Raumfahrtingenieur Johannes Fischer viel von den Schweigsamen Werften der Thoogondu, die in den tiefen Atmosphäreschichten stürmischer Gasriesen schlummern, verborgen in unauffälligen Sonnensystemen, wo sie die Rückkehr ihrer Schöpfer erwarten. Das sind eindrucksvolle Orte. Welche Möglichkeiten hattest du bei der Gestaltung deines Settings?

Oliver Fröhlich: Mit den Schweigsamen Werften haben meine Romane nichts mehr zu tun, vielmehr erleben wir nur noch die Auswirkungen davon. Und selbst das eher im Hintergrund. In meinem Doppelband gibt es stattdessen verschiedene Settings, die aber allesamt nicht zum ersten Mal auftauchen. Was das angeht, habe ich mich also an die Vorgaben des Expos oder vorheriger Romane gehalten.

Alexandra Trinley: Dann kommt die Trisphäre der Thoogondu gar nicht in diesem Roman vor? Hast du bei anderen technischen Details mit Risszeichnern zusammengearbeitet?

Oliver Fröhlich: Ehrlich gesagt: Gar nicht. Mit Risszeichnungen hab ich nichts zu tun – und bei meinem Talent für so etwas ist das auch gut so.

Alexandra Trinley: Welche Art Geschichten schreibst du am liebsten?

Oliver Fröhlich: Solche, von denen ich glaube, dass ich sie auch gerne lesen würde. Ich mag Verwicklungen, persönliche Konflikte, Rätsel, Geheimnisse und deren langsame Enthüllung. Nicht so gern mag ich extrem actionbetonte Geschichten. Klar gibt es Leser, die solche Storys lieben. Ich gehöre aber nicht dazu.

Alexandra Trinley: Vielen Dank, Oliver.

Oliver Fröhlich: Gerne.

Hier findest du Lese- und Hörproben zur 2970 und 2971.